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„Ein wahr gewordener Traum.“<br />
Wunderbar spröde, wie ein neo-folkiger Nick<br />
Cave, der sich mit Sol Invictus verbrüdert<br />
hat, klingt das neue Kunstwerk von Fire + Ice.<br />
Formvollendet britisch auch der Mann dahinter:<br />
Ian Read, Gentleman des englischen Neo Folk,<br />
redet Journalisten gern mal als „dear Sir“ an und<br />
freut sich, wenn sie ein Interesse an britischer<br />
Mythologie und an Sprachen mitbringen. Diese<br />
beiden Dinge spielen auf Fractured Man nämlich<br />
eine große Rolle. „Ein Weg, den Albumtitel<br />
zu erschließen, führt über die sogenannten<br />
Zaunreiter – jene, die zur Hälfte in unserer Welt<br />
und zur Hälfte in der Anderswelt leben. Ohne<br />
Elfen gäbe es keine Magie auf dieser Welt, doch<br />
wer sich mit ihnen abgibt, sollte wissen, was<br />
Fremdheit bedeutet.“ Fremdheit. Das sagt er als<br />
deutsches Wort. „Nun, dieses Wort verliert viel,<br />
wenn man es übersetzt“, meint er milde lächelnd.<br />
Sein erstes Album in zwölf Jahren ist übrigens<br />
genauso versponnen, mystisch und geisterhaft wie<br />
diese Aussage, beruft sich in den Texten oftmals<br />
auf alte Ausdrücke oder gar längst ausgestorbene<br />
Sprachen. „Es ist unmöglich, direkt über diese<br />
Mysterien zu sprechen“, so der Künstler. „Das<br />
Wort Mythos wird heute beinahe synonym mit<br />
Unwahrheit benutzt. Das ist insofern ein großer<br />
Fehler, als es eine höhere Wahrheit bezeichnet,<br />
die sich nur denen erschließt, die hinter die<br />
Schleier blicken können. Wenn das jemand tut,<br />
nachdem er Fractured Man gehört hat, war ich<br />
nicht umsonst auf dieser Erde.“<br />
Dass Mister Read nicht einfach Wikipedia oder<br />
Google für seine spirituelle Sinnsuche nutzt,<br />
sollte mittlerweile klar sein. „Ich traf mich<br />
regelmäßig mit der Rune-Gild in London, aber<br />
auch mit Experten wie Nigel Pennick. Den<br />
grundsätzlichen Impuls, weshalb ich an diesem<br />
Album zu arbeiten begann, kann man im<br />
Booklet nachlesen.“ Das ist sehr schön gestaltet...<br />
Digipak, mit einem künstlerischen Gemälde statt<br />
sinnfreiem Runengeschwurbel. Fire + Ice meinen<br />
es ernst, wenn sie sich schon zurückmelden.<br />
Auch musikalisch: Entrückt tönen die Songs,<br />
scheinen Tiefgreifendes zu sagen. „Ich bin nicht<br />
mehr derselbe, der an Birdking gearbeitet hat,<br />
geschweige denn an den älteren Werken. Wohin<br />
mich meine Reise bis jetzt getragen hat, wird auf<br />
dieser Veröffentlichung deutlich. Ich schreibe<br />
darüber, wer ich bin.“ Instinktiv denkt man an<br />
David Bowie, der sich aktuell Where Are We Now?<br />
fragt, denn auch Ian Read ist lange dabei. Hat mit<br />
den ganz Großen der Neo Folk-Szene gearbeitet,<br />
bei Sol Invictus gespielt, die Hälfte der Neo Folk-<br />
Welt für seine eigenen Werke verpflichtet. Auch<br />
diesmal stehen ihm Musiker von Unto Ashes,<br />
Sonne Hagal und weiteren Bands tatkräftig<br />
zur Seite, um seine ganz persönliche Vision<br />
englischer Folklore zu realisieren. „Das Werk mit<br />
Menschen zu vollenden, die alle auf ihre Weise in<br />
die Mysterien einführen, ist ein wahr gewordener<br />
Traum.“ Read zeigt ehrlichen Enthusiasmus. So<br />
voller landestypischem Understatement er auch<br />
ist... freuen kann er sich so richtig. „Alle nahmen<br />
die Herausforderung an – und sind nun ebenso<br />
stolz auf das Album, wie ich es bin.“<br />
www.facebook.com/fireiceneofolk<br />
Björn Springorum<br />
Photo: Ingrid Wultsch<br />
Discographie (Alben):<br />
Gilded By The Sun (1992)<br />
Hollow Ways (1994)<br />
Midwinter Fires (1995)<br />
Rûna (1996)<br />
Birdking (2000)<br />
Fractured Man (2012)<br />
56 - <strong>Orkus</strong>!