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„Wir spielen in kompletter Dunkelheit<br />
oder in einem Meer aus Kerzen.“<br />
Altaar Falter... Bei JR Ewing huldigte Andreas<br />
Tylden noch dem partytauglichen und Screamobeeinflussten<br />
Punk. Doch seine neue Formation<br />
zeigt den Norweger von einer ganz anderen,<br />
düsteren Seite: Experimentelle, psychedelische<br />
und schwarz gefärbte Drone-Klänge sind hier<br />
das Gesetz.<br />
„Anfangs war Altaar mein Solo-Projekt und<br />
ein Lo-Fi-Versuch mit Elementen aus Doom,<br />
Noise, Black Metal sowie Ambient/Drone.<br />
Später stieß mein Kumpel Sten hinzu, der<br />
auch auf experimentelle Musik steht.“ Aus<br />
eher pragmatischen Gründen wurde das Duo<br />
zum Quintett erweitert: „Man bot uns einen<br />
Gig mit Stephen O’Malley von Sunn O))) an,<br />
folglich brauchten wir ein vollständiges Line-<br />
Up. Die Wahl fiel schnell auf Kenneth, den<br />
ich bereits von JR Ewing kannte und der ein<br />
großartiger Schlagzeuger ist. Dazu gesellten<br />
sich noch Didrik von der Death Metal-Band<br />
Obliteration und Espen von KILLL. Seitdem<br />
hat sich nichts geändert.“ Doch wie kam der<br />
Sinneswandel vom lebensbejahenden Punk<br />
zum Deprisound à la Altaar? „Ich wollte einfach<br />
etwas Neues ausprobieren. Es schien ganz<br />
natürlich, dunklere, melancholischere und<br />
experimentellere Gefilde zu erforschen.“ Was<br />
einen Hang zur Psychedelik miteinschließt.<br />
„Ich mag den schrägen Sound vieler Kapellen<br />
aus den Sechzigern. Aber wir sind keine Retro-<br />
Band; wir wollten eher schauen, wie eine heutige<br />
Post Metal-Gruppe 1969 geklungen hätte.“<br />
Mit Altaar bewegt sich Tylden in einer derzeit<br />
schwer angesagten Schnittmenge aus Drone, Post<br />
Hardcore und Black Metal. Als Trittbrettfahrer<br />
sieht sich der sympathische Multiinstrumentalist<br />
allerdings nicht, im Gegenteil: „Ich war tief<br />
im Death Metal verwurzelt, als die Black<br />
Metal-Szene in Norwegen groß wurde. Ich<br />
ging oft in den Helvete-Plattenladen von<br />
Euronymous (ermordeter Gitarrist der Black<br />
Metal-Legende Mayhem – Anm.d.Verf.).<br />
Aber ich war viel jünger als die anderen<br />
und nie Teil des sogenannten Black Circle.<br />
Mit den Kirchenbränden und den Morden<br />
erlosch mein Interesse am Metal, und ich fand<br />
neue Inspiration beim Punk und Hardcore.<br />
Lustigerweise habe ich jetzt Kontakt mit all<br />
den Black Metal-Leuten, die damals nichts mit<br />
mir zu tun haben wollten; mit einigen bin ich<br />
sogar befreundet. Und nun hören sie Punk und<br />
Hardcore!“, erzählt er lachend.<br />
Ob Punk, Hardcore, Drone oder Metal – alle<br />
Genres eint die Liebe zum Vinyl, und so wurde<br />
das aus zwei überlangen Tracks bestehende<br />
Erstlingswerk Altaar hauptsächlich für dieses<br />
Format konzipiert. „Zunächst bestand das<br />
Album aus einem einzigen, 50-minütigen<br />
Lied. Wir haben es dann auf 20 Minuten<br />
gekürzt, damit es auf eine Vinyl-Seite passt. Ich<br />
selbst habe schon seit Jahren keine CD mehr<br />
gekauft“, schwört der Musikjunkie. Altaar<br />
erscheint trotzdem auch als CD... und auf Tape.<br />
„Kassetten sind momentan das große Ding,<br />
besonders im Metal-Underground. Ich denke,<br />
das ist eine natürliche Gegenentwicklung zum<br />
Downloadphänomen.“<br />
Im Unterschied zu den Kollegen Kvelertak, auf<br />
deren Debut Andreas sang, haben Altaar noch<br />
nie in Deutschland gastiert. „Konzertveranstalter<br />
dürfen uns gerne kontaktieren! Wir benutzen<br />
Filme und Projektionen, spielen in kompletter<br />
Dunkelheit oder in einem Meer aus Kerzen.<br />
Rockposing, riesige Backdrops und Lightshows<br />
wird es bei uns nicht geben, eher Rituale!“<br />
www.facebook.com/altaarnorway<br />
Richard Klasen<br />
Line-Up:<br />
Andreas Tylden – Gitarre, Gesang<br />
Sten Ove Toft – Elektronik, Gitarre, Klavier<br />
Espen Hangård – Gitarre, Synthesizer, Gesang<br />
Didrik Telle – Bass<br />
Kenneth Lamond – Schlagzeug<br />
62 - <strong>Orkus</strong>!