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MC: Das möchte ich lieber nicht verraten, das<br />
darf nie jemand erfahren!<br />
GL: Reichtum dürfte wohl auf Ihre Frage hin<br />
zu nennen sein. Der Klang und die Spielweise<br />
heben sich sicherlich am meisten von<br />
Bisherigem ab.<br />
MC: Herr Graf, ich werde Sie verni...<br />
CC: ... verniedlichen Sie die Bedeutung<br />
der unterschiedlichen Spielweise der<br />
Streichinstrumente nicht, Herr Coppella! Das<br />
Violoncello nicht mit dem Bogen gestrichen,<br />
sondern gezupft, und dann auch noch<br />
galvanisch verstärkt! Seltsam, dass wir darauf<br />
nicht schon 200 Jahre früher gekommen sind.<br />
O: Warum erschien es Ihnen angemessen,<br />
Maria nach Ihren Vorstellungen zu vertonen?<br />
Genauso Running Free. Fremdinterpretationen<br />
sind ja nun nichts Neues, wie man es eigentlich<br />
von einem Extrablatt erwarten darf.<br />
GL: Maria nach unseren Vorstellungen?<br />
Selbstverständlich! Unsere Originalversion von<br />
1857 war auch langsam mal fällig.<br />
B: 1859, Herr Graf.<br />
Sissy Voss: 1864. Das war das Jahr der<br />
ersten photographischen Ausstellung. Man<br />
hat uns nicht reingelassen, weil sich die zwei<br />
Klarinettisten direkt vor dem Eingang in die<br />
Haare gekriegt hatten.<br />
CC: Es gibt auch Geschichten, die noch<br />
interessant sind, wenn sie jemand anders schon<br />
erzählt hat. Es muss ja nicht alles neumodischkurzlebiger<br />
Firlefanz sein!<br />
O: Wie ist das, wenn Sie alle zusammen im<br />
Studio sind? Ein konzentriertes Zusammen-<br />
Arbeiten? Gemeinsames Tüfteln?<br />
MC: Gemeinsam und wissentlich im Studio?!<br />
Das war ein köstlicher Scherz. Ich ertrage<br />
noch nicht einmal eine Fliege in meiner Nähe.<br />
Was glauben Sie wohl, was ich den „anderen“<br />
von Coppelius zuleide tun könnte? Nach<br />
gemeinsamem Tüfteln lasse ich die Arbeit zwar<br />
möglichst aussehen, allein: das wäre nicht ganz<br />
korrekt. Ich erkläre meine Notenschrift, und<br />
wenn ein Jahr herum ist, haben alle meine<br />
Schrift entziffert. In der Zwischenzeit habe ich<br />
alles schon selbst eingespielt – normalerweise.<br />
Diese qualvolle Zeit mit einem „Tumult“ zu<br />
bezeichnen, wäre eine Untertreibung; ein Wort<br />
dafür gibt es nicht und sollte es auch nie geben.<br />
CC: Sie müssen wissen, eigentlich bevorzugen<br />
wir das Konzert. Man spürt das Auditorium,<br />
man hat den direkten Kontakt, es ist ein<br />
einzigartiger Moment, welcher da entsteht.<br />
Dass wir überhaupt inzwischen Aufnahmen<br />
gemacht haben, ist ein Kompromiss an die<br />
turbulenten modernen Zeiten.<br />
www.coppelius.eu<br />
Axel Schön<br />
Photos: Richard Schmädicke<br />
Discographie (Alben):<br />
Time-Zeit (2007)<br />
Tumult! (2009)<br />
Zinnober (2010)<br />
Extrablatt (2013)<br />
Line-Up:<br />
Max Coppella – Klarinette, Gesang<br />
Comte Caspar – Klarinette, Gesang<br />
Graf Lindorf – Cello, Gesang<br />
Sissy Voss – Kontrabass<br />
Nobusama – Schlagzeug, manchmal Gesang<br />
Bastille – Diener, Gesang, Schlagzeug,<br />
Erfrischungen, Korrespondenz,<br />
Erledigungen des täglichen Lebens<br />
<strong>Orkus</strong>! - 37