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ei aller großen Kunst, bei aller hermetischen<br />
Herangehensweise auch ein Mensch mit einem<br />
ziemlich lakonischen Sinn für Humor ist.<br />
Das passt natürlich wunderbar zu seiner<br />
lakonischen Musik. Die ist auf Push the Sky<br />
Away genauso ein Gegenstück zu Grinderman<br />
wie die Texte. Leise, sanft, melancholisch, ohne<br />
jedweden Ballast. Als hätten er und seine Bad<br />
Seeds den Himmel beiseitegeschoben – und<br />
mit ihm allen unnötigen Firlefanz. Geblieben<br />
sind reine, besondere Songs, immer wieder<br />
ornamentiert von Warren Ellis’ geisterhaften<br />
Geigenloops. „Warren und ich teilen uns<br />
mittlerweile jegliche musikalische Arbeit. Es<br />
mag merkwürdig erscheinen, warum das erst<br />
nach solch langem gemeinsamen Schaffen<br />
erfolgt, aber letztlich bin ich einfach froh, dass<br />
es doch noch passiert ist.“ Dinge wie diese<br />
geschehen eben einfach. Das gilt auch für das<br />
ätherische weiße Cover, das eine nackte Frau<br />
auf Zehenspitzen und einen Nick Cave mit<br />
schwer zu deutendem Blick am Fenster zeigt.<br />
Durchaus ungewöhnlich für diese Formation.<br />
„Und obendrein absoluter Zufall“, verrät Cave<br />
begeistert. „Das Bild entstand völlig ungeplant.<br />
Meine Frau hatte in unserem Schlafzimmer<br />
ein Photoshooting mit Dominique Issermann,<br />
mit dem wir gut befreundet sind. Sie zog sich<br />
gerade um und war nackt, als ich hereinkam.<br />
Dominique bat mich, das Fenster zu öffnen,<br />
und während ich es tat, drückte er ein paarmal<br />
ab. Dann scheuchten sie mich aus dem Raum,<br />
doch als wir die Bilder später durchsahen, waren<br />
wir uns sofort einig, dass das ein Cover werden<br />
musste.“<br />
Es sind Anekdoten wie diese, die Nick Cave<br />
einzigartig machen. Bei ihm gibt es keine<br />
Trennung zwischen Kunst und Privatleben,<br />
zwischen Partnerschaft und Business. Er lebt<br />
das, was er singt... oder andersherum. Einmal<br />
mehr kann es also kein Zufall sein, wenn es<br />
im finalen Titeltrack heißt: „Some people say<br />
it’s just rock’n’roll, but it gets you right down<br />
to your soul.“ – „Dieser Vers führt in etwas<br />
zutiefst Fundamentales“, sagt Cave. „Ich bin<br />
unglaublich glücklich darüber, das Album mit<br />
diesen Zeilen zu beschließen, denn es sind<br />
endlich mal weniger visuelle Worte und eher<br />
Ausschussware. Doch sie passten nie besser<br />
als zum Ende dieses Liedes.“ So entlässt uns<br />
das poetische Push the Sky Away mit dem<br />
ernüchternden Statement, dass auch Nick Cave<br />
nicht mehr ist als ein Rock’n’Roller wie Du und<br />
ich. Aber genau das verleiht dem Ganzen das<br />
letzte Quäntchen Größe.<br />
www.nickcave.com<br />
Björn Springorum<br />
Photo (links): Cat Stevens, Photo (groß): Bleddyn Butcher<br />
Discographie (Alben):<br />
From Her To Eternity (1984)<br />
The Firstborn Is Dead (1985)<br />
Kicking Against The Pricks (1986)<br />
Your Funeral... My Trial (1986)<br />
Tender Prey (1988)<br />
The Good Son (1990)<br />
Henry’s Dream (1992)<br />
Live Seeds (live, 1993)<br />
Let Love In (1994)<br />
Murder Ballads (1996)<br />
The Boatman’s Call (1997)<br />
No More Shall We Part (2001)<br />
Nocturama (2003)<br />
Abattoir Blues/The Lyre of Orpheus (2004)<br />
The Abattoir Blues Tour (live, 2007)<br />
Dig!!! Lazarus Dig!!! (2008)<br />
Live At The Royal Albert Hall (live, 2008)<br />
Push the Sky Away (2013)<br />
Line-Up:<br />
Nick Cave – Gesang, Klavier, Orgel, Gitarre<br />
Warren Ellis – Geige, Mandoline, Bouzouki,<br />
Gesang<br />
Conway Savage – Klavier, Orgel, Gesang<br />
Martyn P. Casey – Bass, Gesang<br />
Thomas Wydler – Schlagzeug, Percussion, Gesang<br />
Jim Sclavunos – Schlagzeug, Percussion, Orgel,<br />
Gesang<br />
<strong>Orkus</strong>! - 61