Abschnitt I: Industrie in Rheinland-Pfalz - Inmit
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<strong>Abschnitt</strong> II: Schuh<strong>in</strong>dustrie<br />
Strukturwandel <strong>in</strong> der Schuh<strong>in</strong>dustrie<br />
Marktveränderungen<br />
Marktsegmente<br />
Der Branchenschwerpunkt der rhe<strong>in</strong>landpfälzischen<br />
Schuh<strong>in</strong>dustrie liegt e<strong>in</strong>deutig im<br />
Damenschuhbereich (Straßenschuhe und Sandalen).<br />
Die Produktion von Herrenschuhen hat <strong>in</strong><br />
Rhe<strong>in</strong>land-<strong>Pfalz</strong> so gut wie ke<strong>in</strong>e Bedeutung.<br />
Prägendes Merkmal der rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen<br />
Schuh<strong>in</strong>dustrie ist die Positionierung im qualitativ<br />
höherwertigen und hochpreisigen Marktsegment.<br />
So betrug der durchschnittliche Produktionswert<br />
e<strong>in</strong>es Paares Lederstraßenschuhe für Damen im<br />
rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen Kernsegment mit mehr als<br />
37 EUR im Jahr 2001 deutlich mehr als im übrigen<br />
Deutschland (30 EUR). Die Konzentration<br />
auf dieses Marktsegment br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>ige Besonderheiten<br />
mit sich, die e<strong>in</strong>en Vergleich mit der<br />
Schuh<strong>in</strong>dustrie im Bundesgebiet erschweren.<br />
Charakteristika des Produktionsprozesses<br />
Der Produktionsprozess ist noch durch zahlreiche<br />
stark personal<strong>in</strong>tensive Tätigkeiten geprägt.<br />
Im Montagebereich s<strong>in</strong>d bereits Rationalisierungsmaßnahmen<br />
durchgeführt worden. In vielen<br />
Bereichen s<strong>in</strong>d kaum Rationalisierungspotenziale<br />
vorhanden, da handwerkliche Tätigkeit aufgrund<br />
kle<strong>in</strong>er Serien und der benötigten Flexibilität<br />
kaum substituierbar ist.<br />
Globalisierung<br />
Die deutsche Schuh<strong>in</strong>dustrie gehört zu den<br />
Branchen, die bereits früh die Chancen der Globalisierung<br />
erkannt haben. Denn bed<strong>in</strong>gt durch<br />
den Strukturwandel <strong>in</strong> der Schuhbranche sehen<br />
sich die Unternehmen seit Jahren e<strong>in</strong>em wachsenden<br />
Konkurrenz- und Preisdruck ausgesetzt.<br />
Insbesondere die Importe aus den Niedriglohnländern<br />
wie Ch<strong>in</strong>a oder Osteuropa zw<strong>in</strong>gen die<br />
Unternehmen, Effizienzpotenziale auszuschöpfen<br />
und die Möglichkeiten der <strong>in</strong>ternationalen Arbeitsteilung<br />
zu nutzen. Die IHK <strong>Pfalz</strong> unterstützt daher<br />
die ersten Anläufe der Schuhunternehmen <strong>in</strong><br />
ihrem Bestreben, <strong>in</strong>ternational tätig zu werden.<br />
Verschiedene Projekte wie beispielsweise Unternehmerkontaktbörsen,<br />
Messen und Firmenbesuche<br />
fördern Kontakte zu ausländischen Unternehmen.<br />
So konnte sich bereits e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
rhe<strong>in</strong>land-pfälzischer Unternehmen aus den<br />
schuhnahen Branchen auf dem brasilianischen<br />
Markt etablieren. Als nächster Schritt ist die Erschließung<br />
des zukunftsträchtigen ch<strong>in</strong>esischen<br />
Markts geplant.<br />
Globale Vermarktungsaktivitäten haben jedoch<br />
nicht zwangsläufig und <strong>in</strong> jedem Fall zur Folge,<br />
dass e<strong>in</strong>e Verlagerung der Produktionskapazitäten<br />
<strong>in</strong>s Ausland s<strong>in</strong>nvoll ist. Typisch für die Produktion<br />
im höherpreisigen Marktsegment s<strong>in</strong>d<br />
kle<strong>in</strong>e Serien, die den Markterfordernissen<br />
schnell und flexibel angepasst werden müssen.<br />
Da bei e<strong>in</strong>er Auslandsproduktion deutlich längere<br />
Vorlaufzeiten e<strong>in</strong>zuplanen s<strong>in</strong>d, steigt das Risiko<br />
aufgrund von Modeschwankungen. Mit Blick auf<br />
die hohen qualifikatorischen Anforderungen bei<br />
der Herstellung von hochwertigen Lederschuhen<br />
s<strong>in</strong>d Fehlproduktionen ebenfalls nicht auszuschließen.<br />
Deshalb haben e<strong>in</strong>ige Unternehmen<br />
ihre Produktion z.T. wieder nach Deutschland<br />
zurückverlagert.<br />
Veränderungen auf Seiten der Kunden<br />
Neben den Globalisierungstendenzen der Schuhmärkte<br />
bilden Veränderungen auf Abnehmerseite<br />
die zentralen Facetten des strukturellen Wandels<br />
<strong>in</strong> der Schuh<strong>in</strong>dustrie.<br />
Der Fache<strong>in</strong>zelhandel als traditioneller Abnehmer<br />
der rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen Schuh<strong>in</strong>dustrie verliert<br />
kont<strong>in</strong>uierlich Marktanteile; preisaggressive Discounter<br />
sowie großflächige Warenhäuser s<strong>in</strong>d die<br />
Gew<strong>in</strong>ner des Wettbewerbs der Betriebstypen.<br />
Diese beiden Betriebstypen zählen jedoch kaum<br />
zu den Abnehmern der rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen<br />
Produzenten. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d die Kunden<br />
immer weniger bereit, hohe Preise für Bekleidung<br />
und Schuhe zu bezahlen. Deshalb ist der Schuhhandel<br />
von e<strong>in</strong>er negativen Konjunkturentwicklung<br />
überproportional betroffen. Zudem erschwert<br />
die zunehmende Dynamisierung des Kundenverhaltens<br />
die Befriedigung der Kundenbedürfnisse.<br />
Die Lebenszyklen der Produkte verkürzen sich,<br />
das Risiko für die Hersteller <strong>in</strong> modeabhängigen<br />
Branchen steigt.<br />
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