Abschnitt I: Industrie in Rheinland-Pfalz - Inmit
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<strong>Abschnitt</strong> I: <strong>Industrie</strong> <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-<strong>Pfalz</strong><br />
werke. Spezialisierung, Nähe und Netzwerke<br />
können zu standortbezogenen Synergieeffekten<br />
führen, <strong>in</strong>dem Wettbewerb und Kooperation zwischen<br />
den Akteuren des Clusters e<strong>in</strong>e sich gegenseitig<br />
verstärkende wirtschaftliche Dynamik<br />
entfalten und den Standortverbund attraktiv für<br />
Neugründung oder -ansiedlung von Unternehmen<br />
machen. Nach Porters Diamant-Modell<br />
bestimmen vier Dimensionen des Wirtschaftsumfelds<br />
das Synergiepotenzial e<strong>in</strong>es Clusters: die<br />
regionalen Nachfrage- und Faktorbed<strong>in</strong>gungen,<br />
der Zugang zu Zulieferbetrieben und verwandten<br />
Branchen und die Wettbewerbssituation unter<br />
den ansässigen Unternehmen. Demnach s<strong>in</strong>d die<br />
zu erwartenden Verbundeffekte umso größer, je<br />
anspruchsvoller die regionalen Kunden s<strong>in</strong>d, je<br />
höher Verfügbarkeit und Qualität der spezialisierten<br />
Produktionsfaktoren s<strong>in</strong>d, je besser der Zugang<br />
zu regionalen wettbewerbsstarken Zulieferunternehmen<br />
ist und je differenzierter die Wettbewerbsstrategien<br />
der im offenen Wettbewerb<br />
zue<strong>in</strong>ander stehenden regionalen Unternehmen<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Vere<strong>in</strong>facht lassen sich Cluster als geografische<br />
Konzentration von netzwerkartig über Wertschöpfungsketten,<br />
geme<strong>in</strong>same Absatz- und Beschaffungsmärkte<br />
oder Technologien mite<strong>in</strong>ander<br />
verbundenen Unternehmen mit der dazu gehörenden<br />
Forschungs-, Entwicklungs- Ausbildungsund<br />
unterstützende Infrastruktur beschreiben. E<strong>in</strong><br />
prom<strong>in</strong>entes Beispiel für e<strong>in</strong>en Cluster ist das<br />
amerikanische Silicon Valley mit se<strong>in</strong>em Cluster<br />
der Informationstechnologie.<br />
In e<strong>in</strong>em für Rhe<strong>in</strong>land-<strong>Pfalz</strong> als Steuerungs<strong>in</strong>strument<br />
zur Entwicklung von Land, Branchen<br />
und Regionen im Rahmen der Studie „Regionen<br />
und Branchen im Wandel“ entworfenem Modell<br />
besteht e<strong>in</strong> Cluster idealtypisch – ähnlich e<strong>in</strong>er<br />
Zwiebel – aus mehreren Schalen: Im <strong>in</strong>nersten<br />
Kern s<strong>in</strong>d Hochschulen und Forschungs<strong>in</strong>stitute<br />
zu f<strong>in</strong>den, die Grundlagenforschung betreiben<br />
und ausbilden. Die zweite Schale bilden angewandte<br />
Forschungs<strong>in</strong>stitute gefolgt von Unternehmen<br />
der als Primärbereich bezeichneten<br />
dritten Schale. Der Primärbereich funktioniert als<br />
Zulieferer für die Schalen vier und fünf. Die vierte<br />
Schale setzt sich aus Forschungslaboren großer<br />
Unternehmen zusammen, die wiederum von der<br />
fünften Schale umschlossen s<strong>in</strong>d. Dort f<strong>in</strong>den<br />
sich Entwicklungs- und Produktionsbereiche von<br />
Anwender- oder Dienstleistungsunternehmen. Es<br />
wird angenommen, dass die Verb<strong>in</strong>dung dieser<br />
fünf Schalen des Modells neben dem Austausch<br />
von Lieferungen und Leistungen durch so genannte<br />
Innovationsketten zustande kommt. Entlang<br />
dieser Innovationsketten sollen der Transfer<br />
und die weitere Diffusion von Wissen und Technologie<br />
aus der Forschung <strong>in</strong> die Wirtschaft erfolgen<br />
und dort marktfähige Innovationen generieren.<br />
Wettbewerbsfähigkeit im Standortverbund<br />
Die Erschließung neuer Märkte und die Entwicklung<br />
<strong>in</strong>novativer, forschungs- und wissens<strong>in</strong>tensiver<br />
Produkte und Dienstleistungen kann e<strong>in</strong>e<br />
geeignete Strategie für die rhe<strong>in</strong>land-pfälzische<br />
<strong>Industrie</strong> se<strong>in</strong>, die Herausforderungen der Öffnung<br />
und Integration der Weltmärkte zu meistern<br />
und wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Ausführungen<br />
zum Fokusthema „Bedeutung der Globalisierung<br />
für den <strong>in</strong>dustriellen Mittelstand“ haben<br />
deutlich gemacht, dass sich große wie mittelständische<br />
Unternehmen gleichermaßen auf ihre<br />
Kernkompetenzen konzentrieren, ihre Wertschöpfungsketten<br />
zerlegen und diese - Standort<br />
übergreifend - bei gleichzeitiger Optimierung der<br />
Geschäftsprozesse reorganisieren. Neue Märkte<br />
eröffnen Standortalternativen, zum Beispiel im<br />
Zuge der Osterweiterung der Europäischen Union.<br />
Insbesondere Unternehmen der Zuliefer<strong>in</strong>dustrie<br />
droht e<strong>in</strong> Auftragsverlust, wenn sie<br />
Standortwechseln von Großkunden nicht folgen<br />
können. Zusätzlich spüren sie verstärkt den<br />
Wettbewerbsdruck ausländischer Anbieter.<br />
Cluster <strong>in</strong> der Wirtschaftsförderung<br />
Sowohl Standortverlagerungen als auch mangelnde<br />
Wettbewerbsfähigkeit haben häufig Arbeitsplatzverluste<br />
am betroffenen Unternehmensstandort<br />
zur Folge. Im Zusammenhang mit<br />
der Beschäftigungssicherung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region<br />
f<strong>in</strong>det der Clusteransatz <strong>in</strong> Europa vor allem unter<br />
den Akteuren der öffentlichen Wirtschaftsförderung<br />
verstärkt Beachtung. Im Wettbewerb der<br />
Regionen sche<strong>in</strong>t die Unterstützung von <strong>in</strong>dustriellen<br />
Clustern anstelle der e<strong>in</strong>zelbetrieblichen<br />
Förderung besonders <strong>in</strong> Zeiten knapper öffentlicher<br />
Mittel e<strong>in</strong> Erfolg versprechender Weg, die<br />
Attraktivität von <strong>Industrie</strong>standorten durch Standortverbunde<br />
zu stärken und somit zur Beschäftigungssicherung<br />
beizutragen.<br />
Ziel solcher politischen Clusterstrategien ist es,<br />
durch die systematische und aktive Gestaltung<br />
e<strong>in</strong>es <strong>Industrie</strong>standorts und se<strong>in</strong>es Umfelds<br />
e<strong>in</strong>en spezialisierten Standortverbund zu schaffen,<br />
aus dem sich für die ansässigen Unternehmen<br />
standortabhängige, anderswo schwer reproduzierbare<br />
Wettbewerbsvorteile ergeben. Die<br />
regionale Vernetzung spezifischer FuE-<br />
Ressourcen mit den Unternehmen im S<strong>in</strong>ne der<br />
Innovationsketten des oben skizzierten Cluster-<br />
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