Elin Hirvi Dunkle Häfen - BookRix
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Ramis tat, worum man sie bat und gab es der Frau. Natürlich war auf dem<br />
Kästchen ein Schwanenemblem, es war ein Schmuckkästchen aus dunkelrotem<br />
Samt und Silber. Jedes Detail daran war schon ein Kunstwerk.<br />
"Schön, nicht wahr?" Man hatte ihren bewundernden Blick bemerkt. "Ein<br />
Geschenk..." fügte die Alte hinzu, als würde das alles erklären und nahm es an sich.<br />
Ramis war froh, es aus der Hand zu haben. Jeder einzelne Gegenstand dieses<br />
Hauses war ihr inzwischen unheimlich. Mit ihrer freien Hand öffnete die alte Dame<br />
das Kästchen und holte einen kleinen Gegenstand heraus. Ihre dünnen Finger<br />
umschlossen ihn kurz und schoben ihn dann rasch auf Ramis Finger, denn es war<br />
ein Ring. Ramis erkannte ihn sofort. Es war, als hätte sie ihn schon seit Jahren<br />
gekannt, doch sie hatte ihn erst vor kurzem entdeckt. Verführerisch funkelte der<br />
Rubin nun an ihrer Hand auf. Er sah genauso aus, wie auf dem Gemälde. Die<br />
zierlichen, goldenen Schlangen wanden sich jetzt um ihren Finger. Sie zeugten von<br />
feinster Handarbeit und großem Wert. Es war echtes Gold und ein echter,<br />
wunderschön geschliffener Rubin. Sein Glanz verzauberte. Ramis glaubte einen<br />
Moment, die unerklärliche Traurigkeit der Frau, deren Antlitz in dem anderen<br />
Zimmer hing, deutlicher als zuvor zu spüren. Es war ihr Ring gewesen.<br />
"Das ist mein Vermächtnis an dich", flüsterte die alte Dame wieder.<br />
Ihre Stimme verlor beständig an Kraft und wurde zusehends leiser, während ihr<br />
Gesicht immer blasser wurde.<br />
"Der Ring, er hat dich ausgesucht. Es ist kein normaler Ring, das musste ich<br />
einst feststellen. Wäre er es doch gewesen! Doch er bringt Unglück, er ist verflucht,<br />
genau wie die, die er sich aussucht! Als ich ihn einst bekam, ahnte ich nichts von<br />
dem Unglück, das er in sich trug. Eine alte Frau gab ihn mir und sie hatte ihn vor<br />
langer Zeit von einer anderen bekommen. Er wurde immer weitergegeben, trotz des<br />
Fluches, von Frau zu Frau. Uns bleibt keine Wahl, er findet immer einen Weg, zu<br />
der zurückzukehren, die er erwählt hat. Komme niemals auf die Idee, ihn zu<br />
verkaufen oder wegzuwerfen. Er wird dich überall finden. Und wenn du ihn<br />
verlierst, so hüte dich vor dem, der ihn dir wiederbringt. Er wird deinen Untergang<br />
bedeuten."<br />
Die alte Frau verstummte für eine ganze Weile. Währenddessen starrte Ramis<br />
gebannt in die Tiefe des Steins. Sie glaubte alles, was sie über den Ring erfahren<br />
hatte. In ihm lag etwas Unheilvolles. Sie war sogar versucht, das andere ebenfalls<br />
zu glauben, was die Dame ihr erzählt hatte, so verrückt sie auch war. Es hatte so<br />
bestimmt und überzeugt geklungen. Ramis sehnte sich plötzlich nach jemandem,<br />
der ihr befahl, einfach hier rauszugehen und das alles als Unfug einer armen Irren<br />
abzutun, denn sie selbst war dazu nicht fähig. Die Frau hatte in der Zwischenzeit<br />
die Augen geschlossen und schien zu schlafen. Ramis hockte nervös am Bett und<br />
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