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Elin Hirvi Dunkle Häfen - BookRix

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Edward zog eine Grimasse.<br />

"Ich wusste, du hättest etwas dagegen. Ich habe sie in dem Schwanenzimmer<br />

gefunden. Du warst so aufgeregt deswegen und so habe ich es gelassen, es dir zu<br />

sagen."<br />

"Du hast recht, es regt mich auf! War es dir denn immer noch nicht genug, dass<br />

sich dieses Haus schier mit uns in Rauch aufgelöst hat? Ich dachte, jeden Moment<br />

verschlingt uns etwas!"<br />

"Aber Tante, ohne diese Kette säßen wir jetzt auf der Straße!"<br />

"Du hast recht. Entschuldige. Aber alles, was mit diesem Haus zu tun hat, macht<br />

mir Angst. Ich will es nicht bei mir haben." Ramis lächelte zerknirscht.<br />

"Und dein Ring?"<br />

"Das ist eine andere Sache. Ich muss ihn bei mir tragen!"<br />

"Warum?"<br />

Es stimmte wohl, dass Kinder dauernd fragen müssen, dachte Ramis bei sich. Sie<br />

erklärte es ihm, so gut sie konnte. Natürlich verstand er sie nicht. Für ihn gab es<br />

keine Flüche, vor allem keine lebendigen Ringe. Er konnte nicht nachvollziehen,<br />

warum sie ihn nicht einfach verkaufte. Es würde ihnen so viel Geld einbringen! In<br />

seinem kurzen Leben hatte Edward bereits gelernt, wie wichtig Geld war. Immer<br />

ging es ums Geld. Deshalb war Ramis ja auch so neu für ihn. In ihrem Leben<br />

spielte Geld kaum eine Rolle, sie besorgte sich so viel, wie sie zum Leben brauchte<br />

und nach mehr trachtete sie gar nicht. Es gab viel Wichtigeres für sie. Doch auch<br />

sie hatte schon gemerkt, dass die, die das Geld hatten, die Welt regierten. Leute wie<br />

Sir Edward und seine Freunde, die konnten alles haben, was sie wollten. Sie<br />

mussten scheinbar nichts tun, um es zu bekommen, es wurde ihnen in die Wiege<br />

gelegt. Ramis wusste auch, dass das Geld nie da war, wenn sie es brauchte. Es<br />

schien allerdings ziemlich sinnlos, sich darüber zu ärgern. Es gab so viele<br />

Ungerechtigkeiten, dass man darüber toll werden konnte.<br />

Fangen wir doch einfach hier an, wo man etwas ausrichten kann.<br />

Sie gab Edward, dem ungewollten Kind, einen unbeholfenen Kuss auf die<br />

schmutzige Wange. Sie waren beide so unerfahren darin, Zuneigung zu zeigen und<br />

zu empfangen. Lettice hatte nie die Zeit gehabt, ihren Sohn als Kleinkind zu herzen<br />

und zu lieben, wie es eine Mutter sollte. In der Gegenwart hatte sie es ganz<br />

aufgegeben und schimpfte ständig mit ihm. Edward war angesichts dieses<br />

Freundschaftsbeweises plötzlich sehr scheu. Ramis wuchs er dafür nur noch mehr<br />

ans Herz. Wenn er nicht da war, fehlte ihr etwas. Nachts schlief er an ihrer Seite<br />

und Ramis fühlte sich nicht mehr so verzweifelt. Immer mehr glaubte sie, man hätte<br />

ihr ihr verlorenes Kind zurückgegeben.<br />

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