Elin Hirvi Dunkle Häfen - BookRix
Elin Hirvi Dunkle Häfen - BookRix
Elin Hirvi Dunkle Häfen - BookRix
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
utale Gewalttätigkeit aus, dass das Mädchen versuchte, sich durch die Wand zu<br />
drücken, doch die kalten Wände ließen es nicht hindurch.<br />
"Warum tust du das?", lallte er unsicher.<br />
"Warum hast du dich so verändert, du kleine Schlampe?", brüllte er Ramis<br />
plötzlich an und stürzte sich auf sie.<br />
Ihr blieb die Luft weg, als er auf ihrem Bauch landete. Eine Woge des Entsetzens<br />
überwältigte sie. Die Furcht um ihr Kind verlieh ihr neue Kraft und sie stieß ihn<br />
von sich, so dass er zu Boden stürzte. Sie mühte sich aus den Decken, um zu<br />
fliehen, aber sie stolperte über seine Gestalt, die sich gerade aufrappelte. Der<br />
Aufprall machte sie fast bewusstlos. Ein stechender Schmerz raste durch ihren<br />
Bauch. Sir Edward beugte sich schon wieder über sie.<br />
"Du willst mich nicht!", stieß er hervor. "Du miese Verräterin!"<br />
Ein hinterhältiger Schlag in den Unterleib brachte den unerträglichen Schmerz<br />
zum Explodieren. Ihr Rock durchtränkte sich auf einmal mit Blut, als etwas in ihr<br />
riss. Bei der nächsten Welle des Schmerzes schrie sie markerschütternd auf, dann<br />
versank sie in seliger Schwärze.<br />
Um Ramis herum war alles verschwommen. Die Zimmerdecke über ihr bewegte<br />
sich und waberte und die Wände drehten sich wild. Es gab keine Form mehr. Auch<br />
wenn sie die Augen schloss, war alles in Bewegung. Sie stöhnte. Brennende<br />
Schmerzen bohrten in ihr. Weit entfernt vernahm sie eine Stimme, die einen Halt in<br />
diesem Chaos darstellte.<br />
"Ramis! Wach endlich auf!"<br />
Ramis öffnete wieder die Augen und erblickte eine Frau wie den Mittelpunkt<br />
eines gewaltigen Strudels. Sie erinnerte sich an nichts. Ihr war so schlecht.<br />
"Mama!", krächzte sie. "Ich sterbe, aber im Himmel wollen sie mich nicht!"<br />
"Ssschht", machte die Frau und setzte ihr eine Schale an die Lippen.<br />
Kühle Flüssigkeit rann durch ihre ausgedörrte Kehle und augenblicklich sank sie<br />
wieder in einen tiefen Schlaf.<br />
Als sie wieder erwachte, war die Erinnerung wieder da. Mit verzerrtem Gesicht<br />
blickte sie auf die Decke, unter der sich kein dicker Bauch mehr hob.<br />
"Ist es schon da?", fragte sie mit einer erschreckend kindlichen Stimme, wie ein<br />
Kind, das gespannt auf ein Geschenk wartet, das man ihm bereits versprochen hat.<br />
87