Elin Hirvi Dunkle Häfen - BookRix
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Lettice weinte wieder.<br />
Ramis neben ihr wurde auch von krampfhaften Zuckungen geschüttelt, jedes<br />
Wort schien ihr unsägliche Pein zu bereiten.<br />
"Der Reihe nach vergewaltigten sie mich und schnitten mich mit ihren Messern.<br />
Es war die Hölle. Vielleicht kannst du das verstehen. Sie ließen mich halbtot<br />
zurück. Ich war halb ohnmächtig und konnte mich nicht regen, ohne dass es<br />
unerträglich schmerzte. Ich hörte wie durch einen Nebel die Schreie der anderen.<br />
Ich lag lange da, die Zeit hatte keine Bedeutung mehr, außer dass jede Sekunde zu<br />
einer Ewigkeit wurde. Aber dann kam ein weiterer Mann herein. Mein Zustand<br />
kümmerte ihn nicht, er fiel über mich her. Im Haus roch es inzwischen nach Rauch,<br />
irgendwo brannte es lichterloh und das Feuer griff auf alle Zimmer über. Als du<br />
hereinkamst, wollte ich nur noch sterben. Weißt du noch, was du damals gesagt<br />
hast, über die Kleine, die man so übel zugerichtet hatte? Die von der Straße? Du<br />
hattest recht, es ist kein Leben mehr... Du warst wie ein Engel, der mich holen kam.<br />
Ich dachte, für Huren ist kein Platz im Himmel, dann fiel ich wieder in Ohnmacht...<br />
Den Rest kennst du..."<br />
Lettice schwieg nach einem Schluchzen.<br />
Ramis tätschelte ihre Hand.<br />
"Ich bin kein Engel! Sie haben mich gesucht!"<br />
Erneut war sie an allem schuld. Es ging nicht um das Wollen. Sie hatte das<br />
Unheil über ihre Mitbewohner gebracht, so wie seit jeher, so wie Madame es gesagt<br />
hatte. Du trägst das Leid am Hals! Es stimmte und es saß in allem, was mit ihr in<br />
Berührung kam. Schmerz und Blut waren ihre stetigen Begleiter. Alles, was sie tat,<br />
wandelte sich in Unheil um. Vor ihr lag Lettice verwüsteter Körper und belastete<br />
sie auf eine unerträgliche Weise. Auch sie hatte Ramis nun auf dem Gewissen.<br />
"Ich wusste doch nicht..."<br />
"Schon gut, Ramis, es ist nicht deine Schuld...“<br />
"Ich wünschte, ich könnte das glauben! Du hättest mich niemals mitnehmen<br />
dürfen!"<br />
Verfluchte! Du hast das Unheil über uns gebracht! Die grauenvolle Stimme<br />
hallte in jedem Winkel ihres Bewusstseins.<br />
"Ich bin verflucht!", stöhnte sie gramvoll. "Auf mir lastet das Blut vieler<br />
Menschen und an meinen Fersen heftet die Verwüstung! Bitte, verzeih mir!"<br />
"Ich will es nicht mehr hören! Dich trifft keine Schuld! Diese Drecksäcke sind<br />
es, die in die Hölle gehören!"<br />
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