Elin Hirvi Dunkle Häfen - BookRix
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anderen Grund geben. Zudem war die Abneigung schon da gewesen, bevor sie ihn<br />
gesehen hatte, das spürte sie.<br />
Als sich das Königspaar gesetzt hatte, begann eine Zeremonie, zumindest hielt<br />
Ramis es für eine. Die wichtigen Leute traten vor den Thron, um ihre Anwesenheit<br />
zu zeigen. Auch Sir Edward nahm daran teil.<br />
Ramis hatte weiche Knie, als sie nach vorne traten. Vorsichtig hielt sie beim<br />
Knicks den Blick gesenkt, bis sie doch neugierig hochsah. Kurz traf sie den Blick<br />
des Königs und einen Moment glaubte Ramis irgendetwas in Williams Augen zu<br />
sehen, dann war es schon wieder weg, ehe sie es erkennen konnte. Er und seine<br />
Königin wandten sich bereits den Nächsten zu. Anschließend gab es ein wenig<br />
Tanz. Später war ein Essen eingeplant, wie Ramis den Gesprächen entnehmen<br />
konnte. Sir Edward hatte sich natürlich nicht die Mühe gemacht, sie darüber oder<br />
über sonst etwas zu informieren.<br />
Sie fühlte sich weiterhin verloren. An ihr streifte jemand vorbei und sie blickte<br />
sich um. Zuerst hielt sie ihn für einen kleinwüchsigen Mann, dann erkannte sie,<br />
dass es ein Junge war. Er war wie ein Erwachsener gekleidet und schlaksig.<br />
Schwarze Haare standen nicht mehr ganz ordentlich um seinen Kopf. Er warf ihr<br />
einen Blick zu, gelangweilt, doch gleich darauf blitzte Schalk darin auf. Seine<br />
Augen waren von einen ungewöhnlichen Dunkelblau, ähnlich dem Nachthimmel.<br />
Sie sahen sich an, zwei junge Leute in einem lauten, vollen Saal und Ramis hatte<br />
das Gefühl, dass er sie als einziger verstand. Er schien ihre stummen<br />
Verzweiflungsschreie, die an sonst allen Menschen in diesem Saal abprallten, zu<br />
hören. Er konnte bestimmt die Verwirrung in ihren Augen lesen. Doch der<br />
Augenblick ging vorüber und er schlenderte weiter. Sie wollte hinterherrennen und<br />
ihm sagen, er solle sie von hier wegbringen, weit weg von diesem Lärm. Natürlich<br />
tat sie es nicht.<br />
Die Leute nahmen Aufstellung und begannen einen komplizierten Tanz. Die<br />
Partner wechselten öfters, zu ihrer Erleichterung fing Sir Edward mit einer anderen<br />
Dame an und sie geriet an einen freundlichen, jungen Offizier, der sehr viel redete<br />
und sie deshalb nicht forderte. Zum Glück stellte er keine Fragen. Wie hätte sie<br />
auch über einen nicht vorhandenen Landsitz einer nicht vorhandenen Familie<br />
erzählen können. Nach ein paar Runden begann ihr das Herumschwingen sogar<br />
Spaß zu machen. Sie hatte nicht gewusst, dass sie tanzen konnte. Der junge Offizier<br />
schien sie sympathisch zu finden, denn er tauchte recht oft vor ihr auf.<br />
Doch ihre Hochstimmung schwand schlagartig, als sie Sir Edward vor sich sah.<br />
„Dieser Tanz gehört mir, kleine Semi!“, flüsterte er ihr zu. „Und vergiss nicht,<br />
wer dich heute hierher gebracht hat!“<br />
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