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CICERO<br />
Leserbriefe<br />
FORUM<br />
Es geht um den Islam, Amerika, Karl Lauterbachs<br />
medizinische Kompetenz und bärtige Jungfrauen<br />
Zum Beitrag „Die zaudernde Weltmacht“ von Roger Cohen, August 2014<br />
Was die Welt nicht braucht<br />
Amerika war und ist zweifellos in vielen Bereichen führend, und die Welt hat<br />
ihm sicher etliche positive, erfreuliche Entwicklungen zu verdanken, aber es<br />
trägt auch für viele Fehlentwicklungen Verantwortung. Ob die Welt alles, was<br />
aus Amerika kommend über sie geschwappt ist, wirklich gebraucht hätte, sei einmal<br />
dahingestellt, entziehen konnte sie sich ihm nur schwerlich. Was die Welt<br />
aber keinesfalls braucht, weil es sie destabilisiert und ihre Ordnung völlig durcheinanderbringt,<br />
ist eine freiheitlich demokratische Weltmacht, die demokratische<br />
Grundsätze leichtfertig über Bord wirft, wenn sie es für angeraten hält, und die<br />
Gesetze anderer Staaten missachtet.<br />
Nelly Böhmert, Rodenbach<br />
Zum Beitrag „Totalitäre Religion“ von<br />
Frank A. Meyer, August 2014<br />
Treffende Worte<br />
Vielen Dank für die treffenden<br />
Worte in Ihrem Artikel. Es ist so nötig,<br />
dass jemand das Offensichtliche<br />
formuliert und auf den Punkt bringt.<br />
Leider ist die deutsche Gesellschaft<br />
mehr und mehr von einer linken<br />
Sichtweise dominiert, die eine kritische<br />
Auseinandersetzung mit Themen<br />
der Integration und eben auch<br />
mit dem Islam unmöglich macht. Ich<br />
habe mich oft gefragt, woran das<br />
liegt. Wahrscheinlich ist es eine Mischung<br />
aus dem von Sigmund Freud<br />
formulierten Abwehrmechanismus<br />
„Reaktionsbildung“ (bei dem unangemessene<br />
Gedanken abgewehrt<br />
werden, indem sie ins Gegenteil umgekehrt<br />
werden) und einer unerträglichen<br />
kognitiven Dissonanz, die<br />
entstehen würde, wenn die Wirklichkeit<br />
in die Vorstellungswelt vieler<br />
Sozialromantiker Einzug halten<br />
würde.<br />
Daniel Spitzer, Heilbronn<br />
Religion ist nie modern<br />
Als ich in der Unterzeile von der<br />
Überlegenheit des „christlich-jüdischen<br />
Kulturkreises“ las, hatte<br />
ich einen Moment lang Zweifel am<br />
sonst so kritischen Blick von Herrn<br />
Meyer. Aber zum Glück hat die Redaktion<br />
den Kommentar nur falsch<br />
zusammengefasst. Vom Christenund<br />
Judentum muss in einem Artikel<br />
über den reaktionären Islam (übrigens<br />
eine gute Analyse!) gar nicht<br />
vergleichend die Rede sein, da jede<br />
Religion, wie Meyer schreibt, „Behinderung<br />
von Intelligenz, von Neugierde,<br />
von Ehrgeiz, von Eigenverantwortung<br />
– von Leben“ ist. Mit<br />
Schaudern denke ich ans Luther-Jubiläum<br />
in drei Jahren, wenn es wieder<br />
allerorten heißen wird, wie modern<br />
„unsere“ Religion ist. Religion<br />
ist nie modern, muss es auch nicht<br />
sein. Denn die Selbstentwürdigung<br />
des Menschen durch den Glauben<br />
an einen, der ihn und andere lenkt,<br />
wohnt jeder Religion inne.<br />
Tilman Lucke, Berlin<br />
Danke<br />
Danke für Ihren aufklärerischen<br />
und gradlinigen Beitrag im <strong>neue</strong>n<br />
<strong>Cicero</strong>. Nicht immer liebe ich, was<br />
Sie schreiben, aber lese alles. Dieser<br />
Beitrag ist so klar, dass ich mich<br />
spontan dafür bedanken muss.<br />
Kurt Reuter, Heusenstamm<br />
Mangelnde Seriosität<br />
Die August-Ausgabe des <strong>Cicero</strong><br />
steht unter dem Titel: „Ist der Islam<br />
böse?“ Als ich das sah, hoffte<br />
ich, dass es in dem Heft um Ressentiments<br />
gehen würde, und<br />
nicht, dass abgestandene Ressentiments<br />
ein weiteres Mal aufgewärmt<br />
würden.<br />
Da Herr Meyer nicht als Experte<br />
ausgewiesen wird, gehe ich<br />
davon aus, dass er vom Islam ungefähr<br />
so viel weiß wie andere informierte<br />
Menschen auch. Nun kann<br />
es ja erfrischend sein, wenn informierte<br />
Laien ihre Eindrücke und<br />
Gedanken schildern. Aber wenn<br />
sich jemand anschickt, ohne tiefere<br />
Kenntnis über das Wesen einer Religion<br />
zu schreiben, ist doch jede<br />
Seriosität schon verloren gegangen.<br />
In seinem Hang zum Essentialismus<br />
steht Herr Meyer den islamistischen<br />
Fundamentalisten in<br />
nichts nach, wenn er meint, am Islam<br />
sei etwas, das alle seine Vorkommen<br />
im Vorhinein verdirbt<br />
und es unmöglich macht, muslimischen<br />
Glaubens und gleichzeitig<br />
modern, intellektuell, zweifelnd<br />
und so weiter zu sein.<br />
Philipp Bode, Oldenburg<br />
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<strong>Cicero</strong> – 9. 2014