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Cicero Das neue Nationalgefühl (Vorschau)

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Überblick<br />

EUROPA UND<br />

SEINE SEPARATISTEN<br />

Schotten, Katalanen, Südtiroler:<br />

Projekte der Abspaltung sind in Europa<br />

häufig. Mal sind sie in der Schwebe ,<br />

mal gescheitert oder schon vollzogen<br />

SCHOTTLAND<br />

Am 18. September entscheidet<br />

eine Volksabstimmung, ob<br />

Schottland nach über 300 Jahren<br />

das Vereinigte Königreich verlassen<br />

wird. Wie genau eine<br />

Abspaltung vonstattengehen soll,<br />

wissen auch die hartgesottensten<br />

Separatisten nicht.<br />

KATALONIEN<br />

Diktator Franco unterdrückte<br />

Sprache und Kultur der<br />

Katalanen brutal. Im demokratischen<br />

Spanien sind es die<br />

Transferzahlungen, die eine<br />

Sezession im reichen Barcelona<br />

populär machen. Katalonien<br />

will am 9. November über die<br />

Unabhängigkeit abstimmen. <strong>Das</strong><br />

spanische Verfassungsgericht hält<br />

das Referendum für unrechtmäßig.<br />

FLANDERN<br />

Die flämischen Separatisten<br />

aus dem wohlhabenden Norden<br />

sehnen die Auflösung des<br />

belgischen Staates herbei. Die<br />

Überweisungen ins arme, fran-<br />

zösischsprachige Wallonien sind<br />

ihnen ein Graus. In der <strong>neue</strong>n<br />

Mitte-Rechts-Regierung, in der<br />

flämische Parteien klar überwiegen,<br />

sitzen die Separatisten nun<br />

gar mit am Kabinettstisch.<br />

NORDITALIEN<br />

Laut schimpft die Lega Nord auf<br />

Rom und Italiens Süden – und regierte<br />

jahrelang an der Seite Silvio<br />

Berlusconis. Derzeit findet ihr Ruf<br />

nach Unabhängigkeit in Venetien<br />

Anklang: Laut einer inoffiziellen<br />

Online-Abstimmung unterstützt<br />

dort eine Mehrheit die Trennung<br />

von Italien.<br />

GRÖNLAND<br />

Die ehemalige dänische Kolonie<br />

genießt weitgehende Autonomie.<br />

Bereits 1985 war das Territorium<br />

aus der Europäischen Union<br />

ausgetreten. Wirtschaftlich ist<br />

es aber immer noch vom EU-<br />

Mitglied Dänemark abhängig.<br />

Nationalisten geht die Autonomie<br />

nicht weit genug – sie wollen ein<br />

souveränes Grönland.<br />

SÜDTIROL<br />

Als Kriegsbeute ging Südtirol nach<br />

dem Ersten Weltkrieg an Italien.<br />

Mit einer weitgehenden Autonomie<br />

schien Rom eine Antwort auf die<br />

Sezessionsforderungen gefunden<br />

zu haben. Doch die italienische<br />

Misere gibt den deutschsprachigen<br />

Separatisten wieder Auftrieb. Eine<br />

Mehrheit aber bilden sie nicht.<br />

KORSIKA<br />

Anschläge auf Napoleons Heimatinsel<br />

scheinen nach beinahe<br />

40 Jahren passé. Die korsische<br />

Untergrundbewegung FLNC hat diesen<br />

Sommer verkündet, auf Gewalt<br />

verzichten zu wollen. Nun sollen<br />

Verhandlungen mit der französischen<br />

Regierung der Mittelmeerinsel<br />

mehr Autonomie verschaffen.<br />

BASKENLAND<br />

Die Terroristen der Eta haben<br />

der Gewalt abgeschworen. Doch<br />

mit dem Ende der Anschläge<br />

ist die Frage der Autonomie<br />

noch nicht gelöst. Der Ruf nach<br />

Unabhängigkeit bleibt in der<br />

nordspanischen Region äußerst<br />

populär. <strong>Das</strong> zeigte sich bei den<br />

jüngsten Wahlen: Seit 2012 stellen<br />

die baskischen Nationalisten wieder<br />

die Regierung.<br />

UNGARN<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg<br />

büßte Ungarn zwei Drittel seines<br />

Staatsgebiets ein. Dies haben<br />

die hartgesottenen Nationalisten,<br />

unter ihnen Präsident Viktor<br />

Orbán, bis heute nicht verwunden.<br />

Regelmäßig provoziert<br />

Budapest seine Nachbarn mit<br />

Autonomieforderungen für die<br />

ungarischen Minderheiten, zuletzt<br />

im Mai die Ukraine.<br />

NORDIRLAND<br />

<strong>Das</strong> Karfreitagsabkommen zwischen<br />

Dublin und London brachte 1998 so<br />

etwas wie Stabilität in den Norden<br />

der Insel. Aber radikale Gegner<br />

der britischen Präsenz und ebenso<br />

sture Unionisten bleiben weiter eine<br />

Gefahr für Nordirland.<br />

BAYERN<br />

Wäre Bayern eigenständig durch<br />

die Geschichte geschritten, dann<br />

wäre es heute eine „Mittelmacht“,<br />

vergleichbar mit Holland, dozierte<br />

einst Edmund Stoiber. Allerdings:<br />

Die offen sezessionistisch agierende<br />

Bayernpartei errang bei der<br />

Landeswahl 2013 nur 2,1 Prozent.<br />

JUGOSLAWIEN<br />

Nach den Kriegen der neunziger<br />

Jahre war der Vielvölkerstaat<br />

Geschichte. Serbien hatte vergeblich<br />

das Unabhängigkeitsstreben<br />

der Slowenen, Kroaten und Bosnier<br />

bekämpft. Als letzter Staat spaltete<br />

sich Montenegro friedlich ab.<br />

In Kosovo und Bosnien schwelt der<br />

Konflikt bis heute.<br />

TSCHECHOSLOWAKEI<br />

Den Kommunismus schüttelten<br />

Tschechen und Slowaken noch Seite<br />

an Seite ab. Aber auf eine gemeinsame<br />

Verfassung oder auch nur<br />

den Namen der jungen Demokratie<br />

konnten sie sich nicht mehr einigen.<br />

Ab 1993 gingen Tschechien und die<br />

Slowakei, einvernehmlich getrennt,<br />

eigene Wege.<br />

SM<br />

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