Mitteilungen 77 - Geschichte in Schleswig-Holstein
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Darunter treiben Teufel die Verdammten durch das Fegefeuer <strong>in</strong> den Höllenschlund.<br />
Auf der Rückseite die Namen der Beigesetzten mit Olde Peters<br />
Hans Nan beg<strong>in</strong>nend, teils als regente hervorgehoben, wie die Mitglieder<br />
der 1447 e<strong>in</strong>gesetzten freien Regierung Dithmarschens, des Rates der 48er,<br />
genannt wurden. Se<strong>in</strong> Sohn Ole Claus Nan wird als Jerusalemsritter geehrt.<br />
Zwei weitere Ste<strong>in</strong>e der Großfamilie Nannen existieren <strong>in</strong> Lunden.<br />
Die Stele von Hans Nanne aus dem Jahr 1648, die kle<strong>in</strong>e Nannenstele,<br />
schmückt e<strong>in</strong> Kruzifix im Bogenfeld.<br />
Auf den Personenkult und Familien bezogene Inschriften zeigen auch<br />
alle anderen, <strong>in</strong> prächtigen Renaissanceformen verzierten Grabste<strong>in</strong>e und<br />
Stelen. Alle großen Geschlechter Lundens s<strong>in</strong>d mit ihren Grabstätten<br />
vertreten: die Nannen, die Swynen, die Ebb<strong>in</strong>gmannen, die Russebell<strong>in</strong>gmannen,<br />
die Sulemannen, die Jeremannen, die Vorgisselmannen, die<br />
Brorsmannen, die Starckmannen, die Huddiemannen, die Vogdemannen,<br />
die Woldersmannen und die Spetmannen. E<strong>in</strong>e Besonderheit stellt das aus<br />
dem Ste<strong>in</strong> gemeißelte „memento-mori-Gedicht“ auf der Rode-Stele dar, das<br />
als Trost für die H<strong>in</strong>terbliebenen gedacht war. Die Anfangsbuchstaben der<br />
Zeilen verweisen auf Hans Rode und se<strong>in</strong>e Frau Wibe.<br />
Immer wieder sieht man die Wappenzeichen der e<strong>in</strong>flussreichen Geschlechter,<br />
denen die meisten der hier Beigesetzten angehörten, gehalten<br />
von Wappenengeln <strong>in</strong> der Ste<strong>in</strong>mitte. Die Ecken s<strong>in</strong>d mit Evangelistensymbolen<br />
verziert. Late<strong>in</strong>ische Antiqua-Capitalen wurden ab 1600 anstelle<br />
gotischer M<strong>in</strong>uskeln für die meist aufliegenden Inschriften verwandt. Die<br />
hochdeutsche Schriftsprache verdrängte allmählich das Niederdeutsche.<br />
Die Ste<strong>in</strong>e stammen auch überwiegend aus dem 16. und 17. Jahrhundert,<br />
der Übergangszeit. Dabei liegt der Höhepunkt zwischen 1588 und 1620,<br />
also nach der „letzten Fehde“ 1559, dem Ende der Bauernrepublik. Es ist<br />
anzunehmen, dass alle Gruftkeller aus der Zeit vor 1700 stammen, was<br />
aus den verwendeten Baumaterialien zu schliessen ist, außerdem liegen<br />
ke<strong>in</strong>erlei Nachrichten über Neubauten von Grüften aus dem 18. und 19.<br />
Jahrhundert vor.<br />
E<strong>in</strong>e erste Beschreibung des Lundener Kirchhofs mit se<strong>in</strong>en Grabstätten<br />
verfasste Claus Harms, der von 1806-1816 als Pastor <strong>in</strong> Lunden wirkte, <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em „Gnomon“ unter der Überschrift „Der Cicerone auf dem Lundener<br />
Kirchhofe“. Im Grabbuch von 1823 s<strong>in</strong>d noch 19 Familiengrüfte dokumentiert.<br />
Es folgten Chroniken zu Ort und Kirchspiel, zum Pantheon des<br />
Dithmarscher Ruhmes und, mit dem ungedruckten Kunstdenkmäler<strong>in</strong>ventar<br />
beg<strong>in</strong>nend, die Bestandsaufnahmen der Ste<strong>in</strong>e und ihrer Inschriften,<br />
so 1968 durch Herm<strong>in</strong>e Lehmann und1985 durch Pastor Johann-Albrecht<br />
Janzen. Als e<strong>in</strong> Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung s<strong>in</strong>d die Lundener<br />
Kirche und der sie umgebende Friedhof 1968 <strong>in</strong> das Denkmalbuch des<br />
Landes <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>getragen worden.<br />
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