Mitteilungen 77 - Geschichte in Schleswig-Holstein

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34 eine Zukunft hätten, und setzte damit den Kurs für die folgenden zwei Tage. Tibbles zeigte auf, wie sich mit dem Wandel der Seefahrt, Hafenstädte und Küstenregionen auch das Umfeld maritimer Museen und damit die Zielgruppen und Nutzer dieses spezifischen Museumstyps grundlegend gewandelt haben. Hatte bislang ein Großteil der Besucher maritimer Museen selber einen engen persönlichen Bezug zur Seefahrt, so ist heute eine gewachsene Distanz festzustellen. Die Herausforderung, denen sich Schifffahrtsmuseen heute daher stellen müssen, ist, die Distanz zwischen der maritimen Wirklichkeit und der Erfahrungswelt an Land zu überbrücken und verstärkt die Bedeutung aufzuzeigen, die eine global agierende Seefahrt für den Alltag der allermeisten Menschen heute hat. Tibbles unterstrich, dass dies nur möglich ist, wenn die Museen ihre traditionell eher objektzentrierte Ausrichtung ablegen und stattdessen themenzentrierte Strategien entwickeln, die sich an den Interessen und Erfahrungen der aktuellen und potentiellen Museumsbesucher orientieren. Der zweite Tagungstag griff diesen Faden mit Blick auf die beiden musealen Kernthemen vom Sammeln und Ausstellen auf. Norbert Fischer (Universität Hamburg) betrachtete in seinem Beitrag das Umfeld, in dem sich maritime Museen bewegen. Seine Fallstudien verdeutlichten, wie vor dem Hintergrund eines wirtschaftlichen und sozialen Strukturwandels die Regionen der Nordseeküste symbolisch als „maritim“ gekennzeichnet und rekonstruiert werden, wobei das „Maritime“ im Spannungsfeld zwischen kollektiver Erinnerung und populären Vorstellungsbildern definiert wird. Die Begleitung, Reflexion und Moderation dieses Diskurses wäre für maritime Museen ein wichtiges Aufgabenfeld. Torkil Adsersen (Handels- og Søfartsmuseet, Kronborg) nahm sich der Frage nach dem „Maritimen“ aus dem Blickwinkel der Sammlungspolitik an. Seine Hauptthese war, dass nicht das Objekt selbst, sondern sein Bezug zur maritimen Wirklichkeit seine „Maritimität“ definiert, weshalb Adsersen vorschlug, nicht von maritimen Objekten, sondern von maritimen Beziehungen zu sprechen. So gesehen werden Objekte zu Mittlern, deren jeweilige Geschichten dabei helfen können, die Distanz zwischen maritimer Wirklichkeit und Vorstellung zu überbrücken. Sonja Kinzler (Universität Bremen) und Anne Dombrowski (Flensburger Schiffahrtsmuseum) zeigten daran anschließend mögliche Forschungsperspektiven einer maritimen Sachkulturforschung auf. Wie sich Geschichten von der Seefahrt im Museum jenseits der bekannten „Vitrinen-Meere“ erzählen lassen, stand im Mittelpunkt des zweiten Themenblocks. Die Überlegungen und Praxisbeispiele von Benjamin Asmussen (Handels- og Søfartsmuseet på Kronborg), Vesa Lepisto (Heureka - The Finnish Science Centre, Helsinki) und Heike Ritter-Eden (Deutsches Sielhafenmuseum Carolinensiel) führten ein eindrucksvolles Spektrum lebendiger Ausstellungskonzepte vor Augen.
Zum Tagungsabschluss eine Fahrt auf dem 100 Jahre alten Salondampfer ALEXANDRA. - Begleitfahrt zur Flensburger Rum-Regatta. Ob Museen überhaupt Objekte brauchen, fragte Asser Amdisen (Museum Sønderjylland - Kulturhistorie Aabenraa) zum Abschluss des Tages. Auch wenn er sich einer gewissen Affinität für die dinglichen Überlieferungen nicht gänzlich entziehen konnte, so sprach er sich doch klar dafür aus, das maritime Museum von seinen Geschichten her zu denken, und nicht von seinen Objekten. Der dritte Tagungstag war den übergeordneten Themen des maritimen Tourismus und maritimen Erbes gewidmet. Eric van Hooydonk (Watererfgoed Vlaanderen, Antwerpen) stellte in seiner mitreißenden Präsentation sein Konzept der „Soft Values of Sea Ports“ vor. Nachdrücklich legte er dar, dass Hafenentwicklung nicht bloß unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet werden sollte, sondern ganzheitlich von einem stadtplanerischen Standpunkt aus, der die seewirtschaftlichen Interessen mit soziokulturellen Aspekten eines modernen Hafen(er)lebens verbindet. Berit Johannsen
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