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Mitteilungen 77 - Geschichte in Schleswig-Holstein

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Die Landkarte von Jordanus/Ortelius von 1559 zeigt die Stadt Lunden<br />

(Stadtrecht seit 1529) auf der Nordseite e<strong>in</strong>er zur Eider auslaufenden B<strong>in</strong>nendüne.<br />

Der „Grundriß von Lunden ao 1648“ gibt den ummauerten, e<strong>in</strong><br />

Viertelkreissegment umfassenden Kirchhof <strong>in</strong> beherrschender Lage auf<br />

dem nördlichen Zipfel des besiedelten Geesthangs wieder, der mit der 1140<br />

erstmals erwähnten Kirche als Zufluchtsort bei Sturmfluten und wall- und<br />

mauerbewehrtes Bollwerk <strong>in</strong> unruhigen Zeiten gedient haben wird. Selbst<br />

bei der großen Sturmflut 1436 kam das Wasser nur bis an den Fuß der<br />

Düne. Vier Friedhofsportale s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gezeichnet. Entsprechend gliederten<br />

ursprünglich die vier zur Kirche führenden Wege, an die sich die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Grabstätten reihten, die Kirchwarft. Auf der Karte vom Lundener Kirchhof<br />

1864 s<strong>in</strong>d die Leher-, Prester-, Lundener- und Fleder-Stegel e<strong>in</strong>gezeichnet.<br />

Betrachten wir Jensens Südansicht der Lundener Laurentiuskirche von<br />

1820, auf der auch das Gräberfeld südlich des Kirchbaus dargestellt ist,<br />

gew<strong>in</strong>nen wir den E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es naturbelassenen Friedhofs. E<strong>in</strong>e flächendeckende,<br />

durch Anhäufungen modellierte Hügeloberfläche stellt die überwölbten<br />

Grabkeller <strong>in</strong> West-Ost-Ausrichtung dar. Das Bild e<strong>in</strong>es aufgelassenen<br />

Friedhofs, auf dem nur wenige Grabstellen von Gittern e<strong>in</strong>gefasst<br />

s<strong>in</strong>d, vermitteln auch die frühen Fotos im Archiv des Landesamtes, aus der<br />

Zeit vor der Umgestaltung des Geschlechterfriedhofs <strong>in</strong> den 1930er Jahren.<br />

E<strong>in</strong>e ununterbrochene Ane<strong>in</strong>anderreihung von nach Osten orientierten Familiengräbern,<br />

wie sie auf Friedhofs-Belegungsplänen seit der Barockzeit<br />

überliefert s<strong>in</strong>d, lässt sich noch am Gräberfeld westlich des Hauptzugangs<br />

zur Kirche ablesen.<br />

Man kann auch das soziale Gefüge erahnen, nach dem Reich und Arm<br />

auf dem Friedhof getrennt waren. Die Begräbnisstätten der reichen Geschlechter<br />

lagen an den Hauptwegen, bevorzugt südlich der Kirche. Am<br />

Glockenberg südöstlich der Kirche lag das Armenbegräbnis. Dort stand der<br />

alte hölzerne Glockenturm, bis hier 1783 der Blitz e<strong>in</strong>schlug.<br />

Der erste schleswig-holste<strong>in</strong>ische Prov<strong>in</strong>zialkonservator Richard Haupt<br />

beklagte sich Ende des 19. Jahrhunderts über die lieblose Behandlung des<br />

Friedhofs: „Die Platten, deren manche stehen, die meisten liegen, manche<br />

auch mehrfach benutzt s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d im Ganzen viel mehr für die ditmarsche<br />

<strong>Geschichte</strong>, als für die Kunst von Bedeutung und werden von Verständigen<br />

überaus hoch geschätzt; doch irrt, wer etwa glaubt, dass für ihre Erhaltung<br />

je irgend etwas geschehen sei, da doch das M<strong>in</strong>deste wäre, sie an e<strong>in</strong>er<br />

Mauer gedeckt aufzustellen, wenigstens soweit sie jetzt, auf Gräbern oder<br />

<strong>in</strong> Steigen liegend, verderben.“ Manche Ste<strong>in</strong>e sollen auch eigenmächtig<br />

Ergebnis der geomagnetischen Kartierung<br />

des Lundener Friedhofs.

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