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Kreide-fuer-den-Wolf_Roland-Baader

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Dennoch bedeutete die amerikanische Revolution für die westliche<br />

und schließlich für die ganze Welt ein wahrhaft revolutionäres<br />

Ereignis.” 166 Und natürlich haben die Ereignisse jenseits des großen<br />

Wassers auch die Revolution in Frankreich mitausgelöst (und<br />

zwar nicht nur in dem Sinne, <strong>den</strong> Palmer am Rande erwähnt: „Die<br />

französische Intervention im amerikanischen Krieg – sie kostete<br />

zwei Milliar<strong>den</strong> Francs – trieb die Bourbonenmonarchie in <strong>den</strong><br />

Bankrott, der sechs Jahre nach Frie<strong>den</strong>sschluß die Französische<br />

Revolution auslöste.” 167 ). Denn: „Die amerikanischen Verfassungen<br />

[also die einzelstaatlichen, D. V.] wur<strong>den</strong> vor 1789 in Frankreich<br />

[...] auch von Köpfen wie Turgot, Mably, Condorcet, [...]<br />

Morellet, Mirabeau und Brissot ernsthaft studiert.” 168 „Vor allem<br />

und am direktesten haben die Verfassungen von Massachusetts,<br />

Pennsylvania und Virginia die politischen Ideen in Europa beeinflußt<br />

[...], während die Unabhängigkeitserklärung [...] voller<br />

rechtstechnischer Beschwer<strong>den</strong> gegen England und daher in Europa<br />

nicht so verständlich war.” 169 Das ist es ja gerade: Das Unverständnis<br />

für das Wesen und <strong>den</strong> Sinn der Rule of Law und für <strong>den</strong><br />

Ernst, mit dem sich die angelsächsische Welt diesem Prinzip gewidmet<br />

hat.<br />

Am ehesten kommen wir <strong>den</strong> entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Unterschie<strong>den</strong><br />

zwischen der amerikanischen und der französischen Revolution<br />

auf die Spur, wenn wir das aufnehmen, was Professor Palmer <strong>den</strong><br />

„interessantesten Beitrag der Amerikaner zum politischen Ideenschatz<br />

der westlichen Welt” nennt, nämlich „der praktische Weg,<br />

auf dem sie gewisse Grundsätze in die Wirklichkeit überführten.<br />

Es war die Idee einer geschriebenen Verfassung, aber es war mehr<br />

als dies, <strong>den</strong>n es schließt die Idee einer verfassungsgeben<strong>den</strong> Versammlung<br />

ein als einer Körperschaft, der die Souveränität des<br />

Volkes innewohnte und die noch wie außerhalb des Staates stand,<br />

IM JURISTISCHEN SINNE FRÜHER DA WAR ALS DER<br />

STAAT [...] Diese Versammlung, in Amerika Konvent genannt,<br />

brachte Staat und Regierung ins Dasein [...]; sie rief die öffentlichen<br />

Verantwortlichen und Ämter ins Leben, ein jedes mit einer<br />

ausdrücklich von ihm verliehenen Befugnis; sie BEGRENZTE<br />

DIESE BEFUGNISSE UND WOG SIE GEGENEINANDER AB,<br />

um ein Gleichgewicht zu schaffen. Das Dokument, durch welches<br />

das Volk seinen Staat, seine Regierung auf so formelle Art schuf<br />

und organisierte, war die Verfassung, der eine Erklärung der<br />

Rechte beigefügt wer<strong>den</strong> mochte. DIESE RECHTE GALTEN<br />

ALS ,FRÜHER‟ ALS DER STAAT, ALS UNABHÄNGIG VON<br />

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