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Kreide-fuer-den-Wolf_Roland-Baader

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Grund: Die „Frühen” hatten ihre Ideen konkretisiert, hatten die<br />

erwünschten Gesellschaftsbilder minutiös gezeichnet und sozusagen<br />

die Karten auf <strong>den</strong> Tisch gelegt; mit der Folge, daß deren utopischer<br />

Charakter schnell zu entlarven gewesen war. Marx und<br />

Co. haben sich vor Demaskierungen dieser Art wohlweislich gehütet.<br />

Wo sie hätten Farbe bekennen und erklären müssen, wie das<br />

Edelgebilde <strong>den</strong>n aussehen werde, auf das die Geschichte so unabwendbar<br />

hinauslaufe, da ist das große Schweigen – oder die<br />

Marx‟sche Sabbermystik. Vom „Absterben des Staates” munkelt<br />

er da, und vom „Sprung aus dem Reich der Notwendigkeit in das<br />

Reich der Freiheit”. Halleluja!<br />

Es lohnt sich also durchaus, einen kurzen Blick auf jene Wirrköpfe<br />

zu werfen, welche das Erbmaterial des „modernen” Sozialismus<br />

geliefert haben – ob diese Tatsache von Marx und Nachfahren<br />

nun bestritten wurde/wird oder nicht.<br />

Dem Interessierten steht eine Fülle von Fachliteratur zur Verfügung,<br />

weshalb ich mich auf eine stichwortartige tour d‟horizon<br />

beschränken will. Es geht mir hierbei lediglich darum, die geistige<br />

Brücke von der Aufklärung und ihren Übertreibungen (wozu der<br />

Frühsozialismus gehört) zur Französischen Revolution – und in<br />

der Folge zu Marx und zum heutigen sozialistischen Ideengut zu<br />

schlagen. (Anzumerken wäre noch, daß die historische und ideengeschichtliche<br />

Fachliteratur zwischen <strong>den</strong> Theoretikern des „Utopischen<br />

Sozialismus” des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts –<br />

und <strong>den</strong>en des „Frühsozialismus” der Zeit von der Endphase der<br />

Französischen Revolution bis zur Februarrevolution 1848 unterscheidet.<br />

Ich treffe diese Differenzierung hier nicht, sondern subsumiere<br />

beide Gruppen unter <strong>den</strong> Begriff „Frühsozialisten”. Für<br />

eine wissenschaftliche Arbeit wäre das unzulässig; hier, in einem<br />

populärwissenschaftlichen Abriß, mag das erlaubt sein.)<br />

Es ist bezeichnend und ein nochmaliger Fingerzeig auf <strong>den</strong> von<br />

Descartes ausgehen<strong>den</strong> Hyperrationalismus, daß es sich – mit einer<br />

einzigen Ausnahme (Robert Owen) – bei allen namhaften<br />

Frühsozialisten um französische Theoretiker gehandelt hat.<br />

Da wäre also als erster aus der illustren Reihe Denis Vairasse<br />

d‟Allais (kurz: Vairasse) zu nennen, der mit der „Histoire des Sévarambes”<br />

(1677/75) wohl das bedeutendste Werk des französischen<br />

Utopismus geschrieben hat. Sevarias, der Gesetzgeber eines<br />

erfun<strong>den</strong>en Märchenlandes der Sevaramben, ist auf <strong>den</strong> weisen<br />

Trichter gekommen, daß alles Übel der Welt auf Hochmut, Habsucht<br />

und Müßiggang zurückzuführen ist (womit er ja nicht so<br />

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