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Kreide-fuer-den-Wolf_Roland-Baader

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VI. Der Kapitalismus und seine Verleumder<br />

„Wenn wir an Freiheit <strong>den</strong>ken, engen<br />

wir uns gerne auf die Gedankenfreiheit,<br />

die Pressefreiheit und die<br />

Religionsfreiheit ein. Was jedoch<br />

vor allem nottut, ist die Freiheit des<br />

Handelns.”<br />

Alfred North Whitehead<br />

„Wer politische Freiheit mit persönlicher<br />

Freiheit verwechselt und<br />

politische Gleichheit mit persönlicher<br />

Gleichheit, hat niemals auch<br />

nur fünf Minuten lang über Freiheit<br />

und Gleichheit nachgedacht.”<br />

George Bernard Shaw<br />

1. Freiheit, Demokratie und Kapitalismus<br />

Bevor man die engen verwandtschaftlichen Bindungen des großen<br />

Dreigestirns „Freiheit, Demokratie und Kapitalismus” aufspürt,<br />

sollten die Begriffe – jeder für sich – klar definiert wer<strong>den</strong>. Was<br />

die Demokratie anbetrifft, scheint mir dies in hinreichendem Maße<br />

erfolgt zu sein. Bleiben also „Freiheit” und „Kapitalismus”. Lassen<br />

wir dem wertvollsten aller irdischen Güter und dem schönsten<br />

und wichtigsten Wort der menschlichen Sprache <strong>den</strong> Vortritt: der<br />

Freiheit.<br />

Vor einer kurzen, präzisen Definition, und um längere theoretische<br />

Erörterungen zu vermei<strong>den</strong>, möchte ich mich (ausnahmsweise)<br />

einmal unter die Märchenonkel begeben und an dieser Stelle<br />

das Märchen vom Jäger und vom Bergsteiger erzählen:<br />

Vor langer Zeit lebte ein König in einem Land, das ganz von<br />

großen Wäldern bedeckt war. Er hatte deshalb einen Jäger eingesetzt,<br />

um sein Gebiet vor Wilderern und Holzräubern zu schützen.<br />

Eines Tages begab sich der König auf die Jagd und traf <strong>den</strong> Jäger<br />

an einem Bachlauf an. Da der König oft von Langeweile geplagt<br />

war, hatte er ein Spiel ersonnen, das er mit dem Jäger zu treiben<br />

gedachte. Er rief <strong>den</strong> Jäger zu sich und sprach: „Du siehst, daß<br />

mein Forst vier breite Wege hat, einen in jede der vier Himmelsrichtungen.<br />

Höre mir nun gut zu: Gehst du <strong>den</strong> Weg nach Nor<strong>den</strong><br />

und findest die Grenze meines Landes, so soll dir mein Pferd mit<br />

allem Zaumzeug und allem Jagdgerät gehören. Es gibt dort aber<br />

keine Grenzpfähle, so daß dir kein sichtbares Zeichen bekun<strong>den</strong><br />

wird, ob du zu weit gegangen bist. Hast du die Grenze aber überschritten,<br />

so darfst du bei Todesstrafe nie mehr zurückkehren.<br />

Gehst du <strong>den</strong> Weg nach Sü<strong>den</strong>, so wirst du nicht Hunger lei<strong>den</strong>,<br />

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