30.11.2014 Aufrufe

Kreide-fuer-den-Wolf_Roland-Baader

Kreide-fuer-den-Wolf_Roland-Baader

Kreide-fuer-den-Wolf_Roland-Baader

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

sehen, und die aus diesem Grund eine parlamentarisch kontrollierte<br />

Monarchie befürworten. Zu ihnen zähle ich mich nicht, weil ich<br />

die Demokratie als die einzig wünschenswerte und einer freien<br />

Marktordnung adäquate Regierungsform erachte, aber ich teile ihre<br />

ernsten Be<strong>den</strong>ken, daß der demokratische Gedanke im Zeitablauf<br />

überall entartet und <strong>den</strong> Keim des Untergangs in sich trägt.<br />

Der wesentliche Grund hierfür scheint mir in der Tatsache zu liegen,<br />

daß überall in der Welt „Demokratie” mit „Freiheit” verwechselt<br />

und gleichgesetzt wird. Die Gleichung „Demokratie =<br />

Freiheit” ist aber in dreifacher Hinsicht falsch:<br />

1. Demokratie ist nicht immer gleich „politische Freiheit”. Ein<br />

demokratisches Land kann durchaus dem Wohlverhaltensdruck<br />

einer äußeren Macht (siehe Finnland) oder einer inneren<br />

Besatzungsmacht (siehe Westdeutschland nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg) unterliegen; oder aber der erpresserischen Oppression<br />

durch mächtige Interessengruppen (so z. B. Großbritannien,<br />

das jahrzehntelang unter der Knute maßloser Gewerkschaften<br />

einen beispiellosen Niedergang erlebt hat).<br />

2. Demokratie ist nicht gleich „individuelle Freiheit”. Johannes<br />

Gross, der wohl gescheiteste Kopf im deutschen Mediengetümmel,<br />

bringt es auf die kurze Formel: „Der Gegensatz von<br />

Diktatur ist mit dem Wort Demokratie nicht ausreichend bezeichnet.<br />

Demokratie und Rechtsstaat muß es sein.” 214<br />

3. Demokratie ist nicht gleich wirtschaftliche Freiheit. (Das folgt<br />

auch aus 2., weil wirtschaftliche Freiheit eine wesentliche Bedingung<br />

der individuellen Freiheit darstellt.)<br />

Diese – dritte – Verwechslung hat gerade in jüngster Zeit wieder<br />

welthistorische Bedeutung erlangt. Demokratie ist ein politischer,<br />

kein ökonomischer Begriff. Das Lieblingswort der Zerstörer<br />

einer freien Wirtschaftsordnung: die „Demokratisierung der Wirtschaft”<br />

– ist zu einer solchen Ordnung geradezu konträr. Gewirtschaftet<br />

wird zielgerichtet in Organisationseinheiten, deren Hierarchie<br />

funktional gegliedert ist und nicht nach der Methode der<br />

demokratischen Mehrheitswahl. Die Führungsmannschaft eines<br />

Unternehmens (oder deren Entscheidungsalternativen) mit <strong>den</strong><br />

Metho<strong>den</strong> der politischen Demokratie wählen zu wollen, ist genauso<br />

unsinnig wie die Organisation eines Heeres vermittels demokratischer<br />

Wahlverfahren bewerkstelligen zu wollen. Oft wer<strong>den</strong><br />

Begriffe wie „Bürger in Uniform” oder „Mitspracherecht”,<br />

welche durchaus auch in Organisationen ihre Berechtigung haben<br />

können, mit dem Demokratiebegriff und seinen Spielregeln<br />

186

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!