30.11.2014 Aufrufe

Kreide-fuer-den-Wolf_Roland-Baader

Kreide-fuer-den-Wolf_Roland-Baader

Kreide-fuer-den-Wolf_Roland-Baader

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gestalt und Qualität der Manipulationshoheit von Behör<strong>den</strong> unterliegt.<br />

Erstellung und Verwendung wer<strong>den</strong> zum Gegenstand politischer<br />

Verteilungskämpfe, was wiederum zu Gruppierungen politischer<br />

Machtausübung – wie Solidargemeinschaften, Interessenverbän<strong>den</strong><br />

und Bürgerinitiativen führt. Ein solchermaßen öffentlich<br />

gewor<strong>den</strong>es Gut muß teurer und in seiner Gemeinnützlichkeit<br />

schädlicher (also dem Nutzen der meisten Konsumenten abträglicher)<br />

sein als ein privates Äquivalent. Hierzu hat eine Fülle wissenschaftlicher<br />

Literatur – sogar mit mathematischen Metho<strong>den</strong><br />

und Modellen – <strong>den</strong> Beweis angetreten. 236 An dieser Stelle sei nur<br />

ein einzelner Nachweis geführt, und zwar für ein Gut, von dem<br />

fast alle Menschen glauben, daß es sinnvoll nur öffentlich angeboten<br />

wer<strong>den</strong> könne: für eine Straße. Überlegen wir: Wird eine Straße<br />

von A nach B gebaut, so müssen alle Steuerbürger die Kosten<br />

tragen; auch jene, welche diese Straße niemals befahren wer<strong>den</strong><br />

und somit keinerlei Nutzen aus ihr ziehen. Auch jene Bürger zahlen<br />

zuviel, die sie zwar gelegentlich benutzen, dies aber nicht tun<br />

wür<strong>den</strong>, wenn sie <strong>den</strong> auf sie entfallen<strong>den</strong> Steuer(= Kosten)anteil<br />

in Form einer Gebühr bezahlen müßten. Andererseits entrichten<br />

alle die zu wenig, welche bereit wären, für ihre gelegentlichen<br />

Fahrten eine höhere Nutzungsgebühr zu berappen als ihrem Steueranteil<br />

entspricht. Viel zu wenig wer<strong>den</strong> schließlich jene zur Kasse<br />

gebeten, welche die Straße laufend benutzen, und dies auch<br />

dann tun wür<strong>den</strong>, wenn die Gesamtkosten ausschließlich in Form<br />

einer Benutzungsgebühr aufgebracht wer<strong>den</strong> müßten. In der Gesamtbetrachtung<br />

gibt es also nur solche Bürger, die entweder zuviel<br />

oder zuwenig bezahlen (im Vergleich zum Nutzen, <strong>den</strong> sie<br />

aus der Straße ziehen). Die Gesamtheit der Bewohner eines Landes<br />

erleidet somit einen Scha<strong>den</strong> (der bei einer privaten, nur durch<br />

Benutzungsgebühren finanzierten Straße nicht entstehen würde).<br />

Dieses Beispiel soll nicht belegen, daß es besser oder richtiger wäre,<br />

das Straßennetz eines Landes ausschließlich in privater Regie<br />

erstellen zu lassen, <strong>den</strong>n der Markt kann nicht alle Bedürfnisse einer<br />

Gemeinschaft erfüllen. Es sollte lediglich gezeigt wer<strong>den</strong>:<br />

Prinzipiell ist ein öffentliches Gut immer teurer und für alle schädlicher<br />

als ein privates Gut. (Ob man diese schwerwiegen<strong>den</strong> Nachteile<br />

zugunsten eines übergeordneten Nutzenaspekts in Kauf nehmen<br />

will, ist eine andere Frage.)<br />

Der erste Raum, <strong>den</strong> wir bei unserem Suchspiel betreten, ist also<br />

der Agrarmarkt. Schon beim Niederschreiben des Wörtchens<br />

(Agrar-)„markt” fällt einem der Griffel aus der Hand. So wie bei<br />

216

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!