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Kreide-fuer-den-Wolf_Roland-Baader

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lem zu sehen. Da warnt das Statistische Bundesamt, daß der öffentliche<br />

Schul<strong>den</strong>dienst <strong>den</strong> finanziellen „Spielraum” für öffentliche<br />

Aufgaben „einenge”. Wahrhaftig: Der „Spielraum” wird<br />

eingeengt, für das „Spiel” mit unserer und unserer Kinder Zukunft,<br />

die längst verspielt ist. Was hilft es da, wenn auf der Titelseite<br />

des „Economist” in roten Lettern prangt: „The show can‟t go<br />

on”, wen juckt die verzweifelte Passage im Weltbank-Bericht vom<br />

Herbst 1988: „We have moved from bad to worse” – die internationalen<br />

Funktionärs-Cliquen sind längst dabei, ganz Europa zu<br />

einem Altersheim auszubauen. Auf <strong>den</strong> Gewerkschaftstagen<br />

nimmt die Forderung zur „Schaffung eines europäischen Sozialraumes<br />

auf hohem Niveau” <strong>den</strong> Rang des ersten der Zehn Gebote<br />

ein, und die Verbrämungskunst der Politiker hat bereits kabarettistische<br />

Formen angenommen. Ein (eher noch harmloses) Beispiel:<br />

Bei der Vorstellung des Haushaltsentwurfs 1989 vor dem saarländischen<br />

Landtag (im November 1988) tat Finanzminister Hans<br />

Kasper (SPD) kund zu wissen (passen Sie auf!), daß sich die saarländische<br />

Finanzpolitik im wesentlichen auf das Ausschöpfen eigener<br />

Konsolidierungsmöglichkeiten konzentriere, sowie auf die<br />

Konzentration der knappen Haushaltsmittel auf die zukunftsweisen<strong>den</strong><br />

Politikfelder und die aufgabengerechte Finanzausstattung<br />

der Gemein<strong>den</strong>. Schön, nicht wahr? Was steckt eigentlich hinter<br />

diesem Verbal-Defäkatismus? Sie wissen es nicht? Nun, der Herr<br />

Finanzminister weiter: Die Nettokreditaufnahme sei gegenüber<br />

1988 deutlich niedriger, ja die niedrigste seit 1982. Die Konsolidierungsbemühungen<br />

hätten also Erfolg gehabt. Toll, was? Doch<br />

siehe da: er hatte Mut, der Herr Minister, <strong>den</strong>n er redete weiter<br />

und nannte die Zahlen, aus <strong>den</strong>en sich all diese „Erfolge” zusammensetzen.<br />

Nämlich:<br />

- daß der Haushaltsentwurf – wie seit fünfzehn Jahren ohne Unterbrechung!!<br />

– eine erhebliche Unterdeckung aufweise,<br />

- daß 366 Millionen DM durch Kredite finanziert wer<strong>den</strong> müßten,<br />

- daß eine zusätzliche Neuverschuldung von 40,7 Millionen DM<br />

eingegangen wer<strong>den</strong> müsse,<br />

- daß die Schul<strong>den</strong> des kleinen Saarlandes bis Ende 1989 auf elf<br />

Milliar<strong>den</strong> DM steigen wür<strong>den</strong>, und<br />

- daß die Pro-Kopf-Verschuldung des Landes doppelt so hoch<br />

liege wie der Bundesdurchschnitt.<br />

Ja, was nun, fragen wir uns: Sind das jetzt „erfolgreiche Konsolidierungsbemühungen”,<br />

wie in <strong>den</strong> ministeriellen Eingangsworten<br />

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