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2.1. Präferenzstörungen (Pädophilie/Hebephilie)<br />

Die sexuelle Präferenzstruktur des Menschen manifestiert sich grundsätzlich im jugendlichen<br />

Alter und bleibt dann lebenslang unveränderbar bestehen. Dies gilt auch für die Präferenzstörungen<br />

und damit auch für die Pädophilie und die Hebephilie. Maßgeblich für<br />

deren Feststellung ist nicht das kalendarische Alter, sondern das Entwicklungsalter des<br />

präferierten Sexualpartners (Beier et al. 2005).<br />

Die Pädophilie ist die sexuelle Ansprechbarkeit für das kindliche Körperschema. Sie ist<br />

nach dem Diagnosemanual der Weltgesundheitsorganisation (i. e. „ICD-10“; dort die Diagnosenummer<br />

„F 65.4“) und der Amerikanischen Psychiatrievereinigung (i. e. DSM-IV-<br />

TR; dort die Diagnosenummer „302.2“) als eigenständiges Krankheitsbild klassifizierbar.<br />

Die pädophile Neigung gibt es in zwei Unterformen: als ausschließliche und als nichtausschließliche<br />

Ansprechbarkeit auf den kindlichen Körper (diese ist dann nur ein Teil der<br />

sexuellen Präferenzstruktur, in der z. B. dann auch die Ausrichtung auf das erwachsene<br />

Körperschema eingelagert sein kann). Eine Pädophilie wird fast nur bei Männern diagnostiziert.<br />

Sie tritt so gut wie gar nicht bei Frauen auf. Die Prävalenz der pädophilen Neigung<br />

liegt bei 1 % der männlichen Allgemeinbevölkerung (vgl. Ahlers et al. 2009). Demnach<br />

wäre in Deutschland mit 250.000 Betroffenen zu rechnen (zum Vergleich: In Deutschland<br />

gibt es in etwa auch 250.000 Parkinson-Betroffene).<br />

Wichtig ist die Differenzierung zwischen Neigung und Verhalten: Pädophilie bezeichnet<br />

die Neigung (die Präferenzausrichtung), „Pädosexualität“ meint das Verhalten (sexuelle<br />

Handlungen mit Kindern) und kann genauso Ausdruck von Ersatzhandlungen sein (siehe<br />

Punkt 2.2).<br />

Die Hebephilie ist die sexuelle Ansprechbarkeit für das jugendliche Körperschema und<br />

klinisch sowie anhand physiologischer Messungen (Phallometrie) gut abgrenzbar (vgl.<br />

Blanchard et al. 2008). Sie wird nach gegenwärtigen Planungen im revidierten Diagnosemanual<br />

der Amerikanischen Psychiatrievereinigung, dem DSM-V, eigenständig zu klassifizieren<br />

sein und ist derzeit nur unter einer Restkategorie zu fassen (ICD-10: F 65.8; DSM-<br />

IV-TR 302.9). Auch sie gibt es als ausschließliche Ansprechbarkeit und als nichtausschließliche<br />

Ansprechbarkeit (auf den jugendlichen Körper). Belastbare epidemiologische<br />

Zahlen zur Hebephilie fehlen derzeit und sind nur durch gezielte Forschungen zu<br />

ergänzen.<br />

Die Hebephilie ist gleichwohl schon deshalb von erheblicher Bedeutung, weil der durchschnittliche<br />

Beginn der Pubertätsentwicklung (Beginn der Genitalentwicklung bei Jungen<br />

und der Brustentwicklung bei Mädchen) deutschen Daten zufolge bei ca. 11 Jahren liegt<br />

(s. Tab. 1 und 2 im Anhang).<br />

2.2 Ersatzhandlungen<br />

Ersatzhandlungen werden von nicht-präferenzgestörten Tätern (meist Männer, zu einem<br />

geringen Anteil auch von Frauen) begangen, z. B. aufgrund einer (z. B. antisozialen) Persönlichkeitsstörung,<br />

aufgrund einer soziosexuellen Unerfahrenheit (und damit zur an Kindern<br />

erzwungenen soziosexuellen Erfahrungsbildung, was zum Teil auch bei Jugendlichen<br />

eine Rolle spielt), aufgrund geistiger Behinderung (und dadurch eingeschränkter<br />

psychosozialer Kompetenz), aber auch im Rahmen allgemein grenzverletzenden innerfamiliären<br />

Verhaltens von Vätern und Stiefvätern (Beier 1995).<br />

Den Daten von Wetzels (1997) zufolge ereignet sich innerfamiliärer sexueller Missbrauch<br />

häufiger in sozial randständigen Familien. Diese sind darüber hinaus auch überdurchschnittlich<br />

häufig durch nicht-sexuelle Gewalt gegenüber den Kindern und unter den Ehepartnern,<br />

nicht selten auch durch Alkoholabusus und soziale Unabgesichertheit gekenn-<br />

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