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Oasen im Beton. Urban Gardening als Instrument zur Attraktivierung ...

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Brachflächen und ihre Bedeutung für die Stadt 19<br />

Eine Abkehr dieser Strategie hin <strong>zur</strong> Wiedernutzung und Bebauung von Brachflächen, <strong>als</strong>o ehem<strong>als</strong> ohnehin<br />

bebauter Flächen, wirkt dieser Entwicklung direkt entgegen. Sie bedeutet in der Konsequenz eine<br />

Reduzierung des Flächenverbrauchs, eine Vermeidung zusätzlicher Flächenversiegelung und den Schutz<br />

der ökologischen wie auch sozialen Funktion des Freiraums (vgl. Beckmann u. Dosch 2004: 66; Dransfeld<br />

et al. 2002: 40; Kather 2010: 4; Müller-Kleißler u. Rach 2004: 50; Müller, W. 2010: 4). Insgesamt kann die<br />

Reaktivierung von Brachflächen aus dieser Perspektive „[…] zu den wichtigsten Beiträgen für eine nachhaltige<br />

Kommunalentwicklung […]“ (Beckmann u. Dosch 2004: 66) gezählt werden. Sie unterstützt das<br />

Leitbild der Stadt der kurzen Wege, verringert Verkehrsbelastungen und vermeidet die Zerschneidung<br />

von Landschaften durch den Bau benötigter Infrastrukturen (vgl. Dransfeld et al. 2002: 50; ICSS 2005: 6;<br />

Müller, W. 2010: 4).<br />

2.4.4. Wirtschaftliche Maßnahme<br />

Auch aus wirtschaftlichen Gründen stellt die Existenz einer Brachfläche ein Problem dar: Obwohl nicht<br />

genutzt, verursacht die Fläche Kosten durch „[…] Unterhaltung und Verkehrssicherung, für Anschlussgebühren,<br />

Grundsteuern und Versicherungen oder durch Verpflichtungen <strong>zur</strong> Gefahrenabwehr […]“ (ICSS<br />

2005: 6), wie beispielweise Vandalismusschäden. Desweiteren bedeutet sie für den Eigentümer ungenutztes<br />

Kapital, weil die Bodenrente ausbleibt (vgl. Kather 2010: 2).<br />

Die Nutzung einer innerstädtischen Brachfläche bietet dagegen ökonomische Vorteile gegenüber neu ausgewiesenen<br />

Bebauungsflächen (<strong>im</strong> Außenbereich): Eine grundlegende Erschließung ist meist bereits vorhanden,<br />

wodurch diese kostenintensive Investitionen unnötig werden. Der Eigentümer genießt eine ausgebaute<br />

Verkehrsinfrastruktur sowie eine bessere Lagequalität <strong>im</strong> urbanen Umfeld, was unter Umständen<br />

zu wirtschaftlichen Vorteilen führt.<br />

2.5. Hemmnisse und Probleme der Wiedernutzung<br />

Dass Städte und Kommunen für innerstädtische Brachflächen ein Wiedernutzungspotential erkennen<br />

zeigen die Ergebnisse der Umfragen, die Beckmann und Dosch bzw. Müller-Kleißler und Rach in einer BBR<br />

Studie von 2004 durchführten: Die 508 dort befragten Städte und Gemeinden meldeten ein Flächenpotential<br />

für die gewerbliche Wiedernutzung von 11.300 ha, die sich zu 40% aus Gewerbebrachen, zu 35% aus<br />

Konversionsflächen und zu 10% aus ehemaligen Bahn- und Postflächen zusammensetzen. Diese Flächen<br />

eignen sich nach Aussage der Befragten mit 62,1% zum Großteil für eine gewerbliche Nutzung. Es folgen<br />

die Nutzungsformen Wohnen mit 23,5% und Naturentwicklung mit 14,3% (vgl. Beckmann u. Dosch 2004:<br />

66). Im wohnwirtschaftlichen Sektor setzen sich knapp die Hälfte der deutschen Kommunen nach eigener<br />

Aussage mit der Verwertung brachliegender Flächen auseinander (vgl. Müller-Kleißler u. Rach 2004: 48).<br />

Der politische Wille und die Notwendigkeit <strong>zur</strong> Wiedernutzung innerstädtischer Brachen sind vorhanden.<br />

Soziale, städtebauliche, ökologische und ökonomische Argumente sprechen dafür. Dennoch wird das erkannte<br />

Problem in der Praxis in vergleichsweise geringem Ausmaß behandelt: Wohnungswirtschaftlich<br />

werden 77% der nutzungspotenten Brachflächen, <strong>als</strong>o mehr <strong>als</strong> zwei Drittel, nicht bearbeitet, <strong>im</strong> gewerblichen<br />

Bereich befinden sich 60% nicht in bauleitplanerischer Bearbeitung (vgl. Beckmann u. Dosch 2004:<br />

69; Müller-Kleißler u. Rach 2004: 50).<br />

Dies führt zu kuriosen Entwicklungen: Die durchschnittliche Siedlungsfläche erweitert sich - von 1961 bis<br />

2001 um 80% - während die Zahl der Einwohner <strong>im</strong> selben Zeitraum nur um 20% zunahm. Parallel dazu<br />

vergrößert sich der Bestand an Brachflächen (vgl. ICSS 2005: 6).<br />

Was <strong>als</strong>o hemmt die Wiedernutzung von Brachflächen Welche Umstände verhindern die praktische Umsetzung<br />

einer neuen Bewirtschaftung

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