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Oasen im Beton. Urban Gardening als Instrument zur Attraktivierung ...

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Konzepte und Inhalte des <strong>Urban</strong> <strong>Gardening</strong> 47<br />

dieses Sozialgefüge stellen sich die urbanen Gärten mit ihrer Ausrichtung auf den Gemeinschaftsaspekt.<br />

Der Garten wird <strong>als</strong> Treffpunkt propagiert, in dem sich Stadtteilbewohner unterhalten und gemeinsam<br />

Zeit verbringen (vgl. Müller, C. 2009a: 6f; Müller, C. 2011d: 23).<br />

3.4.5. <strong>Urban</strong> <strong>Gardening</strong> <strong>als</strong> politische Aussage<br />

Die <strong>Urban</strong> <strong>Gardening</strong> Bewegung agiert auch vor einem politischen Hintergrund und will gesellschaftliche<br />

Bewusstseinsveränderungen bewirken. Sie spricht sich für soziale Gerechtigkeit aus, wirkt der Entfremdung<br />

der Stadtbewohner von Naturprozessen und dem Wissen um sie wie auch um die Zubereitung von<br />

Nahrungsmitteln entgegen und setzt sich kritisch mit der ökonomischen Entwicklung und der Frage nach<br />

der Verknappung von (fossilen) Ressourcen auseinander (vgl. Dams 2011: 163; Müller, C. 2012a: 3;<br />

Rasper 2012: 103,106).<br />

Das Beispiel Kuba zeigt, wie verheerend ein Versiegen der Ölversorgung für die Nahrungsmittelproduktion<br />

sein kann. Nun ist die internationale Handelsposition Deutschlands keinesfalls vergleichbar mit der<br />

von Kuba 1990. Allerdings wird es wie alle anderen Länder mit steigendem Erdölverbrauch vom Überschreiten<br />

des ‚Peak-Oil betroffen sein. Als ‚Peak-Oil wird in der Erdölindustrie und -geologie das globale<br />

Fördermax<strong>im</strong>um von Öl beschrieben. Die ‚Post-Peak-Oil Phase stellt nach Forschern insofern ein Problem<br />

dar, da das geförderte Öl weniger wird, die globale Nachfrage aber parallel dazu stetig steigt (vgl. Müller,<br />

C. 2011d: 28; Müller u. Paech 2012: 148; Website Frankfurter Allgemeine Zeitung; Website Spiegel Online<br />

3). Billige Nahrungsmittelpreise können nur durch geringe Erdölpreise ermöglicht werden, da dies „[…]<br />

niedrige[] Transportkosten […] und billige[] Energie für die Erzeugung von Düngern […]“ (Müller, C.<br />

2010b: 2) gewährleistet. Die Entwicklung der Nahrungsmittelpreise korreliert folglich direkt mit der Entwicklung<br />

des Erdölpreises. Um weiterhin billige Nahrungsmittel anbieten zu könne, werden Städte und<br />

Kommunen verstärkt auf lokale Ressourcen <strong>zur</strong>ückgreifen müssen. Für Bohn/Viljoen steht fest, dass<br />

„Nahrung dort herzustellen, wo man sie essen will oder Nahrung dort zu essen, wo man sie geerntet hat,<br />

[…] eine gesunde und nachhaltige Balance von Produktion und Konsum her[stellt].“ (Bohn, Viljoen 2011:<br />

155). <strong>Urban</strong>e Gärten agieren aus dieser Motivation heraus, auch wenn sie alleine nicht die benötigten<br />

Nahrungsmittel in ausreichendem Maße zu generieren vermögen. Dennoch werden Methoden <strong>zur</strong> Stärkung<br />

der individuellen Ernährungssouveränität erfahrbar gemacht, um so eine schrittweise Abhängigkeit<br />

von der industriellen Produktion einzuleiten.<br />

3.5. Gemeinschaftsgärten in Deutschland: Drei Beispiele<br />

Da das neue urbane Gärtnern grundsätzlich partizipative Strukturen aufweist, entwickeln sich die Projekte<br />

<strong>im</strong>mer mit den aktiven Gärtnern und ihren jeweiligen Kenntnissen und Interessen. Dabei greifen die<br />

Gärten viele der genannten Motivationen auf und verfolgen mehrere Aspekte. Zu diesen zählen etwa die<br />

Ausrichtung auf eine interkulturelle Mischung der Teilnehmer, das Einbeziehen von Schülern, Jugendlichen,<br />

Kindern und Senioren oder sozialer Einrichtungen, die Zucht alter Sorten oder das ausschließliche<br />

Anpflanzen in mobilen Behältern. So zahlreich die Gärten sind, so bunt gestalten sich ihre Ausprägungen.<br />

Im Folgenden werden drei <strong>Urban</strong> <strong>Gardening</strong> Projekte in Deutschland vorgestellt. Auch wenn kein Projekt<br />

<strong>als</strong> bloße Kopie eines anderen betrachtet werden kann, verfolgen viele doch die Ansätze dieser drei Projekte,<br />

die zum Teil wegbereitend für die <strong>Urban</strong> <strong>Gardening</strong> Bewegung in Deutschland waren und sind.

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