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Oasen im Beton. Urban Gardening als Instrument zur Attraktivierung ...

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Konzepte und Inhalte des <strong>Urban</strong> <strong>Gardening</strong> 31<br />

Der Gartenarchitekt Leberecht Migge setzte sich für die Integration von Selbstversorgungsgärten in die<br />

Stadtplanung ein und wollte „das ‚dekorative Grün der lieben, alten Dame durch ‚produktive Freiräume“(Leberecht<br />

Migge in Lohrberg 2011: 145; vgl. Dams 2011: 160) ersetzen. Ernst May, Architekt und<br />

Stadtplaner aus Frankfurt (vgl. Website Ernst May Gesellschaft), entwarf Trabantenstädte, „die von ‚Kulturbändern<br />

umgeben waren, ‚auf denen in intensiver Wirtschaft Gärtner und Kleinbauern den erforderlichen<br />

Bedarf an Gemüsen und Kleinvieh … für die bebauten Zellen fördern […]“ (Ernst May in Lohrberg<br />

2011: 145).<br />

Auch in den USA entwickelte der Amerikaner Frank Lloyd Wright <strong>im</strong> Jahr 1929 vor dem Hintergrund der<br />

Weltwirtschaftskrise ein Stadtmodell, in dem die Landwirtschaft eine wichtige Komponente spielte. Das<br />

Modell ‚Broadacre City, wie Wright es nannte, basierte dabei auf der Annahme, dass durch die <strong>im</strong>mer<br />

leistungsfähigeren Verkehrsmittel die Raumüberwindungskosten kontinuierlich sinken. Gemäß seines<br />

Glaubens, „ein selbstbest<strong>im</strong>mtes Leben jenseits der 'maschinellen' Zwänge einer Großstadt sei nur in einer<br />

ländlichen Umgebung möglich“ (Fürst et al. 1999: 39), sollte jedes Einfamilienhaus von einem Acre 9 Land<br />

<strong>zur</strong> Eigennutzung umrahmt sein.<br />

Die Planungen der 1920er Jahre führten verstärkt zu einer Gründung von Kleingärten und den nach dem<br />

Arzt Moritz Schreber benannten Schrebergärten. Schreber wollte die Gesundheit der Kinder verbessern,<br />

weshalb die Gärten „[…] der Ertüchtigung der Stadtjugend durch Bewegung dienen […]“ (vgl. Website Zeit<br />

Online 2) sollten und in denen sich Stadtbewohner ohne eigenen Hausgarten gärtnerisch betätigen konnten.<br />

Die Kleingärten bestanden jedoch nicht nur zu diesem Zweck, sondern erlaubten vor allem der Armen-<br />

und Arbeiterschicht sich in einer Zeit der Knappheit zumindest mit den notwendigsten Nahrungsmitteln<br />

selbst zu versorgen (vgl. Website Suite101). Kleingärten sind durch das Bundeskleingartengesetz<br />

(BKleingG gesetzlich verankert und dienen der „[…] nichterwerbsmäßigen gärtnerischen Nutzung, insbesondere<br />

<strong>zur</strong> Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf, und <strong>zur</strong> Erholung dient […]“ § 1<br />

Abs. 1 BKleingG). Kleingärtenanlagen setzten sich aus privat genutzten Parzellen zusammen, die über<br />

gemeinschaftlichen Wegen verbunden sind und neben denen Spielflächen und Vereinshäuser bestehen.<br />

Vom Notnagel zum ungeliebten Überbleibsel<br />

Wie in der Nachkriegszeit des ersten Weltkrieges war auch nach dem zweiten Weltkrieg die Stadtplanung<br />

stark von der Einbindung der Landwirtschaft in den urbanen Raum geprägt. Im Modell der Stadtlandschaft,<br />

das in den 50er Jahren entwickelt wurde, plante man mit agrar-produktiven Freiräumen. Es wurde<br />

gefordert, Viehzucht in Parks zu betreiben und für die Belange des Lärmschutzes Nutzpflanzen anzubauen,<br />

die gleichzeitig geerntet werden konnten (vgl. Lohrberg 2011: 145).<br />

Die in den 60er Jahren beginnende Wohlstandsepoche und die Bereitstellung billiger Nahrungsmittel beendeten<br />

auch in der Stadtplanung die Präsenz der urbanen Landwirtschaft. In den Vordergrund traten<br />

wieder Erholungs-, Gliederungs- und ökologische Aspekte der städtischen Freiräume, die Landwirtschaft<br />

wurde abgelöst (vgl. Dams 2011: 161f; Thomas 2011: 130).<br />

9<br />

Der Acre ist eine britische Maßeinheit, mit der die Fläche von Grundstücken best<strong>im</strong>mt wurde. Von der Größe ist er mit<br />

den deutschen Einheiten ‚Morgen‘ oder ‚Tagewerk‘ vergleichbar und bezeichnet eine Fläche von grob 4.047m².

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