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Oasen im Beton. Urban Gardening als Instrument zur Attraktivierung ...

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Konzepte und Inhalte des <strong>Urban</strong> <strong>Gardening</strong> 37<br />

Als Reaktion darauf begannen die Städter in der Folge vermehrt ihre Lebensmittel in der direkten Umgebung<br />

selbst anzubauen. Dabei griffen viele auch auf unkonventionelle Orte und Methoden <strong>zur</strong>ück, bepflanzten<br />

Dächer und Balkone und verwendeten Plastiktüten oder Joghurtbecher <strong>als</strong> alternative Beete. Die<br />

‚Revolucion Verde wurde bald <strong>zur</strong> Basis der Versorgung der städtischen Bevölkerung, da sich die politischen<br />

Rahmenbedingungen kaum änderten. Die Bewegung hatte Erfolg, konnte mit dem „[…] in (avanna<br />

angebaute[n] Gemüse die komplette Stadt ernähr[t] […]“ (Müller, C. 2011b: 67) werden.<br />

Auch die kommunistische Regierung Kubas begriff den Wert der urbanen Landwirtschaft und unterstützte<br />

sie. 1991 führte sie eine erste Infokampagne durch, mit der sie die Stadtbevölkerung <strong>zur</strong> Bewirtschaftung<br />

<strong>im</strong> Staatsbesitz befindlicher Freiflächen aufrief – ohne zeitliche Begrenzung. Die kubanische Regierung<br />

unterstützte den Aufbau des Selbstversorgungssystems in den Städten auch ökonomisch, was für eine<br />

soziale Planwirtschaft untypisch ist. Diese in der Agrargesetzgebung rechtlich festgehaltende Subvention<br />

führte zu einer 70%igen Gemüseproduktion in den Städten, die in Kuba auch heute noch gilt (vgl. Gensch<br />

2006: 28f; Kälber 2011: 279; Website Zeit Online 1).<br />

<strong>Urban</strong> Agriculture in den USA<br />

Wie auch in Europa spielte urbane Agrikultur in den USA vor allem in den Kriegs- und Krisenzeiten des 19.<br />

und 20. Jahrhundert eine große Rolle. Um den Hungernden eine Selbstversorgung zu ermöglichen, wurden<br />

viele Kleingärten errichtet. Im Verlauf der Weltwirtschaftskrise wurde jedoch die Verteilung von Lebensmittelmarken<br />

an Hungernde politisch durchgesetzt und so die Überschussproduktion der amerikanischen<br />

Landwirtschaft verteilt. Die <strong>als</strong> ‚Relief Gardens bekannten Fürsorgegärten verloren ihre Bedeutung<br />

und verschwanden noch 1937 (vgl. Meyer-Renschhausen 2004: 119).<br />

Erst in den 60er und 70er Jahre gelang eine Renaissance, die vor allem durch die Hippiebewegung und<br />

ihrem Wunsch nach einem „[…] einfachen Leben <strong>im</strong> Einklang mit der Natur und [dem] Leben in Gemeinschaften<br />

[…]“ (Meyer-Renschhausen 2004: 119) gefördert wurde. In vielen amerikanischen Großstädten<br />

wurden Community Gardens errichtet und die Bewegung politisierte sich verstärkt. Heute noch wichtige<br />

)nitiativen wie die ‚Green Guerillas, ‚GreenThumb oder die ‚American Community <strong>Gardening</strong> Association<br />

gründeten sich, unterstützen die Gärten und vertreten die Bewegung in der Öffentlichkeit. Verstärkt in<br />

Armenvierteln entstanden zahlreiche Gartenprojekte, in New York häufig auch dort, wo durch Brandstiftung<br />

Brachen entstanden. Die Akteure wollen einerseits das Viertel verschönern und wiederbeleben, vor<br />

allem geht es aber um den Anbau von Nahrungsmitteln für den eigenen Bedarf. Der <strong>im</strong>mens hohe Mietkostenspiegel<br />

<strong>als</strong> Folge kaum kontrollierter Spekulationen <strong>im</strong> Immobilienbereich erlaubt es ärmeren Haushalten<br />

kaum, sich ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen und so stehen sie vor der Entscheidung,<br />

„[…] die Miete [zu] bezahlen oder die Kinder [zu] ernähren […]“ (Rosol u. Weiß 2005 nach Müller, C.<br />

2007: 2; vgl. Meyer-Renschhausen 2004: 82).<br />

Die Weltwirtschaftskrise von 2009 verschärfte die wirtschaftliche Situation in vielen Städten der USA<br />

weiter, allen voran in Detroit. Die ehemalige Hochburg der Automobilindustrie galt unter dem Slogan<br />

‚Motor-City lange <strong>als</strong> Antrieb des amerikanischen Wirtschaftswachstums. Doch in der Weltwirtschaftskrise<br />

wurden die großen Automobilhersteller General Motors, Ford und Chrysler, wichtigste Säulen der Detroiter<br />

Wirtschaft, insolvent oder entgingen dem nur durch Werksschließungen und massive Entlassungen.<br />

Die Arbeitslosenquote lag bereits vor der Insolvenz von General Motors bei 22%, offizielle Zahlen<br />

sprechen aktuell von knapp unter 30%. Jedoch behaupten der Bürgermeister und zuständige Stellen, dass<br />

die Quote eher Richtung 50% tendiert (vgl. Website Spiegel Online 4; Website Huffington Post).<br />

Armut verbreitete sich, die Bevölkerungszahl der Stadt sank dramatisch. Alleine zwischen 2000 und 2011<br />

fiel sie um rund ¼ auf weniger <strong>als</strong> 741.000. Häuser und gesamte Landstriche verwaisten und wurden<br />

Brachland, auch öffentliche Einrichtungen erlitten das gleiche Schicksal, da sich ihr Betrieb wegen der

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