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Kurven im Mathematikunterricht - idmthemen

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KAPITEL 4. KURVEN IM UNTERRICHT 56<br />

Hans-Jürgen Elschenbroich (2001) und Bärbel Barzel (2005) zählen einige<br />

Probleme und Schwierigkeiten bei der Verwendung von DGS auf:<br />

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Ein oft unterschätzter Teil der kognitiven Kapazität der Schüler wird für<br />

die Handhabung des Programms benötigt und steht damit für die mathematische<br />

Fragestellung nicht mehr zur Verfügung.<br />

Es könnte vorkommen, dass Schüler mit dem Zugmodus eher spielen<br />

und nur noch überprüfen ob etwas funktioniert oder nicht funktioniert.<br />

Die Frage nach dem Warum kann dabei zu kurz kommen, oder anders formuliert:<br />

Schüler würden häug blind die Versuch-Irrtum-Strategie wählen<br />

anstatt zu reektieren.<br />

Durch die mediale Überutung in unserer Zeit besteht die Gefahr des<br />

Abstumpfens, dass also die Bilder und An<strong>im</strong>ationen nur noch oberächlich<br />

wahrgenommen werden.<br />

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Die visuelle Evidenz kann Begründungen überüssig erscheinen lassen.<br />

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Durch perfekt gestaltete interaktive Arbeitsmaterialien könnte passieren,<br />

dass Schüler irrtümlich meinen, alles verstanden zu haben, weil es ja am<br />

Computer so leicht ging, die Fragestellungen zu beantworten. Die dahinterliegende<br />

Mathematik wird dadurch allerdings nicht einfacher und bleibt<br />

möglicherweise verborgen.<br />

Auÿerdem muss man sich bewusst sein, dass Visualisierungen (egal ob statisch<br />

oder dynamisch) nur ein Modell sind obgleich ein sehr einprägsames. Aber<br />

dadurch, dass Modelle die mathematische Wirklichkeit vereinfachen, können sie<br />

zu Annahmen verleiten, die falsch sind. Der Beweis für 64 = 65 ist ein solches<br />

Beispiel (Abb. 4.9): Schneidet man ein Quadrat mit 8 cm Seitenlänge entlang<br />

der fett gezeichneten Linien durch und ordnet die Stücke neu, und zwar zu<br />

einem langgestreckten Rechteck mit 13 bzw. 5 cm Seitenlänge, so wird man<br />

feststellen, dass das Quadrat einen Flächeninhalt von 64 cm ² und das Rechteck<br />

einen Flächeninhalt von 65 cm² hat. Also müsste gelten: 64 = 65 (vgl. Hanisch,<br />

1985).<br />

Modelle können aber auch den Blick auf Erweiterungen verwehren. Der Differentialquotient<br />

ist beispielsweise mehr als nur die Steigung der Tangente, aber<br />

die Geschwindigkeit ist nunmal schwer visualisierbar. Ebenso ist der Flächeninhalt<br />

unter einer Kurve nur eine Anwendung der Integralrechnung. Diese visualisierbaren<br />

Aspekte sind aber jene, die Personen, bei denen die Reifeprüfung<br />

schon länger zurückliegt, vorwiegend behalten (Hanisch, 1985). Der Grund ist,<br />

dass <strong>im</strong> Unterricht die Lehrer dazu tendieren, nicht visualisierbare, abstrakte<br />

Aspekte zu vernachlässigen (vgl. Hanisch, 1985).

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