abstraktband - Berufsverband Niedergelassener Chirurgen
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K25/03<br />
Wundmanagement – Diagnostik des Ulcus cruris<br />
Stücker M 1 , Reich S 1<br />
1 Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Dermatologie, Bochum, Germany<br />
Das Ulcus cruris ist lediglich als ein Substanzdefekt des Unterschenkels<br />
definiert. Erst durch die Anamnese und weitere Untersuchungen lässt<br />
sich die Pathogenese klären. Neben der chronischen Veneninsuffizienz<br />
als der häufigsten Ursache kommen außer der arteriellen Verschlusskrankheit<br />
eine große Vielzahl weiterer Grunderkrankungen in Betracht.<br />
Diese umfassen<br />
1. Vaskuläre Ursachen<br />
a. Chronisch venöse Insuffizienz<br />
b. periphere arterielle Verschlusskrankheit, isoliert oder in Kombination<br />
mit einer Chronischen Venösen Insuffizienz<br />
c. Angiodysplasie<br />
d. Lymphabflussstörungen<br />
2. Vaskulitiden<br />
a. Begleitvaskulitis bei Autoimmunerkrankungen wie Kollagenosen<br />
b. Livedovaskulitis / – vaskulopathie<br />
c. Periarteritis nodosa<br />
d. Pyoderma gangraenosum<br />
e. Kutane leukozytoklastische Vaskulitis<br />
3. Vaskulopathie / Mikrozirkulationsstörung<br />
a. Diabetische Mikroangiopathie<br />
b. Kryoglobulinämie<br />
c. Nekrobiosis lipoidica<br />
d. Ulcus hypertonicum Martorell<br />
e. Cholesterinembolien<br />
f. Calciphylaxie<br />
4. Hämatologische Ursachen<br />
a. Sichelzellanämie<br />
b. Sphärozytose<br />
c. Thalassämie<br />
d. Sideroachrestische Anämie<br />
5. Myeloproliferative Erkrankungen<br />
a. Polycythämia vera<br />
b. Thrombozythämie<br />
c. Morbus Werlhof<br />
6. Neuropathische Ursachen und Infektionen<br />
a. Mykosen<br />
b. Bakterielle Infektionen<br />
c. Infektionen durch Protozoen<br />
d. Virale Infektionen<br />
7. Metabolische Ursachen<br />
a. Arzneimittel<br />
b. Hydoxyurea-Therapie<br />
c. Amyloidose<br />
d. Gicht<br />
e. Diabetes mellitus<br />
8. Ulzerierte Hauttumoren<br />
9. Chemische/Physikalische Ursachen<br />
10. Artefakte<br />
Häufig erlaubt die Lokalisation bereits eine erste Abschätzung möglicher<br />
Ursachen. Ulzera im Bereich des Innenknöchels sind meist bedingt<br />
durch eine chronische venöse Insuffizienz. Ulzera an den Fußsohlen, an<br />
Druckpunkten unter dem Ballen oder an den Zehengrundgelenken, haben<br />
meist eine polyneuropathische Genese wie z. B. beim Diabetes mellitus.<br />
Finden sich chronische Wunden an den Akren oder an der Außenseite<br />
des Knöchels, sind häufig Defizite in der arteriellen Versorgung zu<br />
finden. Ulzera im Bereich der Fersen oder sakral sind – insbesondere bei<br />
bettlägerigen oder hochgradig immobilen Patienten – bedingt durch<br />
Druck und/ oder Fehlbelastungen. Bei Patienten mit Unterschenkelulzerationen<br />
sollten folgende Untersuchungen durchgeführt werden:<br />
1) Prüfung der Gelenkbeweglichkeit des oberen Sprunggelenkes<br />
2) Direktionaler Ultraschalldoppler oder Duplexsonographie der Beinvenen<br />
3) Überprüfung der venösen Hämodynamik z. B. mittels Photopletysmographie<br />
4) Arterieller Verschlussdruck (Knöchel-Arm-Index)<br />
5) orientierende neurologische Diagnostik (Berührungssensibilität)<br />
6) Bakteriologie des Ulkus (MRSA?)<br />
Vorträge – Kurse – Theorie und Praxis S97<br />
7) Fakultativ weitere Diagnostik je nach Untersuchungsbefunden, z. B.<br />
Probeexzision, Labor<br />
K25/04<br />
Modernes Wundmanagement<br />
Dissemond J 1<br />
1 Universitätsklinikum Essen, Klinik für Dermatologie, Venerologie und<br />
Allergologie, Essen, Germany<br />
Als Wegbereiter der heute propagierten modernen feuchten Wundtherapie<br />
wird meist Georg Winter beschrieben, der 1962 zeigen konnte,<br />
dass artefizielle Wunden bei Schweinen durch die Applikation eines okklusiven<br />
Folienverbandes beschleunigt abheilen. Vor über 30 Jahren<br />
wurden mit den Film- und den Hydrokolloidverbänden die ersten noch<br />
heute in Verwendung befindlichen semiokklusiven modernen Wundauflagen<br />
auf dem Markt eingeführt. Es dauerte über ein Jahrzehnt bis<br />
die feuchte Wundbehandlung zumindest in entsprechenden Zentren<br />
weltweite Akzeptanz fand. Es konnte mittlerweile dokumentiert werden,<br />
dass nach Einleitung einer adäquaten modernen feuchten<br />
Wundtherapie in Abhängigkeit von der Genese bei mindestens 50% aller<br />
Patienten mit einer chronischen Wunde innerhalb von 3 Monaten<br />
und bei über 70% nach einem Jahr eine vollständige Abheilung erzielt<br />
werden kann. Obwohl ein Pflegedienst durchschnittlich lediglich 17 Minuten<br />
für die Durchführung eines modernen Wundverbandes benötigt,<br />
wird geschätzt, dass heute nur 10-20% der Patienten mit einer chronischen<br />
Wunde in Deutschland ein modernes Wundmanagement erhalten.<br />
Es wird ein Überblick über die unterschiedlichen Behandlungsoptionen<br />
chronischer Wunden orientiert an den Phasen Wundreinigung, Granulationsförderung<br />
und Reepithelisation vorgestellt.<br />
K25/05<br />
Moderne Wundauflagen<br />
Horn T 1<br />
1 Klinikum Krefeld, Dermatologische Klinik, Krefeld, Germany<br />
„Moderne Wundauflagen” subsummieren Produkte, die eine „feuchte<br />
Wundbehandlung” ermöglichen. Darunter versteht man die Möglichkeit,<br />
überschüssiges Wundsekret von der Wunde zu entfernen und<br />
gleichzeitig ein feuchtes, wundheilungsförderndes Mikromilieu zu<br />
schaffen. Zugrunde liegt die Erkenntnis, dass Wunden unter feuchten<br />
Bedingungen deutlich schneller abheilen. Dies führte in den vergangenen<br />
zwanzig Jahren zur Entwicklung von zahlreichen Wundauflagesystemen.<br />
Verwirrend ist die Vielzahl der angebotenen Möglichkeiten, es<br />
wird daher eine Übersicht über die zurzeit zur Verfügung stehenden lokalen<br />
Wundauflagen gegeben. Dabei ist die trockene Wundtherapie<br />
nicht obsolet geworden, sondern es ist wichtig die unterschiedlichen<br />
Einsatzbereiche zu unterscheiden.<br />
Primärer chirurgischer Wundverschluss<br />
Unkomplizierte Bagatellwunde<br />
Unkomplizierte Wunde in der Epithelialisierungsphase<br />
Trockene Nekrose bei ausgeprägter nicht besserbarer pAVK<br />
Chronische Wunde<br />
Sekundär heilende Wunde<br />
Nekrotisch belegte oder Fibrin-belegte Wunde<br />
Großflächig unverschlossenes Granulationsgewebe<br />
Wir unterscheiden „inaktive (passive) Wundauflagen”, sie sind Sekretdurchlässig<br />
ohne Schaffung eines wundheilungsfördernden Mikromilieus.<br />
Sie eigenen sich auch zur “trockenen Wundtherapie”.<br />
Gaze<br />
Mullkompressen<br />
Vliesstoff-Auflage<br />
„Interaktive Wundauflagen” schaffen ein wundheilungsbeschleunigenden<br />
Mikromilieus. Es handelt sich um eine sehr heterogene Produkt-<br />
JDDG | Supplement 2 ˙ 2007 (Band 5)