abstraktband - Berufsverband Niedergelassener Chirurgen
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S198 Poster – Gesundheitspolitik<br />
bindung gebracht. In der frühen Neuzeit spielten die sich entwickelnde<br />
Alchemie aber auch magisches Denken für die Herstellung und den Einsatz<br />
von Antidoten eine wichtige Rolle. In der universitären Medizin der<br />
beginnenden Neuzeit erfolgte einerseits eine starke Rückbesinnung auf<br />
das antike Erbe mit umfassender philologischer Erschließung der griechischen<br />
Texte; in dieser Tradition könnte der erste Marburger Medizinprofessor<br />
Euricius Cordus (1486-1535) genannt werden. Andererseits<br />
entwickelten sich neue Therapieansätze, vor allem gegen die als gefährlich<br />
eingestuften Spinnentiere. Im Schrifttum der Neuzeit findet man die<br />
Beschäftigung mit Antidoten gerade auch bei den dermatologisch ausgerichteten<br />
Ärzten. Als Beispiele sollen dazu Hafenreffer (1660), der auf<br />
eine spezielle Form der Musiktherapie verwies, und Plenck (1785), der<br />
eine Lehre über Gifte und Gegengifte schrieb, angeführt werden.<br />
P13 – Gesundheitspolitik<br />
P13/01<br />
Nutzbare Effizienzreserven unseres Gesundheitssystems durch<br />
Sonderstellung der Dermatologie<br />
Koll W 1<br />
1 Hautarztpraxis, Gesundheitsökonomie, Simmerath, Germany<br />
Hausarztzentrierte Versorgung soll in Verbindung mit der Abschaffung<br />
der doppelten Facharztschiene neben anderen Zielsetzungen auch eine<br />
Entlastung der Kostenträger bewirken. Die Nutzung offizieller Datenquellen<br />
entlarvt diese Ansicht für den Bereich der Dermatologie als teuren<br />
gesundheitspolitischen Irrweg. Die Zusammenführung von Daten<br />
des Zentralinstituts der Kassenärztlichen Vereinigung, des Wissenschaftlichen<br />
Instituts der Ortskrankenkassen sowie der Krankenhausgesellschaften<br />
erlauben eine quantitative Analyse der Patientenströme sowohl<br />
im ambulanten haus- und fachärztlichen als auch im stationären<br />
Bereich und eine monetäre Bewertung der denkbaren Szenarien. Betrachtet<br />
wird ein Zeitraum kurz vor Einführung der Praxisgebühr und<br />
des dadurch hervorgerufenen modifizierten Patientenverhaltens hinsichtlich<br />
des primären Arztkontaktes bei einem Hautleiden.Die Ergebnispräsentation<br />
erfolgt in der besonders übersichtlichen Form eines Ereignis-<br />
bzw. Entscheidungsbaumes.<br />
Sofort ablesbar als eines von mehreren Szenarien sind hierbei die durch<br />
einen Patienten entstehenden Kosten für einen bestimmten Pfad im<br />
Versorgungssystem. Verknüpft mit den aus den vorhandenen Daten ermittelten<br />
Wahrscheinlichkeiten lässt sich nach dem sogenannten Rollback-Verfahren<br />
ein fiktiver Wert für die Behandlungskosten eines Patienten<br />
berechnen.<br />
Diese Art der Darstellung erlaubt gleichzeitig die Simulation gesundheitspolitischer<br />
Einflussnahme mit sofortiger Ablesbarkeit der monetären<br />
Konsequenzen.<br />
Im Ergebnis sind die Kosten einer primär hausärztlichen mehr als doppelt<br />
so hoch wie die einer primär fachdermatologischen Versorgung.Somit<br />
nimmt die Dermatologie eine Sonderstellung im Vergleich zu anderen<br />
Fachgebieten ein. Eine Steuerung der Patientenströme hin zu einer<br />
primär fachdermatologischen Versorgung sparte Ressourcen ein – bei<br />
gleichzeitiger Verbesserung der Versorgungsqualität. Eine Kommunikation<br />
dieses Sachverhaltes gegenüber Gesundheitspolitik und Kostenträgern<br />
ist notwendig.<br />
P13/02<br />
Das Competenzzentrum Versorgungsforschung der DDG und des<br />
BVDD: Methoden und Projekte 2006-2007<br />
Zimmer L 1 , Schäfer I 1 , Rustenbach S 1 , Augustin M 1<br />
1 Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Dermatologie und<br />
Venerologie, Hamburg, Germany<br />
Voraussetzung für eine optimale Verteilung der knappen Ressourcen im<br />
Gesundheitswesen ist die Verfügbarkeit verlässlicher Daten, mit denen<br />
der Versorgungsbedarf und die Versorgungsqualität beurteilt werden<br />
können. Diese Daten werden mit Methoden der Versorgungsforschung<br />
(VF) systematisch erhoben. Vor diesem Hintergrund wurde zum 1.10.<br />
2005 in Hamburg das Competenzzentrum Versorgungsforschung in der<br />
Dermatologie (CVderm) mit dem Ziel gegründet, eine bundesweite VF<br />
JDDG | Supplement 2 ˙ 2007 (Band 5)<br />
in der Dermatologie zu etablieren und zu koordinieren. Als Förderprojekt<br />
der DDG und des BVDD informiert und berät das CVderm deren Vorstände<br />
und Mitglieder. Der vorliegende Beitrag fasst die Methoden und<br />
Projekte des ersten Arbeitsjahres zusammen. Folgende Teilprojekte<br />
wurden bereits abgeschlossen:<br />
1. Versorgungsforschung in der Dermatologie 2005 – akutelle Bestandsaufnahme,<br />
2. Expertise zur Nutzenbewertung und Versorgungsnotwendigkeit<br />
der Vakuumversiegelungstherapie (VVT) von Wunden,<br />
3. Stellungnahme von DDG und BVDD zum IQWiG-Vorbericht „Nutzenbewertung<br />
der Balneophototherapie” sowie<br />
4. ein Projekt zur „Häufigkeit akuter und chronischer Hautkrankheiten<br />
in Deutschland”.<br />
Laufende Projekte am CVderm 2006:<br />
1. Studie zur Versorgungsqualität und leitliniengerechten Versorgung<br />
chronischer Wunden,<br />
2. Aufbau eines bundesweiten Apothekennetzes für Versorgungsstudien,<br />
3. Deutsches Psoriasis-Register – PsoBest,<br />
4. Versorgungsstand des atopischen Ekzems bei Schulkindern in<br />
Schleswig-Holstein,<br />
5. Auswirkungen des Klimawandels auf die Prävalenz von Hauterkrankungen<br />
und Allergien in Deutschland.<br />
Beispiele weiterer Vorhaben für 2007:<br />
1. Versorgungsqualität und leitliniengerechte Versorgung der Psoriasis<br />
– bundesweite Studie an n=3000 Patienten in dermatologischen<br />
Praxen,<br />
2. Versorgung der malignen Hauttumoren im Vergleich Dermatologen<br />
vs. Nicht-Dermatologen, v3. Nutzenbewertung und Versorgungsqualität<br />
bei Neurodermitis,<br />
4. Methodik der patienten-definierten Nutzenbewertung.<br />
P13/03<br />
Zeitaufwand und Kosten bei der Erstellung der S3-Leitlinie zur<br />
Therapie der Psoriasis vulgaris<br />
Nast A 1 , Reytan N 1 , Rosumeck S 1 , Rzany B 1 , Leitliniengruppe der<br />
S3-Psoriasis Leitlinie*<br />
1 Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Dermatologie, Division of<br />
Evidence Based Medicine (dEBM), Berlin, Germany<br />
In Zeiten knapper Ressourcen und Diskussionen um die Allokation der<br />
vorhandenen Mittel gewinnen evidenzbasierte (S3) Leitlinien zunehmend<br />
an Bedeutung. Kosten und Aufwand für die Erstellung einer Leitlinie<br />
sind hoch und zu Beginn eines solchen Projektes schwer einzuschätzen.<br />
Die vorliegende Analyse soll aufbauend auf unseren Erfahrungen<br />
zukünftigen Leitlinienprojekten die Einschätzung des Ressourcenbedarfs<br />
erleichtern. Die Erstellung der Leitlinie zur Therapie der Psoriasis<br />
vulgaris erfolgte entsprechend des Leitlinienmanuals von AWMF/ÄZQ.<br />
Die Finanzierung erfolgte durch die DDG. Die methodische Koordination<br />
erfolgte durch die dEBM, die inhaltliche Ausgestaltung durch 5 niedergelassene<br />
und 5 in der Klinik tätige Dermatologen. Die Konsentierung<br />
erfolgte durch eine interdisziplinäre Gruppe. Die der Leitlinie<br />
zugrunde liegende Literaturrecherche erfasste 6422 Publikationen, wovon<br />
568 als relevant befunden wurden, 142 hiervon erfüllten die Literatureinschlusskriterien.<br />
Die ursprüngliche Schätzung des Zeitaufwandes<br />
belief sich auf 24 Monate. Der tatsächliche Zeitraum betrug 34 Monate.<br />
Die Vorbereitungsphase erfolgte in Monat 1-6, die Literaturrecherche<br />
und Literaturbeurteilung in Monat 6-15, das Formulieren der Empfehlungen<br />
in Monat 12-16. Die Konsensuskonferenzen fanden in Monat 17<br />
bzw. 19, der externe Review in Monat 21-22 statt. Die endgültige Verabschiedung<br />
erfolgte in Monat 24, die Publikation in Monat 34. Die ursprüngliche<br />
Kostenkalkulation belief sich auf 150.000€. Die tatsächlichen<br />
Gesamtkosten belaufen sich auf ca. 250.000€, wobei die erste<br />
Phase Planung/ Literaturauswertung/Textentwürfe ca. 171.000€ und<br />
der Prozess der Konsentierung ca. 79.000€ kostete. Kosten für die Publikation<br />
sind noch nicht enthalten.<br />
Die Erstellung von Leitlinien ist ein zeit- und kostenintensiver Prozess.<br />
Die Abweichungen von der Planung ergaben sich durch die Ausweitung<br />
des ursprünglich vorgesehenen Umfangs der zu beurteilenden Literatur<br />
und hohen Monitor- und Korrekturaufwand.