TN 50 - Gemeinnütziger Verein Tiegenhof - Kreis Großes Werder eV
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halbes Jahr vor ihrem Tode innerhalb einer Woche Tante Mariechen Dück und meine Mutter<br />
starben und begraben wurden von einem Sonntag zum anderen (beides ihre Töchter). Großmutters<br />
Todestag war der 16. Januar 1937. So ist sie nicht ganz 90 Jahre alt geworden.<br />
So jetzt ist es aber genug! Das ist nicht nur eine Weilu1achtsgeschichte geworden, sondern das sind<br />
schon viele Erlebnisse aus meiner Kindheit.<br />
Eure Großmutter Marie Heidebrecht.<br />
Mein Leben und die Flucht<br />
von Hans Moede<br />
Am 29.06.1935 bin ich in Neustädterwald <strong>Kreis</strong> <strong>Großes</strong> <strong>Werder</strong> geboren. Dieser Ort liegt bei<br />
<strong>Tiegenhof</strong>, zwischen Danzig und Elbing (Westpreußen). Meine Eltern Emil und Trude Moede<br />
betrieben dort eine kleine Landwirtschaft, die sie<br />
sich gekauft hatten. Wir waren drei Geschwister,<br />
Christei, Herta und ich Hans Moede. Als mein Vater<br />
1939 eingezogen wUrde, mußte meine Mutter allein<br />
mit der Wirtschaft fertig werden.<br />
Von 1942 - 1945 bevor der 2. Weltkrieg zu Ende<br />
war, besuchte ich dort die Grundschule. Von<br />
meinem ersten Schultag habe ich keine wesentlichen<br />
Erinnerungen lJ.ur soviel,· daß mich niemand<br />
begleiten brauchte. Die gtoße Feier wie heute, gab es<br />
damals nicht. Im Sommer 1943 hatte ich einen<br />
Unfall, bin in eine Sense getreten, die am Schuppen<br />
mit der Schneide nach unten abgestellt war. Ich habe<br />
mir dadurch eine drei Zentimeter tiefe Wunde quer<br />
unter dem linken Fuß zugezogen. Mit dem<br />
Pferdewagen wurde ich nach <strong>Tiegenhof</strong> ins<br />
Krankenhaus eingeliefert, wo ich drei Wochen<br />
bleiben mußte.<br />
Unser Dorf hatte noch keinen Stromanschluß, so daß<br />
die Beleuchtung aus Petroleumlampen und Talglicht<br />
bestand. All die technischen Geräte von heute waren Trude Moede mit ihren Kindern<br />
damals Illusion. Einige im Ort hatten schon ein Hans, Herta und Christel<br />
Radio (Göbbelschnauze) mit Akku betrieben. Wir Kinder mußten immer wenn der Wecker stehen<br />
geblieben war, dort die Uhrzeit einholen. Öfter wurde meine Mutter bei den Nachbarn zum Radio<br />
hören eingeladen, manchmal durfte auch ich mit. Das war aber weniger Unterhaltung als<br />
Information. Als die Russen auf dem Vormarsch nach Deutschland waren, wurden die<br />
Wehrmachtsberichte mit großer Spannung verfolgt.<br />
Da mein Vater ziemlich selten auf Urlaub kam, haben wir einen Franzosen zur Landarbeit von der<br />
Gemeinde zugeteilt bekommen. Unweit von unserem Dorf befand sich ein Gefangenenlager. Diese<br />
Leute, Franzosen, Italiener und Polen, wurden an bedürftige Landwirtschaften verteilt, wo die<br />
Männer für den Krieg eingezogen waren. Weihnachten 1944 war schon ziemlich traurig. Die drei<br />
Brüder meiner Mutter waren gefallen und Vater war auch nicht auf Urlaub gekommen. Wir hatten<br />
nicht einmal einen Weihnachtsbaum.<br />
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