TN 50 - Gemeinnütziger Verein Tiegenhof - Kreis Großes Werder eV
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ihre Lebenseinstellung als die einzig wahre erachtete und auf ihre Glaubensgeschwister<br />
herabsah, die ein anderes sittliches Empfinden hatten als sie. Da war Lukas, der die<br />
Gewerkschaft der Hafenarbeiter gegründet hatte und der der festen Überzeugung war,<br />
Reedereibesitzer hätten in der Gemeinde nichts zu suchen. Da war Sophia, die gute Ideen<br />
zur Weiterentwicklung der Gemeinde hatte, sich allerdings immer gleich beleidigt<br />
zurückzog, wenn die anderen ihr nicht sofort folgen mochten. Da war Alexandros, der bei<br />
jeder passenden und unpassenden Gelegenheit sich mit Johannos in den Haaren lag. Da<br />
waren Maria und Josephus, die langsam nicht mehr an die Gemeinde glaubten, weil es so<br />
viele unterschiedliche Meinungen gab und die ihre Blicke einfach nicht von den<br />
vergangenen Problemen abwenden konnten. Die nicht mehr offen waren für zukünftige<br />
Pläne. All denen schrieb Paulus: Glaube, das ist Vertrauen auf den Gekreuzigten und<br />
Auferstandenen. Vertrauen auf seine Sicht der Dinge - und nicht in unserem<br />
Machbarkeitswahn. Hoffnung, das ist Hoffnung auf Gott und seinen Beistand. Hoffnung,<br />
die trägt und einen langen Atem hat. Die Liebe, das ist die Kraft, die uns als den Leib<br />
Christi aufbaut und zusammenhält.<br />
Betrachte ich die Menschen in Korinth, dann verstehe ich die Verse des Paulus viel besser:<br />
Wenn ich mich-selbst als Gottes Kind angenommen fühle, wenn ich mich selbst von Gott<br />
geliebt fühle, dann sehe ich mein Gegenüber wie in einem Spiegel - sei er auch noch so<br />
verschwommen. Ich muss mich zu nichts zwingen, ich muss nicht gespielt freundlich sein.<br />
Ich darf durchaus auch mal nicht einverstanden sein, ich darf mich verletzt fühlen - wenn<br />
ich nicht vergesse, dass wir alle getragen sind in Gott. Dann ist Liebe das Medium, die<br />
Möglichkeit, die unwahrscheinliche Kommunikation wahrscheinlich macht, unser<br />
Gegenüber nicht allein als "die ewige Nörglerin", "den ewigen Zauderer", "den ewigen<br />
Quertreiber" zu verstehen, sondern als einen Menschen, der, unvollkommen wie wir selbst,<br />
ein Kind Gottes ist. Die Liebe ist das Band, das uns zusammenhält. Der Text des Paulus<br />
wird gerne als Trautext genommen. Aber Paulus spricht hier nicht von der Liebe zwischen<br />
zwei Menschen - Liebe war in der Antike eh kein Grund zur Heirat, die entwickelte sich<br />
entweder mit der Zeit oder aber auch nicht. Paulus spricht hier von der Liebe als einer<br />
grundsätzlichen Lebenshaltung und Lebenseinstellung. Liebe als Motor meines Lebens.<br />
Liebe als Motor meines Handeins. Liebe als die Brille, mit der ich die Welt betrachte. Die<br />
Brille, mit der ich meine Mitmenschen betrachte. Er will deutlich machen: Was nützen Dir<br />
Deine ganzen Talente und Vorzüge im Zusammenleben mit anderen, wenn Du ohne Liebe<br />
handelst? Was nützen Dir Deine guten Ideen, wenn Du Deine Mitmenschen lieblos<br />
behandelst? Glaube, Liebe, Hoffnung werden uns geschenkt, schreibt Paulus: im Vertrauen<br />
auf Gott können wir unser Leben in Hoffnung leben. Am allerwichtigsten aber, schreibt<br />
Paulus: Wer auf die Liebe setzt, wird begleitet von Glaube und Hoffnung. Die größte Kraft<br />
aber ist die Liebe, sagt Paulus. Sie ist der Motor allen Handeins. Ich zitiere den<br />
Niederrheiner Hanns Dieter Hüsch - er trifft den Nagel meines Erachtens auf den Kopf mit<br />
seinem Text "Ich setze auf die Liebe".<br />
Ich setze auf die Liebe<br />
Das ist das Thema<br />
Den Hass aus der Welt zu entfernen<br />
Bis wir bereit sind zu lernen<br />
Dass Macht, Gewalt, Rache und Sieg<br />
Nichts anderes bedeutet als ewiger Krieg<br />
Auf Erden und dann auf den Sternen.<br />
Ich setze auf die Liebe<br />
Wenn Sturm mich in die Knie zwingt<br />
Und Angst in meinen Schläfen buchstabiert<br />
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