TN 50 - Gemeinnütziger Verein Tiegenhof - Kreis Großes Werder eV
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Vom Großen <strong>Werder</strong> nach Kansas USA<br />
von Reinhard Regier<br />
Sehr Geehrte Tiegenhöfer und <strong>Werder</strong>aner.<br />
Wie alljährlich freue ich mich immer auf die Tiegenhöfer Nachrichten. Es ist ein Geschenk von<br />
meinem Bruder Karl-Heinz Regier aus Zweibrücken Deutschland.<br />
Ich bin 1934 in Petershagen <strong>Kreis</strong> <strong>Großes</strong> <strong>Werder</strong> geboren. Habe neben meinem Bruder noch drei<br />
Schwestern, Erika 1931, Christa 1934 - meine Zwillingsschwester - und Doris 1941. Wie so viele<br />
aus dem <strong>Werder</strong> sind wir echte Bauernkinder. Hatten schöne Jahre in Petershagen und da es so<br />
dicht an der Tiege lag, war es besonders schön. Überhaupt wenn die Brunhilde vorbei fuhr, sind wir<br />
oft auf dem Tiegedamm mitgelaufen. Unsere Sommer waren mit Schwimmen ausgefüllt und im<br />
Winter mit Schlittschuhlaufen. Bei Bruno Schulz war ja der Kirchensteg, dort war das Baden viel<br />
besser und wir schwammen dort über die Tiege. Es gab auch Arbeit für uns Kinder zum Beispiel<br />
das Weiterrücken auf dem Feld während der Erntezeit und im Herbst bei der Zucker- und<br />
Futterrübenernte. In den Tiegenhöfer Nachrichten ist ja vieles über das Leben im <strong>Werder</strong><br />
beschrieben worden. Nun wir haben ja alle unsere eigenen Erlebnisse und es ist so vieles darüber<br />
geschrieben worden. Dann kam 1945, und heute sind wir <strong>Werder</strong>aner in allen Teilen der Welt<br />
verstreut.<br />
Zurück, 1941 war mein erster Schultag. Wir sind nach <strong>Tiegenhof</strong> zur Schule gegangen, da die<br />
kleinen Dorfschulen aufgelöst wurden. So auch die Schule in Petershagen, die zwischen Bruno<br />
Schulz und Gerhard Regier war. Zu der alle meine Onkel und Tanten noch zur Schule gegangen<br />
sind. Der Schulweg nach <strong>Tiegenhof</strong> war das Beste von der ganzen Schule. Auf dem Heimweg<br />
wurde immer ein bißchen gebummelt. '<br />
Als ich mit meinen Geschwistern im Jahre 2005 in die alte Heimat fuhren, für mich war es die erste<br />
Reise nach 60 Jahren, War es ein großes Erlebnis für mich, daß man nicht beschreiben kann. So<br />
ging ich noch einmal den Schulweg von <strong>Tiegenhof</strong> nach Petershagen. Für meine Frau Carolyn war<br />
es etwas besonderes zu sehen wo ich als kleiner Junge zur Schule ging. Sie ist eine "Native" von<br />
Kansas. Wir besuchten auch die Marienburg und waren einen ganzen Tag in Danzig. Unser Quartier<br />
hatten wir für eine Woche in Pasewark. Täglich wurde an die Ostsee gegangen. Ausflüge wurden<br />
durch das <strong>Werder</strong>, Elbing, Osterode und auf die Nehrung bis Kahlberg unternommen. Von der<br />
Mennonitenkirche in Tiegenhagen war keine Spur zu finden bis auf ein paar Grabsteine. Einst so<br />
schön gepflegt und heute schaut es so traurig aus.<br />
Auf unserer Reise ins <strong>Werder</strong> haben wir auch Bolek Klein kennengelernt. Er war mit uns nach<br />
Ladekopp gefahren. Der Hof von unserem Großvater Peter Woelke steht noch und wir wollten den<br />
Hof besuchen und so kam Bolek Klein als Dolmetscher mit. Der Hof sieht verwahrlost aus. Auch<br />
waren auf dem Ladekopper Friedhof nicht viel da, außer ein paar vermooste Steine. Unser Hof in<br />
Petershagen war durch den Krieg zerstört, doch ein neuer Hof wurde dort 1965 neu aufgebaut. Habe<br />
auch den neuen Inhaber kennengelernt, sind sehr nette Leute. Wir sind ins Haus eingeladen worden<br />
und mit Kaffee und Kuchen bewirtet worden. Das war schön.<br />
In <strong>Tiegenhof</strong> war in der ehemaligen Volksschule Hochbetrieb mit polnischen Schülern. Es sah<br />
genau so aus, als ich dort zur Schule ging. "Dort oben war unser Klassenraum". Die damalige<br />
Schwimmbrücke ist durch eine feste Brücke ersetzt worden. Die Stobbebrücke ist auch neu. Die<br />
Galgenbrücke ist wie einst. Ich erkannte sogar das Haus, in dem unser Friseur uns die Haare<br />
geschnitten hatte. Fand <strong>Tiegenhof</strong> sonst eine nette Stadt, etwas größer als die damalige Kleinstadt.<br />
Alles in Allem es war ein einmaliges Erlebnis.<br />
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