CVUA 2002 - Untersuchungsämter-BW
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70 <strong>CVUA</strong> Stuttgart<br />
prozess der Zwiebelmettwurst überleben und dann im zum<br />
Verzehr angebotenen Endprodukt nachweisbar sind.<br />
Gleich zwei Schinken-Zwiebelmettwurst-Chargen mussten<br />
wegen nachgewiesener Salmonellen-Kontamination beanstandet<br />
und aus dem Verkehr gezogen werden.<br />
In einer Schinken-Zwiebelmettwurst eines norddeutschen<br />
Herstellers wurden Salmonellen, Serotyp S. infantis, nachgewiesen.<br />
Salmonella typhimurium, varietas copenhagen,<br />
wurde in der Schinken-Zwiebelmettwurst eines anderen<br />
norddeutschen Herstellers nachgewiesen. In beiden Fällen<br />
waren große Lebensmittel-Discounter mit zahlreichen<br />
Filialen vom Rückruf betroffen.<br />
Andere Chargen (mit anderen Mindesthaltbarkeitsdaten)<br />
waren, wie die Untersuchungen gezeigt haben, frei von<br />
Salmonellen.<br />
Salmonellen in gefüllten Pfannkuchen<br />
Nach dem Verzehr von mit Hackfleisch gefüllten Pfannkuchen<br />
in einer Hochschul-Mensa waren 6 Personen mit den<br />
Symptomen Durchfall und Fieber erkrankt. Die Untersuchung<br />
eines noch vorhandenen, mit der durcherhitzten<br />
Hackfleischmasse gefüllten Pfannkuchens erbrachte den<br />
Nachweis von Salmonella enteritidis.<br />
Im rohen Rinderhackfleisch waren keine Salmonellen nachweisbar.<br />
Da der Serotyp Salmonella enteritidis typischerweise<br />
bei rohen Eiern vorkommt, besteht die Vermutung,<br />
dass die Salmonellen über Eier in den Pfannkuchenteig<br />
gelangt sind. Wenn Pfannkuchenteig nur kurz in der Pfanne<br />
angebraten wird, kann nicht ausgeschlossen werden,<br />
dass Salmonellen teilweise diesen Vorgang überleben. Da<br />
in der Mensa-Küche keine Eier mehr vorrätig waren, konnte<br />
nicht mehr festgestellt werden, ob die Salmonellen-Kontamination<br />
von den verwendeten Eiern ausgegangen war.<br />
Salmonellen vom Partyservice<br />
Katastrophale hygienische Zustände in der Küche eines<br />
Partyservice-Betriebes dürften der Grund dafür gewesen<br />
sein, dass Salmonellen leichtes Spiel hatten. Im Zuständigkeitsbereich<br />
eines Gesundheitsamtes waren zeitgleich<br />
bei zwei von einander unabhängigen Festveranstaltungen<br />
Erkrankungen mit den Symptomen Durchfall und Fieber<br />
aufgetreten. Das Essen bei beiden Veranstaltungen war<br />
vom gleichen Partyservice geliefert worden. Die von Veterinäramt,<br />
Gesundheitsamt und Wirtschaftskontrolldienst<br />
durchgeführte Betriebskontrolle offenbarte dermaßen unhygienische<br />
und ekelerregende Zustände, dass die Herstellung<br />
und der Vertrieb von Lebensmitteln unverzüglich<br />
untersagt wurde. Allgegenwärtiger Mäusekot zeigte, dass<br />
sich in dem Betrieb zahlreiche Mäuse heimisch fühlten. Reste<br />
von Lebensmitteln, die an die beiden Festveranstaltun-<br />
gen geliefert worden waren, wurden zur mikrobiologischen<br />
Untersuchung in das <strong>CVUA</strong> Stuttgart verbracht. In<br />
zwei dieser Proben (gegarter Rinderbraten und Preiselbeersahne)<br />
wurde Salmonella enteritidis nachgewiesen.<br />
Auch aus dem Stuhl mehrerer erkrankter Personen konnte<br />
dieser Salmonellen-Serotyp isoliert werden.<br />
Salmonellen in Dessert-Creme<br />
Jahresbericht <strong>2002</strong><br />
Salmonellen aus rohen Eiern waren die Ursache für die Erkrankung<br />
von mindestens 18 Personen bei dieser Geburtstagsfeier.<br />
Mit Hilfe der mikrobiologischen Untersuchung<br />
wurde Salmonella enteritidis nachgewiesen. In den<br />
Stuhlproben mehrerer erkrankter Personen wurden Salmonellen<br />
des gleichen Serotyps nachgewiesen.<br />
Bacillus-cereus-Untersuchungen<br />
Bacillus cereus ist ein Umweltkeim, aber auch ein potentieller<br />
Lebensmittelvergifter und Enterotoxinbildner, dessen<br />
unterschiedliche Toxine entweder Durchfall oder Übelkeit<br />
und gelegentlich Erbrechen hervorrufen. Zur Auslösung einer<br />
Lebensmittelvergiftung durch Bacillus cereus werden in<br />
der Literatur Mindestkeimgehalte zwischen 105 und 106 /g<br />
Lebensmittel genannt. Von der Deutschen Gesellschaft<br />
für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) wird als Bacilluscereus-Warnwert<br />
für die meisten Lebensmittel eine Menge<br />
von 104 Keimen/g angegeben.<br />
Jahresbericht <strong>2002</strong><br />
Bacillus cereus in Maultaschen<br />
Dreieinhalb Stunden nach dem Verzehr von in einem Metzgereibetrieb<br />
gekauften Maultaschen war eine Person an<br />
den Symptomen Erbrechen und Durchfall erkrankt. Wie<br />
Nachforschungen ergaben, waren die Maultaschen nach<br />
dem Kauf in der Küche des Verbrauchers mehrere Stunden<br />
ohne ausreichende Kühlung gelagert worden.<br />
Noch vorhandene Reste der Maultaschen wurden mikrobiologisch<br />
untersucht. Pro Gramm Untersuchungsmaterial<br />
waren 50000 Bacillus-cereus-Keime nachweisbar. Der<br />
von der DGHM vorgegebene Warnwert für Bacillus cereus<br />
war überschritten. Unter Berücksichtigung der für Bacillus<br />
cereus typischen Erkrankungssymptome kann davon<br />
ausgegangen werden, dass ein ursächlicher Zusammenhang<br />
zwischen dem Verzehr der Maultaschen und dem beschriebenen<br />
Erkrankungsfall bestand.<br />
Staphylococcus-aureus-Untersuchungen<br />
Staphylococcus aureus ist ein potentieller Lebensmittelvergifter,<br />
der ab einer Konzentration von etwa 100000 bis<br />
1 Million Keimen pro Gramm Lebensmittel, sofern er Toxin<br />
bildet, Lebensmittelvergiftungen verursachen kann.<br />
Ein hoher Gehalt an Staphylococcus aureus spricht für<br />
eklatante Hygienefehler bei der Herstellung und Behandlung<br />
von Lebensmitteln. Staphylococcus aureus kommt bei<br />
sehr vielen Menschen im Nasen-Rachen-Raum, auf der<br />
Haut, in den Haaren, aber auch in eiternden Wunden vor.<br />
Werden Lebensmittel infolge von mangelhafter Personalhygiene<br />
mit Staphylococcus aureus kontaminiert und<br />
danach unsachgemäß (zu lange und ohne ausreichende<br />
Kühlung) gelagert, können sich die Staphylokokken massenhaft<br />
vermehren und Enterotoxin bilden. Das von Staphylokokken<br />
gebildete Toxin ist hitzestabil. Es wird durch<br />
das Erhitzen des Lebensmittels in der Regel nicht inaktiviert.<br />
Staphylococcus aureus in Schweinefilet<br />
Nach dem Verzehr von „Filettöpfle“ in einem Restaurant<br />
erkrankten 2 Personen kurze Zeit später an heftigen Magenschmerzen,<br />
Brechreiz und Durchfall. Die Untersuchung<br />
eines noch in der Gaststätte vorhandenen Restes des<br />
Schweinefilets ergab den Nachweis von 3400 KbE Staphylococcus<br />
aureus pro Gramm. Der anschließend durchgeführte<br />
Enterotoxin-Nachweis verlief positiv. Wie die Ermittlungen<br />
ergaben, war das Schweinefilet vor der Zubereitung<br />
(Durcherhitzung) unsachgemäß gelagert worden.<br />
Dadurch konnten sich Staphylokokken stark vermehren<br />
<strong>CVUA</strong> Stuttgart<br />
und Enterotoxin bilden. Durch den Erhitzungsvorgang in<br />
der Gaststättenküche wurde zwar die Zahl der lebenden<br />
Staphylokokken reduziert, nicht aber das hitzeunempfindliche<br />
Enterotoxin inaktiviert. Dieses führte mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit zu der beschriebenen Erkrankung.<br />
Staphylococcus aureus in Kartoffelsalat<br />
Zu einer klassischen Staphylokokken-Vergiftung durch unsachgemäß<br />
behandelten Kartoffelsalat kam es anlässlich<br />
eines Kirchengemeindefestes. Von einem Metzgereibetrieb<br />
waren am frühen Vormittag 80 kg Kartoffelsalat hergestellt<br />
worden. Der Kartoffelsalat lagerte dann auf drei<br />
Wannen verteilt ungekühlt bis zum Festessen gegen 13.00<br />
Uhr. Gegen 15.00 Uhr klagten mehrere Personen über Magenkrämpfe,<br />
Übelkeit und Erbrechen.<br />
Bei der mikrobiologischen Untersuchung des Kartoffelsalates<br />
wurde Staphylococcus aureus in einer Menge von 8<br />
Millionen KbE/g nachgewiesen. Der Nachweis von Staphylokokken-Enterotoxin<br />
mittels fluoreszenzimmunologischer<br />
Untersuchung verlief ebenfalls positiv.<br />
Campylobacter-Untersuchungen<br />
Campylobacter-Keime sind nach Angaben des Bundesinstitutes<br />
für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin<br />
nach Salmonellen die häufigsten Verursacher<br />
von lebensmittelbedingten Darminfektionen. Nach<br />
der Infektion durch den Verzehr eines mit Campylobacter-Keimen<br />
verunreinigten Lebensmittels treten die ersten<br />
Krankheitserscheinungen (Durchfall, Erbrechen, Fieber)<br />
meist erst nach mehreren Tagen auf, was die Suche nach<br />
dem infektionsauslösenden Lebensmittel erschwert.<br />
Da insbesonders rohes Geflügelfleisch mit Campylobacter-Erregern<br />
belastet ist, bildete die Untersuchung von Geflügelfleisch<br />
den Schwerpunkt der Untersuchungen auf<br />
Campylobacter. Darüber hinaus wurden alle Proben, die im<br />
Zusammenhang mit fieberassoziierten Erkrankungen eingeschickt<br />
wurden, auf Campylobacter untersucht.<br />
Insgesamt wurden bei 476 Lebensmittelproben Untersuchungen<br />
auf Campylobacter-Keime durchgeführt. In einer<br />
rohen Geflügelfleischprobe wurde Campylobacter jejuni<br />
nachgewiesen. Dieser Befund blieb lebensmittelrechtlich<br />
ohne Folgen: bei einer bestimmungsgemäßen<br />
Behandlung durch ausreichende Durcherhitzung vor dem<br />
Verzehr des Geflügelfleisches werden Campylobacter-Keime<br />
mit Sicherheit abgetötet.<br />
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