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CVUA 2002 - Untersuchungsämter-BW

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94 <strong>CVUA</strong> Stuttgart Jahresbericht <strong>2002</strong><br />

Bei Butterkeksen und Spekulatius, wurden vereinzelt Werte<br />

über dem Signalwert festgestellt, in den meisten anderen<br />

Keksen, auch beim Weihnachtsgebäck, lag der Acrylamidgehalt<br />

deutlich unter dem Signalwert.<br />

In Keksen für Kleinkinder wurden Acrylamidgehalte bis<br />

358 µg/kg festgestellt. Löffelbiskuits für Kleinkinder waren<br />

frei von Acrylamid.<br />

Zwieback weist durchweg eine niedrige Acrylamidbelastung<br />

auf.<br />

Backwaren für Diabetiker enthalten häufig Fructose<br />

(Fruchtzucker) als Zuckeraustauschstoff. Fructose fördert<br />

zusammen mit der Aminosäure Asparagin in besonderem<br />

Maße die Bildung von Acrylamid. Die Acrylamidgehalte liegen<br />

deshalb häufig höher als bei vergleichbaren konventionellen<br />

Erzeugnissen, dies gilt vor allem dann, wenn neben<br />

Fructose auch noch das Backtriebmittel Ammoniumhydrogencarbonat<br />

verwendet wird. Der höchste Gehalt<br />

betrug 2039 µg/kg.<br />

Ein Problem stellen Lebkuchen und verwandte Erzeugnisse<br />

dar: Lebkuchen enthalten sehr viel reduzierende Zucker<br />

(Honig, Invertzuckersirup), die Teige werden häufig einem<br />

Reifungsprozess unterzogen, bei dem Asparagin entstehen<br />

kann. In der Regel wird aus Geschmacksgründen das Backtriebmittel<br />

Ammonium-hydrogencarbonat (Hirschhornsalz,<br />

ABC-Trieb) verwendet und wegen des niedrigen Wassergehaltes<br />

werden hohe Backtemperaturen nicht nur an der<br />

Oberfläche, sondern auch im Inneren der Lebkuchen erreicht.<br />

Vor allem in Lebkuchen aus handwerklicher Herstellung<br />

wurden Acrylamidgehalte bis 4594 µg/kg festgestellt.<br />

Lebkuchen, die mit Backpulver anstelle von Ammoniumhydrogencarbonat<br />

hergestellt werden, weisen in der Regel<br />

deutlich niedrigere Acrylamidgehalte auf.<br />

Knabberartikel, außer Kartoffelerzeugnisse (16 Proben)<br />

Salzstangen, Salzbrezeln, Kräcker und andere salzige<br />

Knabberartikel wiesen in der Regel wesentlich geringere<br />

Acrylamidgehalte als Kartoffelchips auf.<br />

Frühstückscerealien, Reiswaffeln, Popcorn (42 Proben)<br />

Acrylamidgehalte über dem Signalwert wurden nur in extrudierten<br />

Erzeugnissen wie Cornflakes und ähnlichen<br />

Produkten festgestellt. Haferflocken sind weitgehend frei<br />

von Acrylamid. „Gepuffte“ Erzeugnisse wie Popcorn oder<br />

Reiswaffeln wiesen Acrylamidgehalte von 10 - 345 µg/kg<br />

auf.<br />

Kaffee und Kaffeesurrogate (15 Proben)<br />

Während bei Kaffeepulver die Signalwerte nicht überschritten<br />

wurden, findet man bei Kaffeesurrogaten häufiger<br />

Acrylamidgehalte über dem Signalwert. Die höchsten<br />

Gehalte weisen Produkte auf, die mit gerösteter Zichorie<br />

hergestellt sind.<br />

Futtermittel (7 Proben)<br />

Auch in Futtermitteln wurde Acrylamid festgestellt. Da<br />

Acrylamid sehr gut wasserlöslich ist, ist eine Anreicherung<br />

im Tierkörper äußerst unwahrscheinlich. Ein Übergang in<br />

die Milch ist zwar denkbar, erhöhte Gehalte in Milch konnten<br />

bisher allerdings noch nicht nachgewiesen werden.<br />

6. Nitrit, Nitrat, Nitrosamine<br />

Nitrat, Nitrit<br />

Nitrat gehört zu den für Pflanzen lebensnotwendigen<br />

Nährstoffen. Einige als Lebensmittel verwendete Pflanzen,<br />

wie z.B. Salat und bestimmte Gemüse, nutzen Nitrat nicht<br />

vollständig als Stickstoffquelle für die Eiweißsynthese, sondern<br />

speichern Nitrat in teils erheblichen Mengen. Durch<br />

Überdüngung wird diese Akkumulation verstärkt.<br />

Im Rahmen des Nitratprogramms der EU wurden 165 Proben<br />

Frischgemüse und Spinat untersucht.<br />

Rucola<br />

Im Zusammenhang mit der Beliebtheit der mediterranen<br />

Küche steigt der Verzehr an Rucola. Rucola (Eruca vesicaria,<br />

Senf- oder Ölrauke, auch Ruke oder Raukelkohl genannt)<br />

gehört botanisch nicht zu den Salatarten, für die<br />

bereits eine Höchstmenge in der Kontaminanten-VO festgelegt<br />

ist.<br />

Wie in den letzten Jahren wurden auch <strong>2002</strong> sehr hohe<br />

Nitratgehalte festgestellt (Mittelwert 4.080 mg/kg, Höchstwert<br />

7.970 mg/kg). Von 49 untersuchten Rucola-Proben<br />

lag bei 23 Proben der Nitratgehalt über der für Salat festgelegten<br />

Höchstmenge von 4.500 mg/kg. Auf Grund der<br />

fehlenden gesetzlichen Grundlage konnte keine Beanstandung<br />

erfolgen. Zur Ermittlung einer breiten bundesweiten<br />

Datenbasis als Bewertungsgrundlage mit dem Ziel<br />

einer Richtwertfestsetzung wurde Rucola in das Monitoring-Programm<br />

2003 aufgenommen.<br />

Jahresbericht <strong>2002</strong><br />

Abb.: Poster für die Landesgartenschau <strong>2002</strong> in Ostfildern<br />

und für einen Nitrat-Bericht an die EU:<br />

Gesetzlich festgelegte Nitrat-Höchstmengen sowie Nitratgehalte<br />

von verschiedenen Salatsorten aus den Jahren<br />

1999 bis <strong>2002</strong>.<br />

In Gegenwart von Mikroorganismen kann aus Nitrat Nitrit<br />

gebildet werden, das in Lebensmitteln auf Grund seiner<br />

toxischen Wirkung unerwünscht ist. Bei der Entstehung<br />

von Nitrosaminen spielt Nitrit eine wichtige Rolle (siehe<br />

Nitrosamine).<br />

In den 81 untersuchten Proben Säuglings- und Kleinkindernahrung<br />

war Nitrit nicht nachzuweisen.<br />

Alle ermittelten Nitratgehalte lagen unter dem Grenzwert<br />

der Diät-Verordnung von 250 mg/kg, der höchste festgestellte<br />

Wert betrug 169 mg/kg.<br />

Nitrosamine<br />

In Gegenwart von Nitrit und Nitrat werden in eiweißhaltigen<br />

Lebensmitteln N-Nitrosoverbindungen gebildet, z. B.<br />

N-Nitrosamine. Diese Stoffe haben sich in Tierversuchen als<br />

krebserregend erwiesen. Es ist davon auszugehen, dass<br />

diese Wirkung auch beim Menschen auftritt.<br />

<strong>CVUA</strong> Stuttgart<br />

117 Lebensmittelproben wurden auf leichtflüchtige N-<br />

Nitrosamine untersucht, darunter 8 Wasserproben aus<br />

Eigenwasserversorgungen. Dabei sollte geklärt werden, ob<br />

durch die Ionenaustauscherbehandlung Nitrosamine in das<br />

Trinkwasser übergehen.<br />

Es wurden hauptsächlich Lebensmittel beprobt, in denen<br />

auf Grund der Herstellungstechnologie potentiell Nitrosamine<br />

gebildet werden können, z. B. in Bier (Bildung von<br />

N-Nitrosodimethylamin in Braumalz) und in geräucherten<br />

Fleisch- und Fischerzeugnissen (Erhitzung eiweißreicher<br />

Lebensmittel in Gegenwart von Nitrat/Nitrit). Überhöhte<br />

Gehalte wurden nicht festgestellt.<br />

Für N-Nitrosodimethylamin (NDMA) in Bier existiert lediglich<br />

ein „technischer Richtwert“ von 0,5 µg/kg.<br />

Bei keiner der 89 untersuchten Bierproben wurde dieser<br />

Wert überschritten. Der höchste festgestellte Gehalt betrug<br />

0,4 µg/kg.<br />

7. Polycyclische aromatische<br />

Kohlenwasserstoffe<br />

Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) stellen<br />

eine Gruppe von mehreren hundert verschiedenen Verbindungen<br />

dar. PAKs sind Bestandteile von Erdöl, Kohle<br />

und Teer. Sie entstehen auch bei der unvollständigen Verbrennung<br />

von organischen Materialien wie Holz und Pflanzenteilen<br />

(z.B. beim Räuchern).<br />

Viele (allerdings nicht alle) PAKs sind kanzerogen (krebserzeugend).<br />

Besonders kritisch zu beurteilen sind die sogenannten<br />

„schweren PAKs“, der wichtigste Vertreter dieser<br />

Gruppe ist das Benzo(a)pyren.<br />

Etwa die Hälfte der durchschnittlichen PAK-Belastung des<br />

Menschen wird durch kontaminierte Nahrungsmittel verursacht:<br />

• Gemüse und Getreide kann an der Oberfläche mit PAKhaltigem<br />

Staub aus Verbrennungsabgasen kontaminiert<br />

sein.<br />

• Durch unsachgemäße Räucherung können Fleischwaren,<br />

Räucherkäse und Räucherfisch erheblich mit PAKs<br />

kontaminiert werden. Für geräucherte Fleischwaren und<br />

Käse wurde deshalb ein Höchstwert für Benzo(a)pyren in<br />

Höhe von 1 µg/kg festgesetzt.<br />

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