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CVUA 2002 - Untersuchungsämter-BW

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96 <strong>CVUA</strong> Stuttgart<br />

Erzeugnis Anzahl davon höchster Wert<br />

Im Berichtsjahr standen vor allem Speiseöle und Fischkonserven<br />

in Speiseöl im Mittelpunkt des Interesses:<br />

Nachdem im Vorjahr noch über 80% der untersuchten Oliventresteröle<br />

wegen Kontamination mit PAKs beanstandet<br />

werden mussten, wurden im Berichtsjahr in keinem der<br />

10 untersuchten Oliventresteröle PAK-Gehalte über den<br />

Richtwerten (1 µg/kg für Benzo(a)pyren oder 5 µg/kg für<br />

die Summe der schweren PAKs) festgestellt. Lediglich bei<br />

einer Probe Sonnenblumenöl aus Russland und einer Probe<br />

Öl aus stark geröstetem Sesam wurden geringfügig<br />

überhöhte Gehalte nachgewiesen.<br />

Anders stellte sich dagegen die Situation bei Fischkonserven<br />

in Speiseöl dar. Bei Ölsardinen aus Marokko und bei<br />

Sprotten aus dem Baltikum lagen die PAK-Gehalte im<br />

Pflanzenölanteil in 11 von 14 Proben über den Richtwerten.<br />

Der höchste Gehalt betrug 17,3 µg/kg Benzo(a)pyren.<br />

Als Alternative zur konventionellen Räucherung dürfen zur<br />

Herstellung von Fleischerzeugnissen auch Rauchkonzentrate<br />

verwendet werden. Der Hersteller muss dafür eine<br />

Ausnahmegenehmigung beantragen, die eingesetzten<br />

Raucharomen müssen weitgehend frei von PAKs sein. Im<br />

Rahmen der Überwachung solcher Ausnahmegenehmigungen<br />

wurden 20 Proben Fleischerzeugnisse und 5<br />

Raucharomen untersucht. In keiner der Proben wurden<br />

erhöhte PAK-Gehalte festgestellt.<br />

> Richtwert/Höchstmenge in µg/kg Benzo(a)pyren<br />

(1 µg/kg Benzo(a)pyren)<br />

Speiseöle 16 2 2,6<br />

Fischkonserven 14 11 17,3<br />

Raucharomen 5 0 1,0<br />

Fleischerzeugnisse 20 0 0,1<br />

Tabelle: Benzo(a)pyren in Lebensmitteln<br />

3-Chlor-1,2-propandiol (3-MCPD) entsteht bei der Verarbeitung<br />

von Lebensmitteln aus natürlichen Inhaltsstoffen,<br />

z.B. bei der Herstellung von Sojasoßen und Würzen.<br />

Während der dabei angewandten sauren Hydrolyse von<br />

Pflanzeneiweiß, die häufig mit Salzsäure durchgeführt<br />

wird, reagieren im pflanzlichen Ausgangsmaterial enthaltene<br />

Lipidreste nach Abspaltung von Fettsäuren und<br />

anschließender Reaktion des Glycerinrestes mit Chlorid zu<br />

3-MCPD. Die Bildung von 3-MCPD ist jedoch auch möglich,<br />

wenn fett- und salzhaltige Matrices hohen Temperaturen<br />

ausgesetzt werden, z.B. beim Backen von Brot. Hier<br />

wird Glycerin durch Hochtemperaturhydrolyse aus Triglyceriden<br />

freigesetzt und kann mit Chlorid aus dem enthaltenen<br />

Kochsalz reagieren.<br />

3-MCPD wirkt im Tierversuch in hohen Dosen cancerogen,<br />

daneben wurde in vitro, jedoch nicht in vivo Genotoxizität<br />

festgestellt. Basierend auf diesen toxikologischen Daten<br />

hält der Wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der<br />

Europäischen Kommission (SCF) eine tägliche Aufnahme<br />

(Tolerable Daily Intake, TDI) von 2 µg 3-MCPD pro kg Körpergewicht<br />

für tolerierbar. Der Gehalt an 3-MCPD in Sojasoßen<br />

und hydrolysiertem Pflanzenprotein (HVP, z.B. in<br />

Speisewürzen enthalten) konnte in den letzten Jahren<br />

durch technologische Maßnahmen entscheidend gesenkt<br />

werden (siehe Grafik). Jedoch entstehen auch bei der Verarbeitung<br />

anderer Lebensmittel nicht unbeträchtliche<br />

Mengen an 3-MCPD, z.B. beim Toasten von Brot.<br />

Analytik<br />

Jahresbericht <strong>2002</strong><br />

8. Bestimmung von 3-MCPD in Brot, Toast<br />

und einigen anderen Lebensmitteln<br />

Eine bestehende § 35-Methode (L 52.02-1; Bestimmung<br />

von 3-MCPD in Speisewürzen) wurde für die Bestimmung<br />

unterschiedlicher Lebensmittel adaptiert und validiert. Das<br />

zu untersuchende Lebensmittel wird mit 20 %iger NaCl-<br />

Lösung extrahiert (feste Proben) bzw. verdünnt (flüssige<br />

Probenzahl<br />

Jahresbericht <strong>2002</strong><br />

Proben), enthaltenes 3-MCPD mit Phenylborsäure derivatisiert<br />

und das gebildete Reaktionsprodukt mit Hexan extrahiert.<br />

Die Identifizierung und Quantifizierung erfolgt mit<br />

GC-MS, als Interner Standard dient deuteriertes 3-MCPD.<br />

Abhängig von der Matrix liegt die Nachweisgrenze zwischen<br />

3 und 10 µg/kg, die Bestimmungsgrenze zwischen<br />

10 und 50 µg/kg (untere Grenze Sojasoße, obere Grenze<br />

Backwaren).<br />

3-MCPD-Gehalte in verschiedenen Lebensmitteln<br />

Insgesamt wurden <strong>2002</strong> 143 Lebensmittelproben auf ihren<br />

Gehalt an 3-MCPD untersucht. Dies waren im Wesentlichen<br />

Backwaren, Knabbererzeugnisse, asiatische Fertiggerichte<br />

mit Würzsoße sowie Malzprodukte. Der Schwerpunkt<br />

lag bei Backwaren. Bei der überwiegenden Zahl von<br />

97 Proben (68 %) konnten Gehalte < 50 µg/kg festgestellt<br />

werden. 26 (18 %) Proben wiesen 3-MCPD-Gehalte<br />

zwischen 50 und 100 µg/kg auf, 17 (12 %) Proben Gehalte<br />

zwischen 100 und 400 µg/kg. In den analysierten<br />

Brotkrusten wurden am häufigsten Werte zwischen 100<br />

und 200 µg/kg gemessen, die größten Mengen 3-MCPD<br />

konnten in den Krusten dreier Holzofenbrote nachgewiesen<br />

werden (430, 418 und 437 µg/kg). In der Brotkrume<br />

war 3-MCPD bislang im überwiegenden Teil der Brote<br />

nicht nachweisbar oder nur in geringen Mengen enthalten.<br />

Die Abbildung „3-MCPD in Lebensmitteln“ gibt einen<br />

Überblick über die häufigsten 3-MCPD-Mengen in den<br />

verschiedenen Warengruppen. Im Jahr 2003 werden weitere<br />

Lebensmittel hinsichtlich ihres 3-MCPD-Gehaltes untersucht<br />

werden, darunter v.a. gebratene, überbackene<br />

oder frittierte Waren wie z.B. Pizza oder Frikadellen.<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

< 50 µg/kg<br />

Brot, Brötchen Rinde von Brot,<br />

Brötchen<br />

Grafik: 3-MCPD in Lebensmitteln <strong>2002</strong><br />

< 100 µg/kg<br />

Toast, nicht o.<br />

schwach getoastet<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Mittelwerte [mg/kg]<br />

Grafik: 3-MCPD in Sojasoßen<br />

Bildung von 3-MCPD in Toastbrot<br />

<strong>CVUA</strong> Stuttgart<br />

1997 1998 1999 2000 2001<br />

Verschiedene Toastbrotsorten (Weizentoast, Vollkorntoast,<br />

Brioche, usw.) wurden mit einem handelsüblichen Toaster<br />

zubereitet und die 3-MCPD-Gehalte von unterschiedlich<br />

gebräunten Toastscheiben untersucht. Dabei ist eine starke<br />

Abhängigkeit des gebildeten 3-MCPD vom Bräunungsgrad<br />

des Toasts zu erkennen. Das gleiche gilt auch für die<br />

Bräunung von Brotkrusten.<br />

Toast, dunkel<br />

getoastet<br />

< 400 µg/kg<br />

Knabber-<br />

Erzeugnisse<br />

asiatische<br />

Fertiggerichte<br />

97<br />

> 400 µg/kg<br />

Bier,<br />

Malzprodukte

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