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CVUA 2002 - Untersuchungsämter-BW

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98 <strong>CVUA</strong> Stuttgart Jahresbericht <strong>2002</strong><br />

Während in ungetoasteten und leicht gebräunten Toasts<br />

nur wenig 3-MCPD gebildet wird (n.n. bis 40 µg/kg), steigt<br />

der Gehalt mit zunehmender Bräunung der Toastscheiben<br />

rapide an (bis zu 550 µg/kg). Dabei ist auffällig, dass Vollkorntoast<br />

schon bei augenscheinlich geringerem Bräunungsgrad<br />

relativ hohe 3-MCPD-Gehalte aufweist.<br />

Eine ungewöhnlich starke Bräunung mit sehr hohen 3-<br />

MCPD-Werten konnte bei Brioche beobachtet werden. Die<br />

Probe wies laut Zutatenverzeichnis außer einem sehr hohen<br />

Fettgehalt auch den Zusatz von Milch- und Eipulver<br />

auf.<br />

Als „Faustregel“ kann hier dienen: „Je dunkler die Brotkruste<br />

oder der Toast, um so mehr 3-MCPD ist enthalten“.<br />

Rechtliche Beurteilung<br />

In der Kontaminanten-HöchstgehaltVO wurde bislang<br />

lediglich ein Höchstgehalt von 20 µg/kg (50 µg/kg Trockenmasse)<br />

für Sojasoße und hydrolysiertes Pflanzenprotein<br />

festgelegt. Dieser Wert entspricht einem analytischen Nullwert,<br />

da Rückstände von möglicherweise genotoxischen<br />

Stoffen in Lebensmitteln nicht nachweisbar sein sollen.<br />

Um zu klären ob für weitere Lebensmittel Höchstgehalte<br />

festgesetzt werden müssen, werden in den Erwägungsgründen<br />

zur Kontaminanten-HöchstgehaltVO die Mitgliedsstaaten<br />

aufgefordert, andere Lebensmittel als Sojasoße<br />

und HVP hinsichtlich ihrer Gehalte an 3-MCPD zu<br />

untersuchen.<br />

Bei den bislang überprüften Lebensmitteln fielen neben<br />

Backwaren vor allem Würzsoßen von asiatischen Fertiggerichten<br />

hinsichtlich ihres 3-MCPD-Gehaltes auf, auch<br />

wenn laut Zutatenverzeichnis keine Sojasoße oder HVP<br />

enthalten war. Die Höchstmenge von 50 µg/kg TM sollte<br />

daher auf alle Würzsoßen ausgedehnt werden.<br />

In Anbetracht der toxikologischen Bedeutung von 3-MCPD<br />

sowie der Tatsache, dass es sich bei Brot um ein Grundnahrungsmittel<br />

handelt, wird auch für Backwaren eine<br />

Höchstmengenregelung für notwendig gehalten.<br />

Da in Toastbrot das 3-MCPD im Wesentlichen erst während<br />

der Zubereitung im Haushalt entsteht, sind in diesem<br />

Fall Empfehlungen an den Verbraucher angebracht,<br />

d.h. Toast nicht zu dunkel werden zu lassen und die Verzehrsmenge<br />

an Vollkorntoast zu reduzieren. Würde z.B.<br />

dunkel gebräunter Vollkorntoast mit einem Gehalt von<br />

550 µg/kg 3-MCPD verzehrt, wäre der TDI für einen 70<br />

kg schweren Menschen bereits mit ca. 250 g Toast erreicht,<br />

ungeachtet anderer 3-MCPD-Quellen in der Nahrung.<br />

Bei der Entscheidung der Frage, ob ein Lebensmittel sicher<br />

ist oder nicht, sind auch die dem Verbraucher vermittelten<br />

Informationen zu berücksichtigen. Da es leicht<br />

möglich ist, den 3-MCPD-Gehalt in Toastbrot durch nicht<br />

zu starke Bräunung auf etwa 100 µg/kg zu beschränken,<br />

sollten die Hersteller zum Schutz des Verbrauchers Zubereitungshinweise<br />

– z.B. ein Foto mit einem Toast maximal<br />

zulässiger Bräune – an oder auf den Verpackungen anbringen.<br />

9. Sonstige analytische Arbeiten<br />

Verbundfolien – eine Gefahr für den<br />

Verbraucher?<br />

Viele Lebensmittel werden in Verbundfolien verpackt,<br />

da sie sich aufgrund ihrer geringen Gasdurchlässigkeit für<br />

Vakuumverpackungen (z.B. für Fleisch, Käse, Maultaschen,<br />

Kaffee) aber auch für Verpackungen mit Schutzgasatmosphäre<br />

(z.B. für Chips, Backwaren, Nüsse) eignen.<br />

Verbundfolien bestehen aus mehreren Kunststoffschichten,<br />

die unter anderem durch Klebstoff miteinander verbunden<br />

sind. Zum Verkleben der Folienschichten werden<br />

häufig Polyurethankleber verwendet. Ausgangsstoffe für<br />

diese Kleber sind Polyole und Isocyanate, die sich zu einem<br />

polymeren Netzwerk ausbilden und dadurch den Verbund<br />

mit den einzelnen Kunststoffschichten herstellen.<br />

Werden die Verbundfolien richtig verarbeitet, sind die Ausgangsstoffe<br />

in der fertigen Folie nicht mehr vorhanden.<br />

Stimmt das Mischungsverhältnis des Klebstoffes nicht oder<br />

läuft die Polymerisation unvollständig ab, dann können<br />

nicht umgesetzte, gesundheitsschädliche Isocyanate in der<br />

Folie verbleiben und es besteht das Risiko, dass diese dann<br />

auch in die verpackten Lebensmittel übergehen. Bei Kontakt<br />

mit wasserhaltigen Lebensmitteln können aus bestimmten<br />

Isocyanaten krebserregende Stoffe entstehen:<br />

primäre aromatische Amine.<br />

Für die Bestimmung von Isocyanaten wurde eine HPLC-FLD<br />

Methode entwickelt, mit der 14 unterschiedliche Isocyanate<br />

bestimmt werden können (siehe Tabelle). Die Isocyanate<br />

werden mit Dichlormethan extrahiert und mit Methylaminomethylanthracen-Reagenz<br />

derivatisiert. Die Bestimmung<br />

erfolgt mittels Fluoreszenzdetektor.<br />

Jahresbericht <strong>2002</strong><br />

Des weiteren wurden die primären aromatischen Amine<br />

(PAA) erstmals nicht photometrisch als Summe bestimmt,<br />

sondern einzeln mittels HPLC-DAD. Dies ermöglichte die<br />

gezielte Bestimmung der resultierenden PAA aus den verwendeten<br />

Isocyanaten.<br />

Insgesamt wurden über 50 Folien analysiert. Ergebnis:<br />

keine der Proben wurde beanstandet. In weniger als<br />

30% der Folien wurden zwar Rückstände an Isocyanaten<br />

nachgewiesen, die Gehalte lagen aber unter dem EU-weit<br />

geltenden Grenzwert (1 mg NCO/kg Material). Die Bildung<br />

primärer aromatischer Amine konnte nur bei einer Folienprobe<br />

in geringen Spuren festgestellt werden. Auch hier<br />

lag der Wert unter dem EU-Grenzwert von 0,02 mg/kg<br />

Lebensmittel.<br />

Stoff CAS-Nr. PAA*<br />

Cyclohexylisocyanat 3173-53-3<br />

Dicyclohexylmethan-4,4-diisocyanat 5124-30-1<br />

3,3-Dimethyl-4,4-diisocyanatobiphenyl 91-97-4 X<br />

Diphenylether-4,4-diisocyanat 4128-73-8 X<br />

Diphenylmethan-2,4-diisocyanat 5873-54-1 X<br />

Diphenylmethan-4,4-diisocyanat 101-68-8 X<br />

Hexamethylen-di-isocyanat 822-06-0<br />

1,5-Naphthalendiisocyanat 3173-72-6 X<br />

Octadecylisocyanat 112-96-9<br />

2,4-Toluoldiisocyanat 584-84-9 X<br />

2,6-Toluoldiisocyanat 91-08-7 X<br />

2,4-Toluoldiisocyanat, Dimer 26747-90-0 X<br />

Phenylisocyanat 103-71-9 X<br />

Isopherondiisocyanat 4098-71-9<br />

* X: die Bildung von primären aromatischen Aminen<br />

(PAA) ist aufgrund der chemischen Struktur möglich<br />

<strong>CVUA</strong> Stuttgart<br />

Molekularbiologische Methoden<br />

Als Zentrallabor für Erkrankungsfälle in Baden-Württemberg<br />

werden dem <strong>CVUA</strong> Stuttgart große Mengen an Lebensmittelproben<br />

zur Untersuchung auf pathogene Keime<br />

übersandt (siehe auch Teil B I Kapitel 1 Mikrobiologische<br />

Untersuchungen und Untersuchungen im Zusammenhang<br />

mit Humanerkrankungen). Eine möglichst schnelle Bearbeitung<br />

dieser Proben ist aus Gründen des Verbraucherschutzes<br />

unerlässlich. Klassische mikrobiologische Verfahren<br />

sind hierbei jedoch oft auf längere, zum Teil mehrfache<br />

Anreicherungen in Kulturmedien oder auf selektiven Agarplatten<br />

angewiesen.<br />

Im Falle der Salmonellen beträgt die reine Untersuchungszeit<br />

5 Tage. Aus diesem Grund wurde ein Schnelltest zum<br />

Nachweis von Salmonellen-DNA mittels Polymerase-Kettenreaktion<br />

(PCR) etabliert, der schon nach einem Tag ein<br />

Ergebnis liefert.<br />

Escherichia coli ist ein Keim, der auch in der Darmflora<br />

gesunder Menschen vorkommt. Neben diesen „normalen“<br />

Darmbakterien wurde jedoch in den letzten Jahrzehnten<br />

immer öfter von Infektionen durch pathogene<br />

E. coli-Stämme berichtet, die vor allem in Verbindung mit<br />

unbehandelten tierischen Lebensmitteln (Hackfleisch,<br />

Rohmilch) auftreten. Für diese Keime (STEC, VTEC oder<br />

EHEC) gibt es keinen direkten Nachweis mittels kultureller<br />

Methoden. Daher wurde eine immunologische Methode<br />

(ELISA) zum Nachweis des in diesen Fällen gebildeten Toxins<br />

etabliert. Die Keime selbst werden über ihre DNA<br />

nachgewiesen (PCR) und mittels Kolonie-Hybridisierung<br />

isoliert. Bei den ersten untersuchten Proben konnte ein bestehender<br />

Verdacht auf das gebildete Toxin jedoch nicht<br />

bestätigt werden.<br />

Wie schon im Vorjahr wurden neben den mikrobiologisch<br />

relevanten Proben auch Fleisch und Wurstwaren hinsichtlich<br />

anderer Parameter untersucht:<br />

Die Tierartendifferenzierung mittels DNA-Nachweis ist<br />

in der PCR fester Bestandteil des Untersuchungsspektrums.<br />

Im vergangenen Jahr wurde dieses noch auf den Bereich<br />

„Wild“ ausgedehnt (PCR-RFLP). Siehe auch Teil B I Kap. 2<br />

Fleisch und Fleischerzeugnisse.<br />

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