Seite 15Brief 716.12.00Hi Papa !!!<strong>Wie</strong> geht`s, wie steht`s (4)? Mir jedenfalls gut (1.1.1.6). Ich hab` deinen Briefgrade bekommen (4). <strong>Wie</strong> kommst Du denn jetzt auf keltische Musik (4)?... Ichguck mir dass was Du mitgeschickt hast gleich noch genauer an (4). Mach Dirkeine Sorgen um mich, ich komm` schon aleine klar (3.2).Als Du so viel gesoffen hast, war es schon blöd (1.1.2.11). Ich konnte keinenEinladen, weil Du dir vielleicht einen saufen würdest und das auch blöd gewesenwäre, wenn der dann grade da gewesen wär (1.1.2.10)! Du hast es auch echtübertrieben, sobald Du <strong>die</strong> Möglichkeit hattest, hast Du dich besoffen und wenn esging und Du durftest am nächsten Tag oder den nächsten Tagen noch einmal(2.1.1). Wenn ich Hilfe brauche sag` ich`s schon (4). Du brauchst Dir wirklich keineSorgen machen, ich komm` sehr gut klar (3.2).P.S.: Schreib` schnell zurück (3.2).F.
Seite 16Brief 8Lieber Paps17.12.00Zunächst mal „Entschuldigung“, dass ich den Brief auf dem Computer schreibe,aber so kann ich leichter alles ordnen, in einen Zusammenhang bringen (4).Tja, Du wolltest wissen, was ich gefühlt habe, was ich über Dich gedacht habe (4).Du kannst Dir sicherlich vorstellen, wie schwer es ist so etwas auf Papier (bzw. aufden Bildschirm) zu bringen (4). Vor allem hatte ich in all den Jahren so vieleverschiedene Gefühle (1.1.3). Aber ich versuche einfach mal, bei meinenErinnerungen von ganz früher anzufangen (4).Ich kann mich nur noch ganz vage erinnern, wie Mutti zu mir sagte:“ Papa istkrank, er ist Alkoholiker...“(4). Ich glaube, <strong>die</strong> Tatsache allein, dass Du Alkoholikerbist, hat mich nie gestört (1.1.1.6). Ich habe recht schnell begriffen, dass es eineKrankheit ist, und konnte <strong>die</strong>s somit leicht akzeptieren (1.1.1.5). Es war eher DeinVerhalten (4). Du warst immer so furchtbar ungerecht (2.1.2). Bei jederBemerkung hattest Du das Gefühl, man würde Dich ungerecht behandeln, Dichangreifen, Dich demütigen (2.1.1). Dann wurdest Du zänkisch, hast uns beleidigt,uns angeklagt, wir würden immer auf Dir rumhacken (2.1.1). An einzelne Fällekann ich mich gar nicht mehr erinnern, es ist mehr so ein Gesamteindruck, dersich in meinem Gedächtnis festgesetzt hat (4). Du schreist Mutti an, Sie schreitDich an, ich will Mutti verteidigen, Du schreist mich an – es war furchtbar(1.1.2.11). Mutti hat geheult, ich habe geheult, Du warst beleidigt, weil ja allegegen Dich waren (4).Es hat eine Zeit gegeben –ich weiß nicht mehr, wie lange und wann genau- dawarst Du eigentlich täglich betrunken (2.1.1). Das faszinierende ist, welch eineSensorik man entwickelt, um festzustellen, dass Du was getrunken hast (1.3). Mitder Zeit wurde ich automatisch immer wachsamer (1.3). Ich habe automatischnach Anzeichen gesucht, um festzustellen, ob Du getrunken hast (1.3). Wenn ich