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Dressurpädagogik? Nein danke! - Janusz Korczak Institut

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geldiagnostische Etikettierung, die zumeist von Ärzten oder Psychotherapeuten(und nicht, wie Winterhoff suggeriert, von Pädagogen) vorgenommenwird. Im Resultat läuft beides auf dasselbe hinaus: Die Kindertragen den Stempel einer schweren Beeinträchtigung, erhalten nicht seltenMedikamente, und Psychiater schreiben Bücher über sie.● Zum Thema absichtlich/unabsichtlich: Die Beweggründe menschlichenTuns und Lassens sind immer nur teilweise bewusst. Man tappt,was die eigenen Handlungsantriebe betrifft, manchmal im Dunkeln.Glücklich darf sich schätzen, wer einen guten Freund hat, der ihm in solchenSituationen behutsam die Augen öffnet. Das gilt natürlich auch undbesonders für Kinder. Sie handeln überwiegend gefühlsmäßig, nur seltenaus Kalkül oder wohl erwogenem Vorsatz (hier trügt oft der Schein), unddas ist gut so. Gerade wenn Kinder ein tatsächliches oder vermeintlichesFehlverhalten an den Tag legen, hängt viel davon ab, ob es uns gelingt,ihre verborgenen Beweggründe zu erfassen und entsprechend zu reagieren.Das ist eine pädagogische Schlüsselkompetenz und hat mit Laisserfaireüberhaupt nichts zu tun. Verstehen und Gutheißen sind zwei PaarStiefel. Aber selbst eine missbilligende Rückmeldung wirkt, wenn Verständnisin ihr mitschwingt, anders, als wenn sie nur „aus Prinzip“ oderaus dem Affekt der augenblicklichen Verärgerung erfolgt.Winterhoff rät im zweiten Buch, Wohlverhalten kräftig zu loben undbei Fehlverhalten „häufig zu sagen: (...) Das war nicht schön vondir und ärgert mich.“ Namentlich „kleine Kinder“ bräuchten „unbedingt“eine solche stetige „Begleitung (...) mit Worten.“ Äußerst erhellend!Unentwegtes Absondern von Werturteilen als goldene Grundregelder Erziehungskunst! Zahllose Kinder (und vor allem natürlich die„schwierigen“) müssen sich derartige Kommentare ohnehin den ganzenTag anhören. Dazu bedarf es keiner Ratgeberbücher. Man tut das unwillkürlich.Eine durchaus verzeihliche, menschlich-allzumenschliche Reaktionsweise.Aber von herausragendem pädagogischen Wert ist sie nunwirklich nicht. Im Gegenteil. Der inflationäre Gebrauch von Zurechtweisungenhat erfahrungsgemäß nur einen Effekt: Sie berühren das Kindbald nicht mehr. (Was übrigens auch für Lobhudeleien gilt.) Gute Pädagogenerkennt man daran, dass ihnen meistens etwas Besseres einfälltals die simple Strategie der Automatisierung erwünschten Verhaltens17

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