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Dressurpädagogik? Nein danke! - Janusz Korczak Institut

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Zavaglia vom Nürtinger <strong>Janusz</strong>-<strong>Korczak</strong>-<strong>Institut</strong>. Reinhard Lempp, graueEminenz der sozialpsychiatrisch orientierten Kinder- und Jugendpsychiatrie,stellte schon den 80er Jahren fest, die Schule sei der „führende pathogeneFaktor“ in den Entwicklungsjahren. Das ist seither nicht besser,sondern schlimmer geworden. Herbert Scheithauer, Professor für angewandteEntwicklungspsychologie an der FU Berlin, untersucht seit langemden Zusammenhang zwischen Mobbing und Amok und beklagt imHinblick darauf die Vergiftung der Lernatmosphäre durch den „fatalenWettbewerbsge<strong>danke</strong>n“. Er fährt fort: „Schule müsste ein Ort sein, andem sich Kinder gerne aufhalten, wo sie gefördert werden, ein eigenständigesLeben zu führen.“ Doch heute sei sie vielfach ein Ort, „wo esdarum geht, auszusortieren nach für unsere Gesellschaft nützlichen undweniger nützlichen Menschen“ (stern 38/09) – mithin ein Ort, an dem dieKinder (auch solche, die bis dahin relativ frei aufgewachsen sind) plötzlichvor der Alternative stehen: Pass dich an funktioniere – oder du bisthier unerwünscht. „Zutrauen in die Welt“, schreibt Schiffer, entstehtdadurch, dass ich ausreichend Gelegenheit erhalte, „die Fähigkeiten, diein mir schlummern, aus(zu)probieren, ohne dass ich den Interessen undWeisungen eines anderen folge“. Freiheit („zum Abenteuern und Tagträumen“,zur schöpferischen „Aufsässigkeit gegen die Betonrealität“)und soziale Wärme sind nach Schiffer die entscheidenden Faktoren, umin den Entwicklungsjahren Daseinsvertrauen, Zukunftsvertrauen entwickelnzu können.Wenn dem so ist, ruiniert unser heutiges Schulwesen das Zutrauender Kinder in die Welt und in sich selbst. Denn alles mögliche ist dort anzutreffen,viel Methodik, viel Didaktik, viel Regelwerk, viel „übergestülpteProgrammatik“ (Schiffer), viel Frust und Groll ... aber soziale Wärme?Freiheit? Für „Kuschelpädagogik“ und „Spielparadiese“ sei nicht die Schulezuständig, lautet der obligatorische Einwand. Dafür müsse das Elternhaussorgen. Aber auch die Eltern hätten vorrangig Disziplin und Leistungeinzufordern. Wir lebten nun mal nicht mehr in den Zeiten der Kinderaus Bullerbü. – Dieser seltsam zynische Duktus dominiert in der aktuellenBildungs- und Erziehungsdebatte. Abweichler sind „Kindheitsromantiker“.Wer will das schon auf sich sitzen lassen?41

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