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Dressurpädagogik? Nein danke! - Janusz Korczak Institut

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● Diagnosen wie ADHS, Teilleistungsschwäche oder Asperger-Autismus laden per se zum inflationären Gebrauch ein. Die Kriterien sindextrem weit gefasst. Da bleibt, bei allem instrumentellen Aufwand(Quantität und Qualität sind eben zwei Paar Stiefel), viel Ermessensspielraum.Wie er genutzt wird, ist bekannt. Der Trend zur Überdiagnostizierungsorgt für anhaltende Diskussionen. Nur ändert sich leider nichts.● Auch psychoanalytische Deutungsmuster unerwünschten Verhaltensführen manchmal in die Irre, vor allem wenn sie von einer reaktionärenGebots- und Gehorsamsmoral diktiert sind. Merke: Nicht jederkleine Frechdachs ist im infantil-narzisstischen Stadium stecken geblieben,weil die Eltern versäumt haben, ihm rechtzeitig klar zu machen, woder Hammer hängt. Widerspenstigkeit muss kein Makel sein. Wenn die„natürliche Dissidenz des Kindes“ (Hans Saner) ungebrochen bleibt, istdas unter salutogenetischen Gesichtspunkten sogar von Vorteil. UnerschrockenePädagogen können damit umgehen. Man muss unterscheidenzwischen verzweifeltem Dauertrotz (hier erhebt sich von Fall zu Falldie Frage nach dem Grund der Not, und es gibt viele mögliche Gründe)und gesunder oppositioneller Energie. Wer letztere für pathologisch hält,versteht nichts von Kindern.Resümee: Der sicherlich gut gemeinte Problemerkennungs und Problembeseitigungseiferist selbst zum Problem geworden. Jedwede Art vonAbweichung evoziert augenblicklich das Bedürfnis, sie mängeldiagnostischzu klassifizieren und therapeutisch zu korrigieren, und ist der Blickeinmal auf Fehlerfahndung programmiert, wird man auch fündig. Einehysterische Überwachungsmentalität macht sich breit. Es braucht heutenicht viel, damit ein Kind in die Statistik der „Problemfälle“ eingeht.Während Bueb einfach nur das uralte Klagelied von den bösen Bubenanstimmt, denen man mal ordentlich der Hosenboden stramm gezogenwerden müsste, bedient Winterhoff diesen Trend zur psychopathologischeEtikettierung abweichenden Verhaltens mit Emphase. Wenn er, unentwegtpädagogische Ratschläge erteilend, betont, es liege ihm fern,sich als Arzt über pädagogische Fragen auszulassen, die Rolle der Erziehungwerde ohnehin überschätzt; wenn er dann, zweitens, erklärt, mitmedizinischen Diagnosen sei nichts gewonnen, und schließlich, drittensbehauptet, 80 Prozent der Schüler einer durchschnittlichen Grundschul-68

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