13.07.2015 Aufrufe

Dressurpädagogik? Nein danke! - Janusz Korczak Institut

Dressurpädagogik? Nein danke! - Janusz Korczak Institut

Dressurpädagogik? Nein danke! - Janusz Korczak Institut

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

gungen des herkömmlichen Erziehungsverständnisses sei per se eintraumatisierender Zustand, in den 1960/70er Jahren so populär. Dasdamals von vielen Pädagogen, Psychologen, Soziologen und Sozialphilosophenartikulierte Unbehagen an autoritären Erziehungsmethoden lag inFakten begründet, nicht in ideologischen Vorurteilen, wenngleich manches,was zur theoretischen Untermauerung des Unbehagens präsentiertwurde, wenig geeignet war, ein tieferes Verständnis des kindlichen Seelenlebenszu befördern. Teilweise erreichte der Diskurs aber auch ein Niveau,von dem man heute nur noch träumen kann.Ende der 1980er Jahre setzte dann, gleichlaufend mit dem Siegeszugdes Marktradikalismus, die kulturkonservative Gegenreformation ein,hierzulande seinerzeit als „geistig-moralische Wende“ apostrophiert: dasgroße Rollback, dessen Finale wir gegenwärtig erleben als allgemeine„Tendenz zur Entdemokratisierung wichtiger gesellschaftlicher Bereiche(...), bevorzugt im Feld der Erziehung“ (Franz-Olaf Radtke in: Vom Missbrauchder Disziplin, Hrsg. Micha Brumlik.) Einerseits, so Radtke, „ist andie Stelle des liberalen Konsenses über Ziele und Prozeduren der Erziehungin einer demokratisch verfassten Gesellschaft eine neoliberale Deutungshegemoniegetreten“ (Kinder als „Humanressourcen“ für wirtschaftlicheZukunftsplanungen), andererseits mehren sich Stimmen, die, einem„antiquierten Reflex“ folgend, für „Wiederaufrüstung im Lager der Erwachsenen“plädieren.Über diese nostalgisch untermalte Entdemokratisierungstendenz, die seit geraumerZeit auf bemerkenswerte Weise mit dem Siegeszug des Hightech-Kapitalismus korreliert, hat der in keiner Weise linksverdächtige WirtschaftsjournalistChristian Rickens ein kluges Buch vorgelegt: Die neuen Spießer. Vonder fatalen Sehnsucht nach einer überholten Gesellschaft. Was Rickens, demoffenbar der schwarze Schimmel eines sozialethisch integren Marktradikalismusvorschwebt, geflissentlich übersieht: Neoliberalismus und Neokonservativismussind zwei Seiten derselben Medaille. Während Kinder zur ökonomischenVerfügungsmasse degradiert werden, verhandelt man konsequenterweiseimmer unverfrorener über Strategien zur Sicherstellung der tatsächlichenVerfügbarkeit dieser Verfügungsmasse.3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!