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Dressurpädagogik? Nein danke! - Janusz Korczak Institut

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unter den Willen des Erziehers“ lasse sich „Unordnung“ verhüten. Dasschrieb Johann Friedrich Herbart (1776 bis 1841), dessen unverhohlenmachtideologische Erziehungsauffassung vor allem gegen Jean JacquesRousseau, den Urvater aller Reformpädagogen, gerichtet war. Nach Herbartsind die drei Hauptsäulen der Erziehung Regierung, Unterricht undZucht. Gefordert werden müsse „pünktlicher Gehorsam, der auf der Stelleund mit ganzer Willigkeit folgt“. Auch die Mütter kriegen ihr obligatorischesFett ab: Es sei „schwerlich viel (zu erwarten) von dem Hin- undHerrütteln der Empfindungen (...), wodurch besonders Mütter die Erziehungzu besorgen glauben.“ Winterhoff und Bueb sind, ob es ihnen klarist oder nicht, Neu-Herbartianer reinsten Wassers. Auch sie betrachtendas Kind als fundamental unzulängliches Wesen, angewiesen auf denZuchtmeister, welcher es „erbaue und konstruiere (sic), damit (es) dierechte Form bekomme“ (Herbart).Namentlich in Deutschland wurde schon immer mit Vorliebe „ein Defizitblickauf Kinder geworfen“, sagt der Bildungsforscher Hans Brügelmannin einem Interview (StZ, s.o.). Frage: „Weicht diese harte Linielangsam auf?“ Brügelmann: „<strong>Nein</strong>, gegenwärtig erleben wir eher eineRückkehr zu den alten Methoden. (...) Wenn man merkt, es läuft nichtwie gewünscht, greift man eher auf die härteren Regimes zurück.“ Brügelmannspricht vom Schulwesen, aber der Befund lässt sich verallgemeinern.Vorübergehend zeichnete sich hinsichtlich des Umganges mitKindern ein Gesinnungswandel ab, doch die Probleme nahmen kein Ende,und nun ertönt überall der Ruf nach dem „Altbewährten“. Man vergisstdabei, dass ja gerade die Unerträglichkeit des vermeintlich Altbewährteneine Situation heraufbeschworen hatte, in der es zwingend gewordenwar, neue Wege zu erproben – auch auf die Gefahr hin, fehl zugehen.Wenn ein desolater Zustand in einen neuen, aussichtsreicheren transformiertwerden soll und der Übergang erweist sich als unerwartet hindernisreich,bleibt ja doch bestehen, dass der Ausgangszustand desolat war. Auf unserThema bezogen: Wir sind noch ein gutes Stück davon entfernt, dem Ansprucheiner „Pädagogik vom Kinde aus“ gerecht zu werden. Das ändert aber nichtsdaran, dass die Traditionslinie der Sulzers und Herbarts unendlich viel Leid35

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