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Dressurpädagogik? Nein danke! - Janusz Korczak Institut

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ähnlich wie die gegenseitige Überhäufung mit Geschenken (im Unterschied zurauthentischen, freien Geste des Schenkens.)Wer Eltern rät, sie müssten, um ihre Autorität zu wahren, mit Liebe geizen,rät erstens etwas Unmögliches (Liebe lässt sich nicht regulieren wieein Heizkörper) und lenkt zweitens von der entscheidenden Frage ab. Sielautet: Wie kann eine pädagogische Liebesbeziehung gestaltet werden?Kinder lieben einfach. Sie gehen davon aus, ihre Liebe sei gleichsamsinnlich wahrnehmbar wie Musik oder wie ein Duft und bedürfe keinerBeweise, keiner speziellen Ausdrucksformen. Dass es so etwas wie einetechné der achtsamen Mitteilung von Liebe, der Gestaltung von „Liebe-Räumen“ gibt; dass Liebe gepflegt werden muss wie ein Blumenbeet,weil sie sonst von allem möglichen emotionalen Ungeziefer befallen wird,dämmert den Kindern erst nach und nach. Sie leben bis zum ca. neunten,zehnten Lebensjahr in der tiefen Überzeugung, die Liebe zwischenihnen und ihren Eltern sei einfachhin gegeben, selbstverständlich, ungefährdet,unzerstörbar. Kinder sind in Beziehung, sehen sich jedoch derBeziehung noch nicht als einer zu bewältigenden Aufgabe gegenüber.Daher kann von ihnen keine beziehungspflegerische Initiative erwartetwerden. Das obliegt den Erziehungspersonen. Das ist Erziehung. DieKinder schenken ihr riesiges, fragloses, bedingungsloses Vertrauen inden Prozess hinein, die Erwachsenen steuern ihre Lebensreife, ihre sozialeFantasie, ihre Gestaltungsideen bei.Pädagogische Beratung mit dem Ziel, liebenden Eltern einzureden,ihre (angeblich übertriebene) Liebe schade dem Kind, ist eine Falle. Sinnmacht es hingegen, darüber zu sprechen, dass auch die innigste Liebeerst ihr wahres Potential entfaltet, wenn man sie als Gestaltungsherausforderungbegreift und annimmt. Liebe ist sozusagen der Rohstoff, ausdem gelingende Beziehungen erst geschaffen werden müssen. Pädagogikbedeutet, an einer „Wärmeplastik“ (Joseph Beuys) zu arbeiten, die –glücklicherweise – niemals „fertig“ wird, sondern jeden Tag aufs Neuedazu einlädt, an ihr weiterarbeiten. Ein fertiges Kunstwerk ist ein gefrorenesKunstwerk. Majestätisch schön vielleicht, aber eben fertig, beendet.Die Schönheit von Beziehungskunstwerken besteht nicht zuletzt inder Unabänderlichkeit ihrer Unfertigkeit.61

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