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Dressurpädagogik? Nein danke! - Janusz Korczak Institut

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zum Therapeuten`.“ Hauptsache Erfolg, egal wie. Hauptsache, der langeMarsch durch die Bildungsinstitutionen, von der Frühfördergruppe bis zurUniversität, verläuft glatt, besser noch: bravourös. Und ja nicht unangenehmauffallen! – Damit ist vor allem die Lage von Kindern aus gut situiertenElternhäusern gekennzeichnet, genauer: von Kindern aus den gutsituierten Elternhäusern, die es nicht schaffen, dem Zeitgeist zu widerstehen,und das sind mittlerweile sehr viele. Man kann ihnen keinen persönlichenVorwurf daraus machen. Es ist schwer, gegen den Strom zuschwimmen, wenn einem die Angst im Nacken sitzt, dadurch am Unglückanderer, in diesem Fall der eigenen Kinder, schuldig zu werden.Ganz anders sieht es im Hartz-IV-Milieu aus. Hier greift Resignationum sich. Für den ganzen Förderaktionismus fehlt sowohl das Geld alsauch die Motivation. Viele Eltern befinden sich in einer psychischen undmentalen Verfassung, die sie außer Stand setzt, ihren pädagogischenAuftrag wahrzunehmen. Man kann es nicht verallgemeinern, aber in derTendenz gilt: Sobald die Kinder alt genug sind, ihre Zukunftsaussichtenhalbwegs realistisch einzuschätzen, sehen sie keinen Sinn mehr darin,sich abzustrampeln. No future. Die Behauptung, jeder habe eine Chancein diesem Land, wenn er sich nur genügend anstrenge, ist perfide. „Esheißt jetzt ´Eigenverantwortung`, wenn die Schwächeren sich selbstüberlassen bleiben. (...) Jeder ist seines Glückes Schmied, hieß es früher.Ist das wirklich so? Junge Menschen, die in soziale Randlagen geworfensind (...), können nichts schmieden“ (Heribert Prantl, Kein schönerLand.) Gleichwohl leiden privilegierte Kinder kaum weniger (wenn auchauf andere Weise) unter der Zeitlage als benachteiligte. Dies festzustellen,schmälert nicht den Skandal der wachsenden Chancenungleichheit.Es zeigt nur, dass unter dem Strich niemandem (auch nicht den vermeintlichenGewinnern) gedient ist, wenn der Kampf um die gesellschaftlichenLogenplätze an Härte immer mehr zunimmt. Oben regiertdie Angst, abgehängt zu werden, unten das frustrierende Gefühl, sogarvom Privileg dieser Angst ausgeschlossen zu sein. Beides trägt nichteben zur psychischen Gesundheit bei.Die ZEIT besichtigt das Krisengebiet: „Knapp 18 Prozent der Jungenund 11,5 Prozent der Mädchen (sind) verhaltensauffällig oder habenemotionale Probleme. Bei 10 bis 11 Prozent eines Jahrgangs wird ein29

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