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Dressurpädagogik? Nein danke! - Janusz Korczak Institut

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klasse litten unter psychiatrisch relevanten, kombinierten Störungsbildern,ist dies wiederum unter der Rubrik „Verwirrspiel“ zu subsumieren.Und doch weist das Chaos eine gewisse Grundordnung auf: Die aktuelleKindergeneration wird krankgeschrieben (frühkindlich-narzisstische Störungen,so weit das Auge reicht), die aktuelle Elterngeneration als Generationvon beziehungsgestörten Versagern gebrandmarkt. Dann zaubertunser messerscharfer Analytiker die „traditionelle pädagogischeDenkweise“ mit den „Eckpfeilern Autorität und Hierarchie“ alsprobates Heilmittel aus dem Hut – nicht ohne hinzuzufügen, auf dasDenken komme es eigentlich gar nicht an und strengere Erziehung seizwecklos (womit die Grundordnung wieder zusammenbricht).Als Mahner könnte man ihn ja zur Not noch durchgehen lassen. Aberals Wegweiser?Lehrern gibt er das folgende diagnostische Instrument an die Hand: Sie sollender Klasse befehlen, ein bestimmtes Buch aus dem Schulranzen zu holen. AlleKinder, die eine zweite oder gar dritte Aufforderung brauchen, seien psychischgestört. (Erstes Buch) So glaubt der Mann seine These erhärten zu können,pathologische Entwicklungsdefizite seien heute nicht mehr die Ausnahme,sondern die Regel. In Anbetracht solcher todernst gemeinter Späße empfiehltes sich, den horrenden Zahlen, die in letzter Zeit kursieren (sie schnellen allepaar Jahre in die Höhe), mit Skepsis zu begegnen. Wenn behauptet wird, 70,80 Prozent der Schüler einer durchschnittlichen Grundschulklasse seien psychischgestört, muss die Frage nach der Geistesverfassung des Betrachters erlaubtsein. Sie muss schon erlaubt sein, wenn von 40 oder 50 Prozent die Redeist. Derartige Alarmmeldungen entsprechen „selbstverständlich weder statistischnoch in unserer persönlichen Erfahrung der Realität“, betont WolfgangBergmann. Gehen wir mal vorsichtig davon aus, dass jedes fünfte Kind anhaltendüberfordert ist und jedes zehnte Symptome zeigt, die die Frage aufwerfen,ob es therapeutische Hilfe braucht. Schlimm genug. Was tun? Jegge gibteine unpopuläre Antwort, die aber wohl den einzigen Erfolg versprechendenWeg zeigt: „Lassen wir doch das Kind wieder Kind sein, lassen wir ihm Zeit,statt die kleinste vermeintliche Abweichung als abnormal abzustempeln und esumso heftiger auf Effizienz zu trimmen.“ Für arme, von Milieuschädigungenbedrohte Kinder fordern wir, um auch das zu erwähnen, seit langem politische69

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