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Dressurpädagogik? Nein danke! - Janusz Korczak Institut

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hier skizzierten Auffassung überein. So heißt es zum Beispiel unvermittelt:„Die Macht von Eltern wandelt sich zu Autorität durch dieLiebe zu ihren Kindern“. Da ist ihm versehentlich ein akzeptabler Satzrausgerutscht, der allem widerspricht, was er selbst davor und danachverkündet. Die Ernüchterung folgt auf dem Fuß: „Durch Liebe übensie (die Eltern) ihre Macht rechtmäßig aus. Ebenso legitimiertsich die Macht des Polizisten und wird zur Autorität, wenn er sienutzt, um die Ordnung aufrecht zu erhalten und die Würde derMenschen zu schützen.“ Wenn Liebe die geheimnisvolle Kraft besitzt,Macht in Autorität zu verwandeln, folgt daraus, dass die hier gemeinteAutorität etwas anderes ist als Macht. Sonst wäre keine Verwandlung nötigund der Satz sinnlos. Diskutabel ist die Aussage: Was ohne den Zauberder Liebe ein Machtverhältnis wäre, nimmt, durch Liebe verwandelt,den Charakter eines Vertrauensverhältnisses an, welches die Bejahungder (liebevollen) Autorität des Erwachsenen durch das Kind einschließt.Damit ist die , Autoritätsposition keine Machtposition mehr, sondern einezugebilligte Leitungsposition. „Durch Liebe üben die Eltern ihreMacht rechtmäßig aus“ und „Die Macht von Eltern wandelt sichzu Autorität durch die Liebe zu ihren Kindern“ sind zwei diametraleinander widersprechende Sätze.Wie Bueb tatsächlich denkt, ist spätestens wieder klar, wenn er diePolizei ins Spiel bringt. Eltern mit Polizisten zu vergleichen, um zu verdeutlichen,dass Liebe zur Machtausübung berechtigt, ist ebenso an denHaaren herbeigezogen wie verräterisch.Aufschlussreich der Passus, in dem sich Bueb gegen die Meinungwendet, Autorität müsse „durch Kompetenz (...) und moralische Integrität“gedeckt sein. Das wäre ja noch schöner! Unser Internatsleiteri.R. besteht darauf, Schüler müssten „sich (...) auch Lehrern unterordnen,die durch ihre Persönlichkeit den Anspruch auf Autoritätnicht einlösen können.“ Wieso um alles in der Welt müssen sichKinder inkompetenten, moralisch fragwürdigen Erwachsenen unterordnen?Weil wir großen Leute ja schließlich auch bereit sind, uns inkompetenten,moralisch fragwürdigen Obrigkeiten zu unterordnen? DamitHänschen beizeiten lernt, was Hans sonst nimmermehr lernt, nämlichblind zu gehorchen, ohne nach der Vernünftigkeit und moralischen Ver-53

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