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Dressurpädagogik? Nein danke! - Janusz Korczak Institut

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schwert ihn. „Es gibt im Grunde genommen auf keiner Stufe eine andereErziehung als die Selbsterziehung. Jede Erziehung ist Selbsterziehung,und wir sind eigentlich als Erzieher und Lehrer nur die Umgebung dessich selbst erziehenden Kindes“ (Rudolf Steiner, Die pädagogische Praxisvom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschenerkenntnis.)Nicht nur für das Kleinstkindalter, auch für die Kindergarten- undSchuljahre gilt: Jedwede Form von „Bearbeitung“ der Psyche ist für dieEntwicklung sozialer Kompetenzen eher hinderlich als zuträglich. Denn„das Kind eignet sich (diese) durch imitatives Lernen an“ (Largo). Winterhoffwiderspricht. Er erklärt im zweiten Buch, mit dem „klassischenVorbildbegriff“ sei das, worauf es beim sozialen Lernen ankomme, unzutreffendbeschrieben. „Die positive Vorbildfunktion der Eltern,welche die Kinder zur Nachahmung auffordern soll, führt selbstnicht zu einer psychischen Reifeentwicklung.“ Entscheidend seivielmehr die „Spiegelung“, also jenes verhaltensbewertende Kommentieren.Er begründet das mit dem Argument, kleine Kinder nähmen ihreEltern noch gar nicht als Vorbilder wahr und hätten deshalb auch keinenImpuls, diese nachzuahmen. Dazu sei „ein gewisser Reifegrad erstVoraussetzung“. Und der wird laut Winterhoff erreicht, indem die primärenBezugspersonen – da haben wir’s wieder – geziemend „abgegrenzt“auftreten und zudem „wie lebende Schallplatten“ fortwährendmissbilligende oder zustimmende Sätze absondern. Auf diese Weiseentstehe im Kind nach und nach ein Gefühl für „richtig“ und „falsch“,hofft der Psychiater aus dem Rheinland. Erst dann könne auf den Nachahmungseffektgesetzt werden.Da fehlen einem vor Schreck erst mal die Worte. Belassen wir es hierbei zwei schüchternen Gegenfragen: Wie lernen kleine Kinder, sich aufzurichten?Wie lernen sie sprechen? Selbstverständlich durch Nachahmung.Am Vorbild der großen Leute. Die mitgebrachte Nachahmungsbereitschaftund -fähigkeit dient zunächst vor allem dem Erwerb basalerFertigkeiten (Aufrichteprozess, Bewegung, Sprache), erstreckt sich abervon Anfang an auch (und zunehmend stärker) auf soziale Verhaltensweisen.Die Übergänge sind fließend. Und weil man es gar nicht oft genugwiederholen kann: „Training“ ist dabei nicht nur nutzlos, sondern sogarhinderlich.49

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