Lösungen, die definitiv Chancengleichheit herstellen, am besten die Einführungdes bedingungslosen Grundeinkommens in Verbindung mit einem Bildungsgutschein.Die „schwarze Pädagogik“ wechselt ihre Methoden, nicht jedoch ihreGrundsätze. Eng verquickt mit einem medzinisch-therapeutischen Apparat,der ebenfalls immer mehr dahin tendiert, den reibungslos funktionierendenMenschen zu idealisieren, steht und fällt sie mit dem HerbartianischenParadigma vom Segen der strikten Bekämpfung des kindlichen Eigensinnsund definiert sich aus ihrem Ressentiment gegen jedwede Formvon liberalen Erziehungsideen. Der Trend zur Rehabilitation dieses abgelebtePrinzips setzte bereits Ende der 1980er Jahre ein, lange bevor Buebund Winterhoff das Spielfeld betraten. Eine Flut von Publikationen mitentsprechender Grundausrichtung ergießt sich seit Jahren über verunsicherteEltern, überforderte Erzieher und ausgebrannte Lehrer. Doch dieallgemeine Ratlosigkeit wächst proportional zur Masse der scharfmacherischenRatgeberliteratur, was den Schluss nahe legt, letztere sei zwarpopulär, aber nutzlos.In der Tat folgen viele dieser Elaborate der verqueren Logik, einemertrinkenden Nichtschwimmer zuzurufen, er solle doch einfach schwimmen.Da herrscht in einer Familie der permanente Kriegszustand, weildie Eltern unentwegt Regeln aufstellen und Grenzen setzen und beiNichtbeachtung Strafen verhängen, was jedoch bei den Kindern keinerleiWirkung zeigt, und von allen Seiten tönt es: Ihr müsst Regeln aufstellen!Grenzen setzen! Habt Mut zur Erziehung! Ein Lehrer schreit sich im Unterrichtjeden Tag die Kehle heiser, droht, setzt alle verfügbaren Druckmittelein, doch alles wird nur immer schlimmer. Dann liest er in so einemschlauen Buch: Kinder brauchen Autorität! Sorgen Sie für Disziplin!Ja wie jetzt. Soll er prügeln?In höchster Not wendet er sich an einen Herrn Winterhoff und liest:„Erziehung (...) bedeutet (...) Bildung der Psyche (und) ständigesTraining ihrer Funktionen. (...) Je mehr Training, desto automatisierterdie Abläufe“. Aha, denkt sich der geplagte Lehrer undüberlegt, ob er mal bei der Abrichtung von Polizeihunden zugucken soll.Die erwünschte „Arbeitshaltung“, so Winterhoff, „muss dem Kind70
immer wieder abverlangt werden, damit sie sich als Grundfunktioneinschleifen kann.“ Als Grundfunktion einschleifen! Es kann nichtschaden, manche Passagen mehrmals zu zitieren in einem solchen langenText. Das ist die Bankrotterklärung der Pädagogik. Hier geht es nurnoch darum, maßgeschneiderte Menschen herzustellen. Und das rächtsich. Immer. Auf die eine oder andere Weise. Der Versuch, diese vonAngst und Frustration diktierte „Philosophie“ praktisch umzusetzen, erzeugtin Familien, Kindergärten und Schulen ein kaltes, berechnendesKlima. Wie gesagt, nicht erst Bueb und Winterhoff haben damit angefangen.Sie treiben es nur auf die Spitze.Wir, die Unterzeichnenden, verfügen großenteils über langjährige Erfahrungin der Erziehungsberatung und wissen daher, dass sich viele Elternäußerst unwohl fühlen in der ihnen zugewiesenen Rolle als Fitnesstrainerfür künftige „Arbeitsesel des Neoliberalismus“ (Jegge). Sie erlebenja, dass ihren Kindern die Kindheit geraubt wird, fühlen sichaberverpflichtet, mit der Zeit zu gehen. Denn von allen Seiten wird ihneneingehämmert, die rosaroten Zeiten seien vorbei, und wer sein Kind liebe,der hole so früh wie möglich so viel wie möglich aus ihm heraus,damit handle er auch im gesellschaftlichen Maßstab verantwortungsvoll.(Was stark zu bezweifeln ist. In einem Interview der Wochenschrift DasGoetheanum vom 06.02.09 hält Largo dagegen: „Es gibt hier das Kindals Individuum und auf der anderen Seite die Normvorstellungen der Gesellschaft.Wir bekommen dann eine starke Gesellschaft, wenn wir unsam Individuum orientieren, und eine schwache, wenn wir uns an Normenausrichten, denn so schöpfen wir das Entwicklungspotenzial derMenschen nicht aus.“)So zeigen sich viele Eltern als loyale Staatsbürger und erfüllen ungeachtetihrer hartnäckigen Gewissensbauchschmerzen tapfer den Auftrag,von dem sie glauben, er befördere sie in die Riege der „guten“ Eltern.Was aber tun, wenn bei einem Kind Anzeichen von Erschöpfung, Panik,Unkonzentriertheit, nachlassender Leistungsmotivation auftreten? Oderwenn es gar zur Totalverweigerung übergeht? Entlastung? Schonung?Bewahre! Der Auftrag schreibt vor, in solchen Fällen sofort „Maßnahmen“zu ergreifen! Den Druck zu erhöhen! Verschärftes Training! Nachhilfe!Begleitende Therapien! Leistungssteigernde Pillen! Erschreckend71
- Seite 1 und 2:
Henning KöhlerDressurpädagogik? N
- Seite 3 und 4:
gungen des herkömmlichen Erziehung
- Seite 5 und 6:
Key in ihrem Buch Das Jahrhundert d
- Seite 7 und 8:
ten Buch (Tyrannen müssen nicht se
- Seite 9 und 10:
der werden (in fortschrittlichen p
- Seite 11 und 12:
fen, dass der Mensch als hochgradig
- Seite 13 und 14:
Verständnis für Zusammenhänge er
- Seite 15 und 16:
Winterhoff heißt). Die Passage ist
- Seite 17 und 18:
geldiagnostische Etikettierung, die
- Seite 19 und 20: griff Schindluder getrieben (darauf
- Seite 21 und 22: „Moralerziehung“, verstanden al
- Seite 23 und 24: „Kinder sind vollwertige Menschen
- Seite 25 und 26: sagt: ´Denn wir müssen zu ihrer B
- Seite 27 und 28: Förderwahn, Abstiegsangst, Resigna
- Seite 29 und 30: zum Therapeuten`.“ Hauptsache Erf
- Seite 31 und 32: Toleranzrahmen immer enger zu ziehe
- Seite 33 und 34: Zwei pädagogische Traditionsström
- Seite 35 und 36: unter den Willen des Erziehers“ l
- Seite 37 und 38: einfach „großgezogen“, sondern
- Seite 39 und 40: der Selbstbewahrung kontinuierlich
- Seite 41 und 42: Zavaglia vom Nürtinger Janusz-Korc
- Seite 43 und 44: fer). Das bilderzeugende Vermögen
- Seite 45 und 46: nander umzugehen. Diese Mitbetroffe
- Seite 47 und 48: ADHS) oder eben, Winterhoff folgend
- Seite 49 und 50: schwert ihn. „Es gibt im Grunde g
- Seite 51 und 52: en. Man ahnt, welche richtigen Beob
- Seite 53 und 54: hier skizzierten Auffassung überei
- Seite 55 und 56: nach Winterhoff exemplarisch intuit
- Seite 57 und 58: onsmuster aufmerksam werden und die
- Seite 59 und 60: aucht, bis es tut, was er verlangt.
- Seite 61 und 62: ähnlich wie die gegenseitige Über
- Seite 63 und 64: Nach einer aktuellen bundesweiten S
- Seite 65 und 66: Gleichzeitig sank die Bereitschaft,
- Seite 67 und 68: ● Und natürlich: Leistung, Leist
- Seite 69: klasse litten unter psychiatrisch r
- Seite 73 und 74: das heißen soll, „im engeren Sin
- Seite 75 und 76: Herbst 2009Studienkreis für Neue P
- Seite 77 und 78: Fabian, WolfgangFreier JournalistHe