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Dressurpädagogik? Nein danke! - Janusz Korczak Institut

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fer). Das bilderzeugende Vermögen bleibt ungenutzt und erlahmt. Fürdie Zukunft unserer Kultur liegt darin eine weitaus größere Gefahr als imUnvermögen mancher Eltern, ihren ohnehin überstressten Kindern auchnoch automatenhaften Gehorsam anzutrainieren. (Dennoch soll nichtunerwähnt bleiben, dass sich auch Winterhoff kritisch zu den Medien äußert.)Ganze Industriezweige leben von der schamlosen Ausnutzung deskindlichen Begehrens, der kindlichen Neugier und Hingabefähigkeit. Dasstellt eine Form von Terror dar. Mit dem billigen Verweis auf Marktgesetze(„Die Nachfrage bestimmt nun mal das Angebot in einem freienLand“) und Elternverantwortung („Niemand hindert euch, den Kindern zuverwehren, was ihnen schadet“) lässt sich das nicht rechtfertigen. Auchim Rahmen der bestehenden Ordnung besteht kein zwingender Grund,Kinder und Jugendliche mit immer neuen überflüssigen, verblödenden,schlimmstenfalls krank machenden Produkten zu ködern. Das versetztsie in eine spezifische Art von Stress, den Stress des „Unbedingt-Haben-Müssens“ (als ob das Leben davon abhinge). Daraus erwächst viel Unfrieden,sowohl unter den Kindern als auch zwischen Eltern und Kindern.Schlimmer noch: Das Verlangen nach all dem Flachsinn, der unbedingtinhaliert, all dem erbärmlichen Zeug, das unbedingt angeschafft werdenmuss, um „dazu zu gehören“, erstickt jene kindliche Zauberkraft, diegemeint ist, wenn ein Märchen mit den Worten beginnt: „In den Zeiten,als das Wünschen noch geholfen hat“;die jeden Kieselstein in einen Diamantenund jeden alten Gummistiefel in einen Siebenmeilenstiefel zuverwandeln vermag. Das ist keine Bagatelle. So stirbt Kindheit.Der außengesteuerte Sozialcharakter im Kapitalismus ist nicht zuletztein dem „Haben-Modus“ (Erich Fromm) verfallener Charakter, dessenSelbstwertgefühl vom Grad seiner konsumtiven Potenz abhängt. Auf Gestaltunglegt er keinen Wert mehr, da ihn nur noch der Erwerb fertigerProdukte interessiert. Zuletzt betrachtet er auch seine Mitmenschen unddie Beziehungen zu ihnen unter dem Warengesichtspunkt. Und geht davonaus, dass er in den Augen der anderen ebenfalls nur ein Produkt ist.„Konsumterror“ war ein 68er-Kampfbegriff. Doch selbst die 68er ahntennicht, in welchem Maße der Konsumterror einschließlich des Medienterrors40 Jahre später sogar die Kinder bedrohen würde.43

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